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Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Titel: Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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jaulte. Wie in der Ferne. Ein schleifender Körper. Rosi w ar etwas passiert. Wer kümmerte sich um Rosi, wenn Nesja hier war und Mama auch? Wie schwer es war, die Augen geschlossen zu halten und sich nicht zu rühren, still und reglos zu atmen. »Ihr Fuß hat sich bewegt«, sagte die Stimme der jungen Frau, die mit dem Arzt gesprochen hatte, »ich komme gleich wieder«, nun von weiter weg, vielleicht vom Gang her, und Nesja fühlte, wie sie eine harte, raue Hand am Knie und unterhalb des Knies berührte. Mamas Hand.
    »Sie ist dünn geworden«, hörte sie die Stimme ihrer Mutter fast wimmern, während die Hand in ihr Fleisch zwickte, »das Bein ist wie ein Streichholz.« Und danach ersticktes Weinen, mit einer unvertrauten Stimme, ein Gesicht ganz dicht an dem ihren und Geruch nach Koriander. Die Hand an ihrem Gesicht war die ihrer Mutter, und es war ihr Geruch, aber diese Stimme, die da so heiser schluchzte, das konnte unmöglich Mama sein.
     
    Als Michael mit einem einzigen Ruck die Tür zu seinem Büro auf riss, schrak Eli Bachar zusammen. Er saß dort auf seinem Stuhl, so wie er es des Öfteren zu tun pflegte, wenn das Zimmer frei war, und als die Tür aufging, legte er seine Hände wie schützend auf den Zettelhaufen und die vor ihm auf dem Tisch verstreuten Papiere. »Da bist du ja«, sagte er beim Anblick Michaels, kniff seine schmalen grünen Augen zusammen und kratzte sich an der Wange, und danach kehrte sein Blick zu den Papieren zurück, als könnte er sich nicht von ihnen trennen. »Endlich kommst du, ich habe gehört, dass das Mädchen aufgewacht oder am Aufwachen ist«, setzte er hinzu und schichtete vorsichtig die Zettel und Papiere auf einen Haufen. Der Klang seiner Stimme, der leichte Ton, mit dem er sprach, die Behutsamkeit, mit der seine Finger Zettel um Zettel glätteten, all das erschien Michael künstlich und unecht. Dieses Empfinden von Falschheit, das in der Luft knisterte, hatte etwas quälend Peinliches, was mit ein Grund war, weshalb er die Sache schnell zu Ende bringen wollte, obwohl er eigentlich schon wusste, dass hier gar nichts zu Ende gebracht werden könnte – es sei denn, etwas ganz anderes stellte sich heraus, doch was hätte das schon sein können.
    »Schau dir das an«, sagte Eli und klaubte einen Zettel von der Stahlplatte des Bürotisches, »schau dir an, was da steht«, und er begann, langsam und betont vorzulesen: »›Um jemanden zu fesseln, nimm neues Tongut, schreibe die folgenden Namen darauf, und stelle es in den Ofen während des Backens: Asir, Avius, Batis Batis, Avinas, und er wird durch ihre Beschwörung gefesselt.‹ Das ist schon was, dieses Zeug mit den Zauberformeln und Amuletten, was?« Eine Art gekünstelter Heiterkeit schwang in seiner Stimme, als er Michael, der immer noch auf der anderen Seite des Tisches stand, den Zettel hinhielt: »Da schau, siehst du das, ich hab’s Wort für Wort vorgelesen.«
    Michael räusperte sich und ließ sich schwerfällig auf dem Stuhl gegenüber nieder, Elis ausgestreckte Hand mit dem Zettel immer noch vor sich.
    »Brauchst du deinen Platz?«, fragte Eli und erhob sich von dem Stuhl, »ich warte hier bloß auf eine Information«, entschuldigte er sich – seit wann entschuldigte sich Eli dafür, dass er auf Michaels Schreibtischstuhl saß? –, »sie können jeden Moment die Ergebnisse des DNA-Tests bekannt geben. Sie haben gesagt, es würde einige Zeit dauern, denn nur mit den Haaren, die wir gefunden haben ...« Angesichts Michaels unwirsch abwinkender Handbewegung setzte er sich wieder.
    Michael hatte sich ein paar Eröffnungen zurechtgelegt, drei oder vier, mit der Absicht, sich dem Thema langsam zu nähern, etwas Unverbindliches zu sagen wie: »Wo hast du dich gestern herumgetrieben? Zila und ich haben dich gesucht«, oder: »Was sagst du zu der Reportage von Frau Schoschan?« Er wollte Eli dazu bringen, von sich aus zu reden, aber all das brach gegenü ber diesen so vertrauten grünen Augen zusammen, die ihm jetzt systematisch auswichen, obwohl Michael versuchte, Elis Blick einzufangen. Wie konnte man einen solchen Schritt vorsichtig ge gen einen Menschen einleiten, den man für den engsten Freund gehalten hatte, an dem zu zweifeln einem nie in den Sinn gekommen wäre? Und daher hatte das, was er am Ende sagte, nicht die entfernteste Ähnlichkeit mit den Worten, mit denen er den Anfang hatte machen wollen.
    Er verkniff sich gerade noch die Frage: »Hab ich dir eigentlich was getan?«, die ihm beinahe herausgerutscht

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