Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel
Bachar, »du gehst wieder zu Benni Mejuchas zurück, wie wir ausgemacht haben?«
Eli Bachar blickte Zila an, und im Moment erschien es Michael, als sähe er in seinen Augen eine Spur von Besorgnis. Zila senkte den Blick und zuckte die Achseln. »Es wird nicht lang dauern«, versprach Eli, sah Michael an und lächelte. »Wir haben Hochzeitstag«, sagte er leise, »wir dachten, dass …«
Michael betrachtete die beiden. »Richtig«, fiel ihm ein, »die erste Kerze an Chanukka. Wie viele Jahre? Vierzehn?«
»Fünfzehn! Dass du dich nicht daran erinnerst!«, schalt ihn Zila. »Du warst der oberste Impresario.«
»Nu, nu«, spöttelte Balilati, »er war nur der Makler, der Go-between, das ist alles, ich erinnere mich, wie Eli …«
Michael bedachte ihn mit einem Blick – das fehlte jetzt noch, dass Balilati wieder mit der Geschichte anfing, wie Eli Bachar »Angst vor der Verbindlichkeit« hatte und wie viele Probleme er Zila bereitete, bis Michael eingriff, ein Gespräch mit ihm führte und die Dinge regelte –, und Balilati senkte die Augen, lächelte schmal, war jedoch sofort still. Michael schloss die Sitzung damit, dass man sich am nächsten Morgen wieder treffen würde.
Auf dem Weg hinaus sagte Eli Bachar plötzlich: »Was bin ich für ein Idiot, ich versteh das nicht … wieso habe ich nicht vorher daran gedacht … wie kann Benisri sagen, dass er mit den ›Cholit‹-Arbeitern zusammen war? Ich hab’s doch selbst gesehen … als ich hergekommen bin, habe ich die Frauen gesehen, sie standen da und warteten darauf, dass sie sie von hier überführen … und Schimschis Frau hat zu mir gesagt: ›Er ist unsere Hoffnung, die einzige, wir warten nur auf ihn, bis er kommt.‹ Also wie? Wo war er?«
Balilati blieb stehen und befühlte die Zigarre, die er aus der Tasche seiner schwarzen Tweedjacke gezogen hatte. »Keine Sorge«, grinste er, »das müssen wir jetzt nicht unbedingt wissen, und solche Sachen stellen sich am Ende sowieso immer heraus.«
Achtes Kapitel
Einen langen Augenblick stand Michael in der Tür des großen Zimmers, nahe den beiden Traueranzeigen – für Tirza Rubin und für Matti Cohen –, und beobachtete das Geschehen. Man erkannte den Ort von heute Morgen nicht wieder. Jetzt hasteten Leute umher, geschäftig und emsig, völlig absorbiert von den Vorbereitungen für die Sendung, und alles, was nicht mit Nachrichten zusammenhing, wurde, wie bei einem Notstand, zur Seite gedrängt, sowohl Tirza Rubins als auch Matti Cohens Tod. Um den großen rechteckigen Tisch herum standen Leute und studierten Papiere, die dort lagen, redeten untereinander und riefen ihren Kollegen in den inneren abgetrennten Büros Anweisungen zu. In allen Ecken klingelten Telefone und übertönten das Rattern der Drucker, die eine Seite nach der anderen ausspuckten, von einem Mobiltelefon ertönten Klänge aus »Carmen«, und von einem anderen, ganz nah, waren die Eröffnungstakte von »Mission impossible« zu hören, wieder und wieder, bis der Korrespondent für Parteibelange »hallo, hallo« schrie und das Gerät verzweifelt schüttelte. In dem Raum hinter der gläsernen Trennwand sah er Dani Benisri bei der Graphikerin stehen und mit dem Finger auf den Monitor zeigen, und im anschließenden Zimmer erkannte er die Übersetzerin Rivi (»das ist Rivi, unsere Übersetzerin«, hatte ihm jemand am Morgen gesagt, als er vor Zadiks Tür stand), die mit einem Mädchen in Jeans und rotem Pullover sprach, das mit den Händen wedelte und auf eine andere Zelle deutete, in der der Auslandskorrespondent auf die Tastatur seines Computers einhämmerte und gleichzeitig telefonierte – wenn man die Stimmen und Geräusche nicht hörte, wirkten sie in ihre Angelegenheiten versunken wie Kinder in ein Spiel. »Sag mal, nennt sich das geschminkt?«, hörte er jemanden Karen, die neue Ansagerin, fragen, die auf dem Ecksofa nahe dem Eingang saß und einen Ausdruck studierte, der mit Längs- und Querlinien versehen war. Solche Blätter lagen auch auf dem großen rechteckigen Tisch an jedem Platz, wurden jedoch zur Seite geschoben, als Niva, die Nachrichtensekretärin, demonstrativ geräuschvoll um den Tisch schlurfte, ihre Pantinen sangen das Klagelied, dass man sie schon wieder belästigte, und vor jeden Stuhl eine neue Seite legte. Die Stimme eines Kindes, das den Segen über die erste Chanukkakerze sprach, erhob sich plötzlich über den Lärmpegel im Raum. Michael hob den Kopf zum Monitor und sah die vor Aufregung zitternde Hand eines
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