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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Als er dann weitersprach, schrie er ganz und gar nicht mehr, sondern rückte noch dichter an Benisri heran und flüsterte beinahe. Während er redete, schielte er aus dem Augenwinkel nach Michael, auf seine Reaktionen gespannt, regelrecht darauf lauernd. »Wir sind nicht im Sozialismus«, sagte Chefez, »versteh doch, das ist kalter Kaffee von gestern, jetzt kommst du mir mit einem Porträt von Schimschis Frau daher? Was bringt uns das Neues? Sie sind sowieso alle verhaftet! Du hast sie schon gefilmt bei ihrer Verhaftung. Was willst du jetzt machen? Die leere Fabrik filmen? Die Laster? Die Flaschen? Das war alles schon jeden Tag in den Nachrichten, der Öffentlichkeit reicht’s, man kann nicht bloß das Schwarze an die Wand malen!«
    »Hörst du überhaupt, wie du redest?«, schrie Benisri nun, der Michael nicht wahrzunehmen schien – und wenn doch, nicht auf ihn achtete, ebenso wenig wie auf Eli Bachar, der aus dem kleinen Zimmer in der Ecke des Ganges auftauchte und Michael Zeichen machte. Michael schüttelte als Antwort darauf den Kopf und signalisierte ihm, einen Augenblick zu warten. »Was bist du denn? Der Jubeltrompeter des Sendedirektors? Und der? Der ist doch das Sprachrohr der Regierung! So redest du? Das ist eine Schande! Das ist der Ruin des Staates!« Benisri erstickte fast an seiner Wut, sein Gesicht war dunkelrot, und das Aderngeflecht an seinem Hals trat hervor. »Hatte Zadik vielleicht keinen Druck oder wie? Erinnerst du dich nicht, wie er über diese Anrufe gezetert hat? Aber er hat nie …«
    »Dani«, sagte Schraiber, der dahinter stand, und warf einen besorgten Blick auf Michael, »beruhig dich, Dani, das ist es nicht wert, dass …«, und zog Benisri am Arm.
    »Lass mich in Ruh!«, brüllte Benisri. »Lasst mich gleich alle miteinander in Ruhe! Hier kriegt man keine Rückendeckung für gar nichts! Auf der einen Seite bringen sie uns um wie die Fliegen und auf der anderen …« Plötzlich barg er das Gesicht in den Händen und erschauerte. Schraiber legte den Arm um seine Schultern und zog ihn mit sich.
    »Hör mal, Chefez«, sagte Rubin, der auch dabeistand, »ich weiß nicht, was mit dir los ist, und ich verstehe überhaupt nichts, ich weiß nicht, ob du gedacht hast, wenn du uns hier, auf der Polizei, von deinen Kürzungsplänen erzählst, dass wir dann eine Weile still bleiben, oder was du dir dabei gedacht hast … jedenfalls ich nehme das nicht hin, damit du es weißt«, er stellte sich vor Chefez, »man kappt nicht von heute auf morgen ein Programm, das schon seit Jahren läuft, nicht heute und nicht so und nicht auf diese Art, wenn Zadiks Leiche noch kaum erkaltet ist, und ich meine wirklich, literally, nicht kalt ist … und du rennst schon los, um dem Herrn und Meister zu dienen.«
    »Versteht doch, keine Quote!«, rief Chefez. »Der Öffentlichkeit reicht’s, sie haben mir nicht einmal hundert Gnadentage gegeben! Ihr müsst doch auch mich verstehen! Der Sendedirektor … Ben-Ascher … heute hat er … sie wollen Sachen … unterhaltsamere Sachen, und jetzt …«
    »Hast du Benisri gehört?!«, fiel ihm Rubin mit Autorität ins Wort. »Menschen sterben hier wie die Fliegen und du? Ihr …« Michael vermerkte bei sich, dass er zum ersten Mal überhaupt hörte, dass Rubin die Stimme erhob, beinahe schrie, doch es gelang ihm nicht, den Satz zu vollenden. Benisri, der Schraibers Arme abgeschüttelt hatte, stürzte sich auf Chefez, packte ihn an den Armen und beutelte ihn mit aller Kraft: »Da, morgen ist eine Pressekonferenz mit der Ministerin, ist das Unterhaltung?! Das Leben von Menschen zerstören, was sind wir denn? Man wirft der Öffentlichkeit ein bisschen Fleisch vor? Blut? Anrüchigen Klatsch? War es nicht genug Blut …«
    »Der Klatsch wird auf jeden Fall herumgehen, Dani«, sagte Chefez leise, und Benisri ließ schlagartig von ihm ab. Chefez wischte sich über die Stirn. »Es wird sowieso in der Presse die Runde machen, bereite dich darauf vor …«
    »Ich habe mich schon vorbereitet, ich bin nicht das Problem …«, entgegnete Benisri mit heiserer Stimme. »Wollen Sie jetzt mit mir sprechen?«, wandte er sich abrupt an Eli Bachar. »Denn falls Sie wollen – okay, in Ordnung, dann jetzt.« Eli Bachar nickte, und Benisri folgte ihm zu dem kleinen Zimmer am Gangende.
    Rubin trat erneut auf Chefez zu. »Ich will das verstehen«, sagte er und blickte ihm in die Augen, »du sagst mir hier, an dem Tag, an dem Zadik in seinem Zimmer ermordet wird, nach dem einen Treffen mit dem

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