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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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gekommen ist und ihn geholt hat. Sie hat nicht gesehen, wer, sie war … woanders im Haus? Vielleicht auf der Toilette? Sie hat Toilette gesagt, aber ich … ich will ja nicht sagen, was ich mir denke … doch, ich denke, es kann sein … das ist bekannt – Regisseure und Schauspielerinnen, ich sage nicht, dass er nicht … mit Tirza und dem Ganzen … natürlich ist Benni in Trauer. Am Boden zerstört. Das hat nichts damit zu tun. Sie müssen wissen, dass es nichts damit zu tun hat. Ich erinnere mich, einmal, als ich noch sehr jung war, hatte ich … ein älterer Verwandter, inzwischen ist er auch tot, der Arme. Seine Frau, zwei Tage nach ihrem Begräbnis – an Krebs ist sie gestorben, sie haben’s mir nicht gesagt, aber ich glaube schon –, ich war dort bei ihm, sie war eigentlich die Verwandte, eine Kusine meiner Mutter, und ich war beim Militär, und meine Mutter sagte zu mir: ›Geh hin, Aviva, geh zu ihm, Schätzchen‹ – meine selige Mutter, ich war ihre Kleine, wie sie mich geliebt hat. Ich war ein braves Mädchen, ich hörte auf sie und ging hin. Was sie sagte, das tat ich. Damals hat sie gesagt: ›Aviva, Schätzchen, Schmulik ist in der Trauerwoche, er sitzt Schiva, muntere ihn ein bisschen auf, lenk ihn ein bisschen ab‹, also ging ich zu ihm, obwohl ich nicht einmal wollte. Ich wollte nicht, weil ich ein schlechtes Gefühl hatte. Ich hab’s Ihnen gesagt – es gibt solche, die es im Voraus spüren. Ich ging einen Moment in die Küche, um Wasser zu trinken oder so was, und hat er mich nicht vielleicht dort in der Ecke erwischt? In der Küche, neben dem Spülbecken, kam auf mich zu und fing damit an, dass sie kein gutes Leben zusammen gehabt hätten, er und seine Frau – ihre Leiche war noch nicht mal kalt, dreißig Jahre oder so waren sie verheiratet gewesen, der Mensch war fünfzig oder mehr, mit erwachsenen Kindern, und ich, bitte? Noch keine zwanzig war ich, und er packt mich in der Ecke, mitten in der Trauerwoche, ich schwör’s Ihnen, und sagt zu mir – fasst mich auch schon an, zuerst nur im Gesicht, so quasi, und danach streichelt er mich schamlos – aus Kummer? Vielleicht wegen der Trauer? Jedenfalls, das denke ich von Benni Mejuchas und seiner Schauspielerin, ich hab sie gesehen und sie ist ein schönes Mädchen, nichts zu sagen – schön, wenn man so was mag, so dünn mit schwarzem Haar und blassem Gesicht … das ist eine Geschmacksfrage … ich persönlich nicht unbedingt …
    Wo war ich stehen geblieben? Benni ist also nicht aufzutreiben, und da sagt Rubin: ›Ich werde ihn finden‹, und Zadik schreit ihn an: ›Woher hast du Zeit für solche Sachen, was halst du dir denn noch auf? Deine Reportage, ist die fertig?‹ Worauf Rubin sagt: ›Fix und fertig, gestern habe ich auch Material von der Mutter des Jungen bekommen, der beim Verhör … du hast keine Ahnung, was für Ärzte es auf der Welt gibt, ein Kollaborateur des Geheimdienstes ist dieser Arzt, ich habe alles … du kannst dich auf einen Aufruhr gefasst machen‹, und Zadik seufzt, denn er wird Ärger mit dem Krankenhaussprecher und dem Gesundheitsminister und denen allen kriegen, aber …«
     
    Im angrenzenden Zimmer, hinter dem Fenster, das von einem schweren Vorhang verhängt war, hörte man den Stuhl knarren, Schluchzen und laute Trinkgeräusche. Rafi beeilte sich, die Spur im Aufnahmegerät zu wechseln. »Die hat Sprechdurchfall«, sagte er leise und tippte auf den Knopf der Verstärkeranlage, »redet, redet und redet, man braucht sie nicht mal was fragen, ich hab noch nie jemand gehört, der dermaßen …«
    Wieder war ersticktes Schluchzen zu hören, Gemurmel. »Entschuldigen Sie bitte … ich kann nicht …«, und tiefes, heiseres Husten.
    »Das ist wegen der Spritze«, erklärte Wachtmeister Ronen, »manche stellt das nicht ruhig, sie werden im Gegenteil wach davon, es löst ihnen bloß die Bremsen.«
    »Bei der weiß ich echt nicht, ob sie überhaupt jemals irgendwelche Bremsen hatte«, murmelte Rafi, »sie schaut aus wie eine, die …«
    »Sag mal«, flüsterte Lilian, als sie Michael nebenan Aviva fragen hörte, ob sie die Kraft hätte fortzufahren, »was ist mit ihm los? Mit Ochajon, sagt der kein Wort?« Sie spähte durch den Spalt rechts vom Vorhang. »Wie geht das, dass sie in einem Fluss redet, wenn er keinen Ton sagt?«
    Rafi verzog die Mundwinkel, streichelte seinen blonden Bart und sagte: »Verlass dich auf ihn, so ist das immer, er schaut sie auf seine spezielle Art an, lässt keinen Blick von ihr,

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