October Daye - McGuire, S: October Daye
Er klang beinahe panisch. »Hallo? Wer ist da?«
Ich zögerte kurz. »Sylvester?«
»Toby! Eiche und Esche, October, warum hast du nicht früher angerufen? Wir haben gewartet. In deinem Hotel hat man uns gesagt, dass du dich nicht nach Nachrichten erkundigt hast. Was ist los? Wo bist du?«
»Wovo n … wovon redet Ihr? Ihr wisst doch, wo ich bin! Ihr habt gesagt, wir sollen hierbleiben.«
Plötzlich hörte er sich verletzt an; mehr noch, er klang regelrecht verängstigt. »Ich habe nichts dergleichen getan! Tybalt kam und erzählte uns, du seist besorgt darüber, dass jemand die Telefonanlage manipuliert haben könnte, und seitdem warte ich hier. Wenn ich nicht hier war, dann Etienne oder Garm. Sogar Luna war an der Reihe. Du hast nicht angerufen.«
Oh, bei Oberons gesegnetem Hintern. Zähneknirschend sagte ich: »Die Probleme mit den Telefonen gehen wohl über ein wenig Manipulation hinaus.«
»Was meinst du damit?«
»Ich meine damit, dass ich Euch unmittelbar nach Connors Ankunft angerufen habe, und Ihr habt gesagt, wir sollen alle hierbleiben.«
Er schwieg einen Augenblick. »Soll das heiße n … ?«
»M-hm. Connor und Quentin sind noch bei mir.«
»Oh. Oh, October. Das ist nicht gut.«
Ich blickte über die Schulter zu den Jungs. Quentin lehnte an einem der Getränkeautomaten, während Connor sich eine Tasse Tee machte. Ich bin gegenüber Männern, die keinen Kaffee trinken, schon immer misstrauisch gewesen. Tee ist eine so halbseidene Art, den Koffeinspiegel auf Trab zu bringen. »Nein«, pflichtete ich ihm bei. »Nein, das ist ganz und gar nicht gut.«
Etwas in meinem Tonfall musste vermittelt haben, wie ernst die Dinge standen, denn es gab eine Pause, bevor er fragte: »Bist du verletzt?«
»Ein wenig. Nichts, womit ich nicht zurechtkäme.« Mein Kopf pochte, meine Hand fühlte sich an wie ein Hamburger, und die Verletzungen in meinem Gesicht hatten gerade begonnen zu verschorfen. Ach ja, ich war wirklich in Topform.
»Was ist mit Quentin?«
»Er ist ein wenig zerschrammt, aber sonst geht es ihm gut. Wir hatten einen kleinen Unfall mit dem Auto.« Technisch gesehen stimmte das sogar. Wir hatten das Auto bereits verlassen, als es explodierte. »Danach kam Connor hier an; ihm geht es auch gut.«
Eine weitere Pause folgte, bevor er mit leiserer Stimme fragte: »Aber es geht nicht allen gut, richtig? Ich kann es an deiner Stimme hören.«
»January.« Ich schloss die Augen und lehnte die Stirn an das kühle Metall des Münztelefons. »Sie ist tot.«
»Ah.« In dieser einzigen, kurzen Silbe schwang eine Welt voll Schmerz mit, eine Welt voller Trauer, und er hatte nicht mal Zeit, sich ihr hinzugeben. »Wie?«
»Wir sind noch nicht sicher. Jedenfalls ist sie nicht wie die anderen gestorben. Ihr Tod wa r … « Ich zögerte. Irgendwie brachte ich es nicht über mich, ›gewaltsamer‹ zu sagen. Umso weniger, da ich Sylvester bereits weinen hörte. Lahm beendete ich den Satz: »… unorganisierter. Entweder war sie nicht das vorgesehene Opfer, oder es war persönlicher als bei den anderen. Ich weiß es noch nicht.«
»Ich verstehe.« Er schwieg eine lange Weile. Ich blieb in der Leitung und wartete, bis er sagte: »Ich schätze, wenn sie tot ist, spielen Riordans Wünsche keine Rolle mehr. Könnt ihr am Leben bleiben, bis ich dort bin?«
Bevor Luna, Frieden und Schattenhügel kamen, und bevor er sich den Ruf erwarb, ein netter, etwas verwirrter Mann zu sein, der zufällig das größte Herzogtum im Gebiet um San Francisco regierte, war Sylvester ein Held gewesen. Ein richtiger Held. Er hatte zu den Glücklichen gehör t – er hatte lange genug überlebt, um damit aufzuhöre n – , doch das änderte nichts daran, als was er begonnen hatte.
Ich weinte beinahe vor Erleichterung und nickte heftig. »Das schaffen wir. Wie lange werdet Ihr brauchen?«
»Nicht lange. Tybalt ist schon unterwegs.«
Mit einem Ruck fuhr ich hoch und schlug die Augen auf. »Was?«
»Du hast doch nicht ernsthaft angenommen, er würde bei dieser Auseinandersetzung tatenlos herumsitzen, oder?« Ein Anflug von Spott schlich sich in seine Stimme. »Nicht, nachdem du ihm erzählt hast, dass eine Königin der Katzen gestorben ist.«
»Oh, bei Maeves Busen.« Erneut blickte ich zu Quentin und Connor. Damit würden die Dinge noch komplizierter werden. Genau, was ich brauchte. »Habt Ihr eine Ahnung, wann er hier sein wird?«
»Nein. Wir sehen uns bald. Bleib wohlauf.«
»Mach ich doch immer«, sagte ich und legte künstliche
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