Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand
Punkt – er konnte nicht mit Zohra zusammen sein, weil seine Mutter es nicht zuließ.«
»Man merkt, dass Sie keine Ahnung haben«, winkte Klara Benesch verächtlich ab, »wissen Sie nicht, dass er eine Braut hat? Ein wunderbares Mädchen, deren Eltern ...«
»Ja, ja, ja«, seufzte Balilati gelangweilt, »wir wissen inzwi schen sehr gut, dass Sie in diese Braut, Michelle Polack, ganz ver narrt sind, und wir wissen auch schon, dass ihre Eltern ordent lich was beieinander haben und alles Übrige noch dazu, aber er«, sagte er und ließ seine kleine Hand auf Joram Beneschs Schulter fallen, der sie sofort mit einer heftigen Bewegung abschüttelte, »er hat sie nicht gewollt. Wissen Sie, wen er wollte, Frau Benesch? Er wollte seine Nachbarin, nicht Nesja, nein, er wollte diese jemenitische Schönheit, die schwarze, die Nachbarin überm Zaun, die wollte er. Am Anfang zumindest. Mit ihr und nicht mit seiner Braut hat er sich im Felsenhotel getroffen.«
Joram Beneschs Augen weiteten sich mit unverhüllter Furcht. »Was ist das, das Felsenhotel?«, flüsterte er.
»Nun, dieses Hotel in Netanya, wie Sie sehr gut wissen, wo ihr euch getroffen habt«, antwortete Balilati in gleichmütigem Ton, »außerhalb der Stadt, weit weg von Mamas Augen.«
»Sind Sie nicht mehr ganz dicht oder was«, fuhr Joram Benesch wütend auf, »ich und sie wollen?! Zohra Baschari? Warum sollte ich die wollen? Und außerdem, wenn ich sie so sehr wollte, Ihrer Ansicht nach, warum hätte ich sie dann umbringen sollen?«
»Das ist ganz genau der Punkt, von dem wir erwarten, dass Sie ihn uns erklären«, sagte Balilati, »das und die Sache mit dem Mädchen, Nesja.«
»Ich habe dieses Mädchen nicht angerührt«, antwortete Jo ram Benesch, und der angewiderte Ausdruck glitt wieder über sein Gesicht, »nicht mal mit einem langen Stecken hätte ich die angerührt.«
»Es gibt Spuren im Wagen, dass Sie dort waren, an dem Ort ... in dem Kiosk«, entgegnete Wachtmeister Ja’ir, »und auch, dass die Hündin in Ihrem Auto war, Sie haben den Hund in Ihr Auto gelockt, und das war ein großer Fehler ...«
»Wer sagt das?!«, verlangte Joram Benesch zu wissen. »Wo nehmen Sie das her?«
»Und dieser Schatz, der unter der Judenkirsche in Ihrem Teil des Gartes vergraben war?«, sagte Ja’ir. »Das ist wohl Zufall?«
»Sicher ist das Zufall«, schrie Joram Benesch, »das ist dieses Mädchen, das die ganze Zeit im Hof um die Fenster herumgestrichen ist, und sie ... das sind Sachen, die sie gesammelt hat, bin ich daran vielleicht auch noch schuld?«
»Wir haben dort noch alle möglichen anderen Zettel so wie diesen gefunden«, griff Michael ein, »und diese Zettel ... ich möchte nur wissen, ob Sie sie jemals gesehen haben? Ob Sie verstehen, was auf ihnen geschrieben steht? Gib mir doch bitte den Umschlag«, wandte er sich an Balilati, »mit den Fotos.«
»Er ist in der Schublade, da wo du sitzt«, erwiderte der Nachrichtenoffizier.
Michael rückte nach hinten und zog die Schublade auf, in der ein Aufnahmegerät lief, zusätzlich zu dem, das offen sichtbar auf dem Tisch stand, und beförderte aus der Tiefe einen großen Umschlag hervor, dem er einige Blätter entnahm. »Das sind einige Fotos von den Zetteln, die wir gefunden haben«, erklärte er, »und ich möchte Sie bitten, einen Blick darauf zu werfen und nachzuschauen, ob sie etwas davon erkennen.«
»Nach all dem«, Joram Benesch war sichtlich erschüttert, »wollen Sie auch noch, dass ich Ihnen helfe? Gleich werden Sie mich noch darum bitten ...« Der helle Zorn brannte in seinen blauen Augen.
»Hier«, sagte Michael und hielt ihm ein Blatt hin, »da steht: ›Um Gefallen zu finden in den Augen von Königen und Fürsten: schreibe den Namen Gothael und lege ihn unter deine Zunge.‹ Sie haben sicher von Zohra etwas darüber gehört, richtig?«
»Sagen Sie«, Joram Benesch sackte mit gespielter Ermattung in sich zusammen, »wird das die ganze Zeit so weitergehen? Denn ich bin nicht verpflichtet, hier zu sein und mir dieses ganze Geschwätz von Ihnen allen anzuhören, ich habe nichts getan, und Sie haben keinerlei Beweise, das ist alles ... alles eine Samm lung von Indizien, das Aftershave und die Zettel und das Ding da«, er deutete auf die Nuss, »das Sie mir ins Auto gelegt haben, und ... und überhaupt, wir gehen nach Hause, Mama.« Er stand von seinem Stuhl auf, trat zu ihr und ergriff ihren Arm. »Sie können uns nicht einfach so festhalten ohne jede Rücksicht, Mama, sie haben kein ...
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