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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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und jetzt, als er sich Mejuchas’ Blick im Geiste vergegenwärtigte, hatte er das Gefühl, als könne er nur so, wenn Mejuchas unter seiner Aufsicht wäre, den ganzen Weg über sowie hier, das Unglück abwenden, das er unablässig heraufdrohen spürte.
    »Er hat Angst«, sagte Schorr, »jemand anders würde ihn nicht entsprechend bewachen, ist es nicht so? Wer kennt die Seele seines Nächsten?«
    Verlegen griff Michael wieder auf seine vage, fast schon tickartige Kopfbewegung zurück. Es war ihm nicht wohl dabei, in Anwesenheit aller das seltsame Gefühl zu artikulieren, das er gegenüber diesem eigenartigen Künstler hegte, der etwas so Bedeutsames über Agnons Geschichte gesagt hatte, vielleicht das Bedeutendste überhaupt, das er in letzter Zeit gehört hatte, was ihn für Michael mit einem Schlag zu einem kostbaren, verletzlichen Wesen gemacht hatte.
    »Gar nichts wird passieren«, versicherte Balilati, »aber ich komme mit.« Michael dachte daran zu protestieren, doch ihm fehlten die Worte. Es gab ohnehin nichts zu tun hier, solange die Leiche nicht abtransportiert werden konnte.
    »Gute Idee«, sagte er schließlich, »komm mit und fang an, einen neuen Ansatzpunkt für diesen Fall zu suchen.«
    »Was? So wie …« Balilati vollführte mit seinem Arm eine Kreisbewegung, deren Bedeutung Michael nicht verstand. »Wie quasi fragen, wer aus dem Gebäude rauskam? Man hat doch niemand raus- oder reingelassen, niemand ist raus ohne unser Wissen … nur mit Genehmigung.«
    »Trotzdem«, insistierte Michael, »es gibt immer Ausnahmefälle und du weißt, in dem Moment, in dem wir anfangen nachzuprüfen, wird sich herausstellen, dass doch einige das Gebäude verlassen haben … sogar Chefez ist mit dem Direktor der Sendebehörde zum Essen hinausgegangen, und jetzt sag mir nicht, ›doch bloß in einen Imbiss in Romema, im Viertel, gleich neben dem Sender‹, denn du weißt sehr gut, dass man das eine sagen und etwas anderes tun kann. Ich brauche dir nicht erzählen, dass man auch größere Strecken zurücklegen kann, ohne das eigene Auto zu bewegen – auch dies beweist absolut nichts, es gibt Taxis auf der Welt, aber generell – das Ganze verlangt jetzt nach einer neuen Beweisaufnahme, und viele von ihnen befinden sich ohnehin gerade bei uns zum Verhör.«
    »Bist du sicher, dass das mit dem Fernsehen zusammenhängt?«, fragte Nina. »Ich weiß, dass ich nicht auf dem Laufenden bin, aber …«
    »Also jetzt aber wirklich!«, rief Balilati hörbar giftig. »Dieser Typ, was war mehr oder weniger das Letzte, das er in seinem Leben gemacht hat? Er war bei Zadik. Oder nicht? Und nachdem er von Zadik weggegangen ist – wird Zadik geschlachtet, wie irgendein … das weißt du, oder? Dann ist er auf dem Fahndungsbild, und jetzt ist er auch … Hab Erbarmen, wo sind wir denn, im Kindergarten?« Sie blickte ihn stumm an, und er gab noch ein leises, verächtliches Schnauben von sich, bevor er hinzufügte: »Und es gibt hier nicht mal die leiseste Spur von einem Raub oder Einbruch, er hatte jemanden zu Gast, und wenn du mich fragst – das war garantiert Mejuchas, und es ist ziemlich sicher, dass Mejuchas auch …« Seine Stimme erstarb plötzlich. In ganz untypisch zögerndem Ton setzte er dann mit gewisser Verwunderung wieder an: »Obwohl, ich lass mich erschlagen, wenn ich das verstehe … kurz gesagt, kein Motiv.«
    »Es gibt eines«, korrigierte ihn Schorr, »wir kennen es nur noch nicht.«
    »Wie sehen denn Sie das?«, wandte sich Nina-Niza an Schorr. »Sehen Sie diese ganzen Fälle miteinander in Zusammenhang?«
    »Was sonst?«, rief Balilati dazwischen. »Wie kann es denn sonst sein?«
    »So scheint es«, erwiderte Schorr und zupfte an den Enden seines Schnurrbarts, »sie scheinen miteinander verbunden zu sein, ich würde sogar sagen, ergeben sich einer aus dem anderen.«
    »Wie das?«, fragte Nina und lehnte sich leicht nach hinten an den Tisch, gänzlich unbefangen, hätte man meinen können, dachte Michael, ganz absichtslos, aber es lag etwas Provokatives, das Balilati galt, in der Art, wie sich der große Pullover nun über ihre Brüste spannte.
    Schorr sah sie nicht an. Sein Blick ruhte auf der Leiche, als er sagte: »Natürlich werden wir klüger sein, nachdem Mejuchas die Leiche zweifelsfrei identifiziert haben wird, und auch die Schwester, vielleicht auch … wir werden sehen, vielleicht auch Aviva … aber unter der Voraussetzung, dass das Srul ist, ist es ziemlich klar, dass er infolge von Tirzas Tod nach Israel

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