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Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Titel: Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Stimme, »ich bin nur hier, weil es mich kümmert ... weil ich auch ihren Eltern ... Sie wissen, dass das keine offizielle Vernehmung ist, und Sie haben kein Recht zu ...«
    »Nicht offiziell und nicht unter dem üblichen Hinweis«, versicherte Michael, »Sie sollen uns nur helfen, indem Sie uns erste Anhaltspunkte geben. Wenn Sie an Zohra Baschari wirklich hingen und sie Ihnen so viel bedeutet hat, dann haben Sie sicher nichts dagegen einzuwenden, bei der Aufklärung dessen zu helfen, was hier passiert ist.«
    Der Rechtsanwalt wischte sich mit einem karierten Taschentuch übers Gesicht und seufzte. Michael musste an seinen ExSchwiegervater denken, ein polnischer Jude, Holocaust-Überlebender, der als Diamantenhändler reich geworden war und es seiner einzigen Tochter, auch während der Jahre, in denen sie Mi chaels Frau gewesen war, an nichts hatte fehlen lassen. Jusek, der ihrem Sohn Juval ein mustergültiger Großvater war, pflegte sich ebenfalls mit einem Stofftaschentuch übers Gesicht zu fahren, wenn er angespannt oder aufgeregt war.
    »Ihre Eltern wussten nichts von irgendwelchen Plänen eines Wohnungskaufs.«
    »Es war eine hervorragende Investition, ich habe ihr gesagt, dass sie von der Miete die Hypothek würde bezahlen können. Sie wollte im Ausland studieren.«
    »Ein Mädchen, das zum Studieren ins Ausland fahren will, unterhält keine derartigen Beziehungen zu einem Mann«, sagte Michael, während sein Blick zum Zaun glitt und zu der jungen Frau, die aus einem Taxi stieg und in einer großen Tasche wühlte.
    »Welche Beziehungen?«, fragte Rosenstein konsterniert.
    »Beziehungen, bei denen man der Dame eine Wohnung kauft«, erwiderte Michael.
    »Ich habe nie ... ich habe ihr keine Wohnung gekauft«, wehrte der Rechtsanwalt ab und lockerte den Knoten seiner Krawatte, »ich habe es diesem anderen Herrn bereits erklärt, in meinem Büro. An dem Tag, nach dem er mich fragte, war ich gar nicht in der Stadt, auswärtige Termine, ich habe ...«
    »Von welchem Tag sprechen Sie?«, fragte Michael.
    »Montag, sagte er, er fragte nach dem Montag, und ich bin erst um zwölf Uhr nachts zurückgekommen. Nach zwölf, denn meine Frau und ich waren nach meinen Terminen noch in der Oper, ich habe ...«
    »Eine Beziehung wie zwischen Vater und Tochter?«, sagte Michael in fragendem Ton, wobei er die kleine, untersetzte junge Frau beobachtete, die nun das hölzerne Tor öffnete und in den Hof trat. Ihre Locken hüpften, als sie sich die eng anliegenden Jeans abklopfte, die ihre vollen Schenkel betonten.
    »Entschuldigen Sie mich kurz«, sagte Michael und stellte sich der Frau in den Weg, die mit schweren Schritten auf dem Steinpfad auf ihn zukam. Ihre braunen Augen, groß und hervorquellend, waren auf ihn geheftet.
    »Sind Sie Orli Schoschan?«
    »Und wer sind Sie?«
    »Polizei«, sagte Michael, »ich bin von der Polizei, und wenn Sie einen Augenblick warten würden ...« Er drehte sich um, öffnete die Haustür und rief nach Zila. Als sie herauskam, flüsterte er ihr etwas ins Ohr, und sie näherte sich der jungen Frau mit dem Lockenkopf, die sie scharf musterte. Deren hervorquellende Augen waren auf Zila konzentriert, mit völlig blankem Ausdruck.
    »Schauen Sie«, sagte der Rechtsanwalt in versöhnlichem Ton, »ich bin zweiundsiebzig, mehr als doppelt, fast dreimal so alt wie sie. Ich habe eine Tochter, die ihre Mutter hätte sein können, wie können Sie also denken, dass ... Ich mache solche Dinge auch nicht, meine Frau und ich ... wir führen eine gute Ehe, es gibt nichts Dümmeres als einen alten Mann, der sich zu so etwas verleiten lässt. Und dumm bin ich nicht. Was habe ich mit einem Mädchen von zweiundzwanzig zu reden? Hübsch, sympathisch, nett, intelligent, gewiss, aber keine Partnerin für mich. Und ich habe bereits eine Prostataoperation hinter mir ... Sie, Sie ent schuldigen, aber Sie haben Stereotype im Kopf, Ihr Kollega« – ein schwerer polnischer Akzent war mit einem Mal hörbar, seine extrem schmale Unterlippe stülpte sich vor, und sein Gesichtsausdruck ähnelte dem eines erbitterten Enterichs, wie Michaels ExSchwiegervater, wenn ihm etwas nicht zusagte –, »dieser andere Herr hat bereits allerlei angedeutet ... Ich sage nicht, dass man bei einer solchen Untersuchung zimperlich sein sollte, aber glauben Sie mir, Sie irren sich, und noch dazu ein so gewöhnlicher Irrtum.«
    »Und die Wohnung?«
    »Schauen Sie«, seufzte der Rechtsanwalt, »ich will ganz offen mit Ihnen reden.« Er blickte sich um

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