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Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Titel: Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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angerufen. Sie würden eine Sendung machen, ›Wie es ist, eine er folgreiche Blondine zu sein‹, sagte sie zu mir, und sie wollten, dass ich daran teilnehme.«
    »Du warst blond?«, wunderte sich Michael.
    »Nein, woher denn, ich bin schon seit Jahren so ...«, lächelte sie und fuhr sich mit den Fingern von der Stirn bis zum Nacken durchs Haar, »und ich habe ihr auch gesagt: ›Aber ich bin überhaupt nicht blond‹, und weißt du, was sie geantwortet hat?«
    Michael schüttelte langsam den Kopf. Er wusste nicht, was die Regisseurin geantwortet haben könnte und welche Lehre er daraus ziehen würde.
    »Sie sagte zu mir, ohne mit der Wimper zu zucken: ›O.k., ich verstehe, dann wissen wir also, dass Sie nicht blond sind, aber Sie können die Nicht-Blondine repräsentieren, die immer davon ge träumt hat, blond zu sein oder so was.‹ Hast du mich verstan den? Und mein Kameramann hat mir noch vorgeworfen, dass ich zu unbeweglich sei, dass ich mich selbst zu ernst nähme, weil ich nicht damit einverstanden war. Aber es gibt eine Grenze.«
    Er hatte mehrmals bestätigend genickt, um sein Verständnis zu bekunden.
    Jetzt schaute Michael sie an, wie sie den Kerzendocht mit zwei Fingern zusammenpresste, um den leichten Qualm zu ersticken. »Möchtest du, dass ich gehe?«, fragte er unglücklich und sammelte die verstreuten Blätter ein, knüllte sie mit beiden Händen zu einer Kugel zusammen und warf sie mit einer Bewegung, deren Theatralik ihn selbst anwiderte, in eine Ecke des Zimmers, knapp an der Öffnung des großen Tonkrugs vorbei, der dort stand. »Es tut mir Leid, dass sie dich in all das hineingezogen hat«, sagte er und senkte den Blick, »aber wenn du möchtest – dann gehe ich jetzt.«
    »Red keinen Unsinn«, Ada legte ihre Hand an seine Wange, »das legt sich wieder bei mir. Das ist Schaum auf dem Wasser, ein bisschen Schmutz, das geht vorbei. Es ist Zeitungspapier, morgen werden sie damit die Fische am Markt einwickeln. Aber es gibt da etwas, das mich interessiert, und darauf bestehe ich«, sagte sie in nachdenklichem Ton.
    »Was? Was interessiert dich?«, fragte Michael, sehr erleichtert, dass ihr Unmut nicht ihm galt, und zutiefst dankbar, dass sie nicht schon genug von ihm hatte. Er beugte sich zu ihr hinüber und streichelte ihre Finger.
    »Wie kann es sein, wenn du nicht mit ihr geredet hast ... findest du es nicht ziemlich seltsam, dass sie diese ganzen persönlichen Details in so kurzer Zeit herausgefunden hat? Was bist du für eine Art Polizeidetektiv, dass dich diese Frage nicht beschäftigt?«
    »Weißt du, wie viele seltsame Dinge allein heute passiert sind?«, wich Michael aus, immer noch bemüht, nicht an »diese Frage« zu denken, die ihn seit dem Morgen unablässig quälte.
    »Das ist durchaus verständlich«, erwiderte Ada und warf einen Blick auf ihre Uhr, »ein Mensch geht um sechs Uhr morgens aus dem Haus und kommt um zwei Uhr früh zurück, da kann man verstehen ... aber trotzdem, hattest du keine einzige Sekunde, um dich zu fragen, wie sie an diese ganzen Sachen gekommen ist?«
    »Ich will nicht darüber nachdenken«, antwortete Michael mit verhaltener Stimme und wählte seine Worte mit Bedacht, um die Furcht nicht preiszugeben, die ihre Frage in ihm weckte, »ich will nicht, aber ich ... den ganzen Tag habe ich versucht, nicht daran zu denken, und ich war auch so beschäftigt, dass ich gar nicht ... warum fragst du nicht nach Mosche Avital? Wir haben ihn vorläufig verhaftet. Er hatte nicht einmal Einwände dagegen, hat mitgespielt wie ein braver Junge, was ziemlich seltsam ist. Es kommt mir komisch vor, dass sich jemand Blut abnehmen lässt, freiwillig, für einen DNA-Test, ohne jede Angst. Und dabei hat er nicht einmal ein Alibi für die Zeit, als das kleine Mädchen ver schwunden ist, und er hat dieses Mädchen auch noch gekannt. Es gibt solche, ich kenne sie. Sie kooperieren bereitwillig und erzählen scheinbar alles, was sie wissen, und nachher stellt sich heraus ... Warum fragst du nicht nach dem Test, der DNA-Analyse? Das ist interessanter, glaub mir, wie man aus einem Blutfleck, mit einem Haar oder allem, was menschliche Zellen enthält, den Code der Zelle knacken kann ... in Amerika haben sie eine DNADatenbank, so wie ein Archiv von Fingerabdrücken, aber bei uns hat man kein Geld für so etwas ...«
    »Na gut«, unterbrach ihn Ada, »meiner Meinung nach hast du keine Wahl. Aber ich dränge dich nicht, du bestimmst das Tempo.« Für einen Augenblick huschte ein leichtes

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