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Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Titel: Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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wäre, hätte er sich nicht die Zigarette angezündet, die er nun zwischen den Fingern malträtierte. Kein Zittern war in seiner Stimme zu hören, und seine Finger erschienen ihm genau wie gestern und vorgestern, vollkommen ruhig und beständig, als er sagte: »Sag mal, hast du dich mit Orli Schoschan getroffen?«
    Zum ersten Mal blickte ihm Eli Bachar in die Augen. Eine ganze Weile schaute er ihn nur an und antwortete nicht. Seine Wimpern flatterten, und auch eine schwache Kopfbewegung war erkennbar.
    »Ich möchte es von dir hören, ganz genau«, sagte Michael mit trockener Kehle, »in allen Einzelheiten.«
    Eli Bachar räusperte sich einige Male hintereinander: »Ich wollte schon mit dir darüber reden, ich wusste nicht, dass ...« Seine Stimme erstarb, als er sich wie Hilfe suchend umblickte, doch Michael schwieg. Als sei die Stille unerträglich, sagte Eli Ba char dann hastig, in entschuldigend bangem Ton: »Ich habe nicht gedacht, dass du den Artikel schon so früh sehen würdest, ich hatte vor ... willst du Kaffee?«, fragte er, hob einen Becher an seinen Mund und wischte sich danach Reste von Kaffeesatz von seinen Lippenrändern. »Ich hatte vor, nachher mit dir zu reden, nach der DNA-Analyse«, sagte er und stellte den Becher auf dem Tisch ab.
    »Dann redest du eben jetzt mit mir«, sagte Michael, und diesmal wandte er seinen Blick ab. Es war eine Sache, einen Verdächtigen beim Verhör anzusehen, und eine andere, in die Augen von jemandem zu blicken, dessen Verhalten einem tiefe Scham einflößte.
    »Sprich nicht so mit mir, in diesem Ton«, erwiderte Eli Bachar und rollte den Zettel, den er vorher vorgelesen hatte, penibel zu einem Röllchen zusammen, so lange, bis er dünn wie ein Zahn stocher war. »Du hast mich noch nicht gehört, und garantiert weiß derjenige, von dem du’s gehört hast, nicht das, was ich weiß.«
    »Ich höre«, erwiderte Michael, »und im kleinen Zimmer wartet man auf mich.«
    »Ich hab’s kapiert. Er kann noch ein paar Minuten warten«, äußerte Eli Bachar mit der Ruhe von jemandem, der nichts zu verlieren hat, »ich hab dir’s schon gesagt: Sprich nicht so mit mir, ich bin nicht noch so einer, den du zu verhören hast.«
    Sätze, die Zila im Auto auf ihrer Fahrt von der Synagoge zum Präsidium gesagt hatte, hallten jetzt in ihm wider – »Hast du gesehen, wie sie zu ihrem Mann spricht, diese Hagar? Das ist das Allerschlimmste, wenn man hässlich mit jemandem redet, der einem nahe steht, und so hat sie schon geredet, noch bevor sie überhaupt gewusst hat, dass er lügt. Menschen ... die Leute kapieren nicht, dass auch zwischen sich nahe stehenden Menschen Achtung und Höflichkeit sein muss, was sag ich da ›auch‹, noch mehr, da braucht es sogar noch mehr Achtung und Höflichkeit.«
    »Du hast dich mit Orli Schoschan getroffen«, wiederholte Michael.
    Eli Bachar zerbröselte die Ränder des Styroporbechers, nach dem er wieder gegriffen hatte: »Ich kann mir gut vorstellen, was man dir gesagt hat. Und ich weiß auch, wer’s dir gesagt hat. Und der, der’s dir gesagt hat« – er sah Michael beleidigt an –, »dessen Namen ich jetzt nicht nennen will, der hat dir garantiert gesagt, dass ich das gemacht habe, weil ... weil ich eine Wut im Bauch habe, oder um alles zu ruinieren.«
    Als Zila ihren Sicherheitsgurt angelegt hatte, immer noch unter vorwurfsvollem Kopfschütteln, hatte sie gesagt: »Die Menschen benehmen sich am gemeinsten denen gegenüber, die ihnen am nächsten stehen, sie sind sich sicher, dass sie sie in der Tasche haben, und das ist so schön bei dir, das ist vielleicht das, was ich am meisten an dir mag«, und ihre Silberohrringe schaukelten leise klingelnd, als sie sich bückte, um die Mineralwasserflasche vom Boden des Wagens heraufzuholen, »dass du nie denkst, du hättest jemanden in der Tasche, das hasse ich am allermeisten, wenn die Leute denken ... dass sie sich gar nicht mehr anstrengen brauchen ... du würdest nie im Leben so zu jemandem sprechen, den du magst«, stellte sie entschieden fest und nahm einen langen Schluck aus der Flasche, wischte danach den Rand ab und reichte sie Michael. »Die Menschen haben es einfach nicht gern, wenn man sie wie selbstverständlich hinnimmt und behandelt, du darfst nie aufhören, dich für jemanden anzustrengen, der dir wichtig ist.«
     
    Sich anzustrengen bedeutete jetzt, nicht schlau vorzugehen, ermahnte er sich, während er zum offenen Fenster in Elis Rücken blickte. Aus Richtung des Eingangs zum Migrasch

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