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Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Titel: Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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sagte er bitter, »aber ich verstehe viele Dinge nicht, und das ist eines der Geringsten davon.«
    »Kennen Sie die Wohnung?«
    »Ich weiß, wo das Haus ist, der Adresse nach«, antwortete Ezra Baschari, »manchmal komme ich auf meinen Spaziergängen dort vorbei. Es ist ein arabisches Haus, auf das sie zwei Stockwerke daraufgesetzt und die ganze Fassade ruiniert haben, und jetzt wohnt da irgendein französischer Jude. Etwa so französisch, wie ich Franzose bin. Aus ›Südfrankreich‹, würde man bei uns sagen, im Klartext, Marokko. Er hat schnelles Geld gemacht und es schnell durchgebracht. Mit Schmuck, meine ich, Diamanten oder etwas in der Art.«
    »Und sie hat Ihnen kein Wort von der Wohnung gesagt?«
    »Kein Wort«, erwiderte Ezra Baschari und senkte den Blick. »Nicht einen einzigen Ton. Solche Sachen plötzlich, das ist nicht mehr die Tochter, die ich gekannt habe. Der Mensch kennt seine Kinder nicht, sein eigen Fleisch und Blut. Wohin ist es mit uns ge kommen?«, murmelte er, ließ sich aufs Sofa zurückfallen und barg sein Gesicht in den Händen.
    Zila nahm die Dokumente an sich und klemmte sie sich unter den Arm, als Ja’ir eintrat und Michael das Mobiltelefon entgegenhielt.
    »Sie wollten Balilati«, erinnerte er ihn, da Michael das Gerät nur anstarrte.
    »Ich bin auf dem Weg zu dir«, sagte Balilati, »mit ihrem Bruder und der ganzen ...«
    »Natanael Baschari?«
    »Nein, den ... ich weiß nicht, wo der ist ...«, räumte Balilati unwillig ein, »der jüngere, Bezalel.«
    »Bring auch den Rechtsanwalt her«, Michael senkte seine Stimme zu einem Flüstern, während er in den Gang hinaus bis zur Haustür ging, und berichtete von der Wohnung, die Zohra Baschari im Begriff gestanden hatte zu erwerben.
    »Wo ist das? Wie ist die genaue Adresse?«, verlangte Balilati zu wissen.
    »Nicht am Telefon«, warnte ihn Michael, »komm her und dann sprechen wir darüber.«
    »Er wird sicher nicht mitkommen wollen, dieser Rosenstein«, wandte Balilati ein. »Du weißt, wie das mit Rechtsanwälten ist, das wirst du formell machen müssen, Vorladung zur Vernehmung und das Ganze. Und außerdem habe ich hier ihren Bruder.«
    »Sag ihm, wir haben die Unterlagen über die Hypothek gefunden«, sagte Michael, »er wird kommen, und ob.«
    »Du willst alle dort auf einem Haufen?«, wunderte sich Balilati.
    »Alle«, schloss Michael, »und wenn es einen Tumult gibt, dann will ich ihn sehen.«
    »Kannst du den Namen des Arztes entziffern?«, fragte er Zila, die sich gerade die Tüte mit der Pillenpackung näher ansah.
    »Dr. Antar oder so, möchtest du, dass ich das jetzt kläre?«
    »Ja. Ob sie regelmäßig zu ihm kam, ob er von der Schwangerschaft gewusst hat und vielleicht von wem, all diese Sachen.«
     
    Etwa eine halbe Stunde war seit seinem Gespräch mit Balilati ver strichen, als ein schwarzer BMW vor dem Haus hielt, auf dessen hinterer Stoßstange die Reste eines Aufklebers erkennbar waren: Ich bin frommer Jude. Ein älterer Mann, klein und korpulent, in einem dunkelgrauen Anzug, stieg aus. Am hölzernen Tor blieb er stehen und rückte seine blaue Krawatte zurecht, erst danach machte er die Pforte auf und trat in den Hof. Das Frühabendlicht brach sich in seinen dicken Brillengläsern, als er auf dem Pfad in nehielt und zur Haustür hin blickte, als sammle er Kraft, um hineinzugehen.
    Michael, der ihn von drinnen gesehen hatte, eilte hinaus. »Rechtsanwalt Rosenstein?«, fragte er. »Ich bin Inspektor Ochajon, Leiter des Ermittlungsteams.«
    »Ich hatte nie etwas mit Kriminellen zu tun«, sagte der Rechtsanwalt und drückte ihm eilfertig die Hand, »ich befasse mich mit Grundbesitz und Konkursverwaltung, immer schon. Ich habe nie ...«
    »Zohra Baschari hat bei Ihnen im Büro gearbeitet«, äußerte Michael und zog ihn weiter in den Hof hinaus.
    »Zwei Jahre«, bestätigte Rechtsanwalt Rosenstein, »und ich habe es schon diesem Herrn da gesagt, ich habe seinen Namen leider nicht behalten, dass sie für mich wie eine Tochter war und wir alle ...«
    »Wie eine Tochter«, wiederholte Michael und beschloss, umgehend zuzuschlagen: »Das sieht man schon an der Bürgschaft für die Hypothek, die Sie ihr gegeben haben.«
    Der Rechtsanwalt lief rot an.
    »Es ist merkwürdig, sogar wenn sie für Sie wie eine Tochter war«, fuhr Michael fort, »dass ein gerissener Rechtsanwalt wie Sie bereit sein sollte, eine derartige Verpflichtung einzugehen, oder etwa nicht?«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«, fragte der Rechtsanwalt mit strenger

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