Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel
kam. Matti Cohen wurde ermordet, weil er etwas sah, Zadik wurde wegen etwas ermordet, das dieser Mann ihm offenbar erzählt hat – auch er wurde ein Mitwisser, was zu seinem Tod führte, und am Ende dieser Mann, falls er unser Mann ist …«
»Hundertprozentig ist er das«, versicherte Balilati eilends, »keine Frage, gibt’s da eine Frage?«
Schorr legte seine Hand auf Balilatis Arm, der sofort verstummte, und fuhr fort: »Falls er unser Mann ist – dann könnte man sagen, er ist der Mann, der zu viel wusste, ihr entschuldigt. Und deshalb schließt er sich der Reihe dieser Fälle an.«
»Das heißt«, erklärte Balilati Nina, »was man hier eigentlich herausfinden muss, ist, warum Tirza ermordet wurde, was heißt – wer und weshalb, und dann werden wir den ganzen Rest verstehen. Aber das ist keineswegs einfach, denn Benni Mejuchas war mit einer ganzen Crew auf dem Dach, als sie umgebracht wurde …«
»Nicht exakt«, warf Michael ein und wandte sich zur Tür des Zimmers, »nicht zu der Zeit, als sie ermordet wurde, genau da war eine Pause, vergiss nicht – sie haben dieses Sun-gun gesucht für die Beleuchtung, du darfst nicht vergessen, dass …«
»Okay«, gab Balilati unwillig zu, »es gab also irgendeine Zeitspanne, wo er vom Dach runter ins Lager ist, um ein Sun-gun zu suchen, wie ich verstanden habe, bevor er den Beleuchtungstypen deswegen losgeschickt hat, aber er war nicht allein dort, Schraiber, der Kameramann, war mit ihm dort, so hab ich es verstanden …«
»Nicht die ganze Zeit«, korrigierte ihn Michael, »Schraiber ist kein Mensch, der gehorsam an einer Stelle stehen bleibt. Mit anderen Worten, er könnte durchaus in einem spontanen Anfall in den Räumen herumgelaufen sein … es gibt dort schließlich Hohlräume, Gassen und was nicht noch alles, und es ist unmöglich …«
»Was willst du denn damit sagen?«, unterbrach ihn Balilati gereizt. »Dass genau in dem Moment, in dem Schraiber für eine Sekunde verschwunden ist, Benni Mejuchas, der Supermann an sich oder so was, sich auf Tirza stürzt, die ganz zufällig dort neben den Säulen steht und genau … und danach aufs Dach zurückkehrt, als ob nichts passiert sei?«
»Das ist es eben«, sagte Michael, »dass ich noch gar nichts sage, weder das noch etwas anderes, ich weiß es einfach nicht.« Er hielt einen Moment inne und wiederholte dann: »Ich weiß es nicht, und du? Weißt du etwas, das wir nicht wissen?«
»Vorläufig nicht«, bekannte Balilati widerwillig, »aber gib mir ein bis zwei Tage und ich …«
»Vorläufig«, bestimmte Michael, »mache ich mich auf den Weg, um ihn herzubringen. Lasst bitte alles so, wie es ist, ohne es anzurühren, kommst du mit oder nicht?«
»Er kommt mit«, befahl Schorr. »Er geht mit und bleibt dort, um Fragen zu stellen.«
Balilati blickte sich unzufrieden um. »Und Sie bleiben hier?«, fragte er Schorr.
»Einstweilen«, erwiderte Schorr mit gespieltem Behagen, »und wenn ich beschließe, hier wegzugehen – dann gehe ich, je nach Bedarf, das ist keine Sache des Egos oder der Position, oder meinen Sie doch?«
»Wieso Ego«, murmelte Balilati, »ich will nur das Beste für den Fall.«
»Ich komme in einer halben Stunde zurück«, sagte Michael abschließend, »mit Mejuchas, und ich bitte nur … Nina, sag ihnen Bescheid, dass wir unterwegs sind. Dass sie ihn wecken, falls er schläft.«
An der Wohnungstür hörte Michael, wie Schorr fragte: »Nina, könnten Sie uns vielleicht irgendeinen kleinen Kaffee organisieren?«
Vierzehntes Kapitel
Bereits am Eingang des Polizeipräsidiums am Migrasch Harussim begriff Michael, dass er nicht binnen einer halben Stunde an den Tatort zurückkehren könnte. Der Widerhall des Tumults war bereits im Erdgeschoss zu hören und verstärkte sich, als er die Treppe hinaufstieg. Der Menschenauflauf vor seinem Zimmer drängte sich im Knäuel um Chefez und Dani Benisri, die einander dicht gegenüberstanden.
»Denkst du, ich kann machen, was ich will?!«, schrie Chefez und streckte eine Hand nach dem Kragen von Benisris Armeejacke aus, doch angesichts des Blicks, mit dem Benisri die nahende Hand besah, als sei sie der Tentakel irgendeines Ungeziefers, zog Chefez sie schleunigst wieder zurück. »Ich hab dir doch gesagt«, schrie er weiter, wobei er erkennbar mit dem Herzen nicht dabei war, »ich habe Anweisung erhalten! Vom Sendedirektor! Die ganze Sache fallen lassen, ich hab’s dir gesagt …« Doch da bemerkte Chefez plötzlich Michael und verstummte kurz.
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