Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel
Cohen zögerte und strich sich mit der Hand über seinen mächtigen Bauch. Für einen Augenblick konnte man nur die Stimmen hören, die aus den Fernsehgeräten in allen Zimmern drangen. Satzfetzen, mit den Namen von »Cholit« und »Dani Benisri« durchsetzt, gelangten an Zadiks Ohren, begleitet von den geräuschvollen, hektischen Atemzügen des Leiters der Produktionsabteilung vor ihm, der nun flüsterte: »Ich habe Tirza dort gesehen, bei den Kulissen, ich bin oben gegangen, du weißt schon, auf dem offenen Korridor, auf dem Weg zum Dach, habe mich am Geländer festgehalten und geschaut – ich habe sie mit jemandem gesehen, ich bin fast sicher, dass sie es war, aber nicht zu hundert Prozent, und irgendeiner oder irgendeine war mit ihr zusammen, ich habe sie nur sagen hören ›nein, nein, nein‹.«
»Um welche Zeit war das?«, fragte Zadik.
»Ich kann es dir ganz genau sagen, denn ich hab dir ja gesagt, dass ich wegen dem Jungen … meine Frau hat genau … eine Minute danach hat sie angerufen, und das war um zehn vor zwölf in der Nacht, von Anfang an hat sie zu mir gesagt, ich sei wahnsinnig, bei einem solchen Wetter mitten in der Nacht hinauszugehen, um sie beim Filmen zu erwischen, als ob …«
Zadik überfiel ein plötzliches Schwächegefühl. Er lehnte sich gegen die Wand und fragte mit zittriger Stimme: »Zehn vor zwölf? Bist du dir sicher?«
»Ganz sicher, ich hab’s dir gesagt, meine Frau hat genau …«
»Aber sie sagen, dass sie anscheinend so um zwölf herum gestorben ist«, sagte Zadik, als dächte er laut nach, »verstehst du, so als ob … dass es so aussieht … aber du bist nicht sicher, dass es Tirza war?«
»Nicht ganz sicher«, bekannte Matti Cohen, »ziemlich sicher schon, aber ich weiß nicht, wer …«
»Dann komm, lassen wir das für den Moment«, schlug Zadik vor, »wir werden nachher, nach der Sitzung darüber sprechen, vielleicht muss man … aber dann wird die Polizei anfangen, mir hier zwischen den Beinen herumzulaufen und … komm, lass uns noch eine Weile damit warten.«
»Zadik«, rief Aviva demonstrativ grollend von ihrem Platz am Tisch in den Gang vor seinem Büro hinaus, »alle sind schon drinnen, was soll ich ihnen sagen?«
Drittes Kapitel
»Wer den Kopf nicht aus seinem Abfallhaufen hebt, kann nicht wissen, was es hinter der Straße gibt, sogar wenn er klug wie Schimschi ist, es wird ihm nichts helfen – wenn er in der Scheiße steckt, sieht er gar nichts«, sagte Rachel Schimschi, schloss ihren Griff fester um Sarits Arm und zog sie neben sich auf das Sofa in der Ecke. Von den fünf Frauen, die bei ihr im Wohnzimmer vor dem Fernseher saßen und stumm auf die schwarzen Rauchwolken starrten, die Dani Benisri, der im Tunneleingang stand, einhüllten, war Rachel Schimschi vor allem um Sarit besorgt; nicht nur wegen der Schwangerschaft, bei der es so viele Probleme gegeben hatte, dass sie schon dachten, sie könnte überhaupt nicht empfangen, sondern wegen ihres Versprechens an Adele. In ihren letzten Tagen, als Adele schon kaum mehr reden konnte, hatte Rachel ihr versprochen, auf das Mädchen aufzupassen. War sie vielleicht kein Mädchen mehr, nur weil sie verheiratet und schwanger war? Seitdem Adele weg war, hatte Rachel niemanden mehr, mit dem sie reden, dem sie etwas erzählen konnte, und ihr blieb nur, Sarit zu behüten. Sarit schüttelte Rachel Schimschis Hand ab, während sie wieder aufstand, deutete auf den Fernseher und schrie: »Jetzt lass mich doch, schau dir an, was da läuft!«
»Wir sind nicht blind. Alle sehen, was da läuft«, sagte Rachel Schimschi zu ihr und betrachtete wieder den schwarzen Rauch, der aus der Tunnelöffnung quoll und Dani Benisri jetzt verbarg, der schon vor Jahren bei ihnen zu Hause gewesen war und mit ihnen gegessen hatte, weshalb Schimschi dachte, dass er ihnen wohlgesinnt war, und eigens nach ihm verlangt hatte. Als Rachel um zwei in der Nacht aufgewacht war und Schimschi dabei ertappt hatte, dass er sich wie ein Dieb im Dunkeln anzog, hatte sie versucht, ihn aufzuhalten. Sie hatte zu ihm gesagt, dass es keinen Sinn hätte. Bis jetzt konnte sie sich nicht beruhigen, wenn sie daran dachte, wie er versucht hatte, sich von ihr unbemerkt aus dem Haus zu schleichen. Wie er seine Kleider in die Küche mitgenommen und sich dort angezogen hatte, sogar die Schuhe hatte er in den Gang gestellt, und wollte aus dem Haus gehen, ohne dass sie es merkte. Er wollte keine Schwierigkeiten. Aber eine Frau, die auch nur ein Kind geboren
Weitere Kostenlose Bücher