October Daye - McGuire, S: October Daye
wenigen forensischen Untersuchungen, die ich durchführen konnt e – Überprüfen auf Fußabdrücke oder Blutspuren, Dokumentieren der Wunden und wo sie sich an Peters Körper befande n –, dauerten nur wenige Minuten. Jan untersuchte die Apparaturen: Lose Kabel gab es nicht, und die Generatoren hatten den Stromausfall um 19:49 dokumentier t – nicht gerade die Geisterstunde. Also keinerlei Hinweise.
Ich sah Jan stirnrunzelnd an. »Könnte Peter die Generatoren im Fallen ausgeschaltet haben? Kann es ein Zufall gewesen sein?«
»Unmöglich«, gab Jan zurück. »Man muss drei Trennschalter entriegeln und einen Knopf auf der Rückseite des Hauptgenerators drücken, um das System abzuschalten. Ausfallsicherheit.«
»Woher wissen Sie das?« Für meinen Geschmack hatte sie die Abfolge ein wenig zu bereitwillig heruntergerattert.
Elliot meldete sich erschöpft zu Wort. »Jan macht einen Großteil der Hardwarewartung, vor allem jetzt, da wir nur noch über eine Kernbelegschaft verfügen. Sie muss in der Lage sein, den Strom im Notfall abzuschalten.«
»Außerdem habe ich die meisten dieser Systeme entworfen«, fügte Jan hinzu.
Elliot lächelte dünn. »Das auch.«
»Aha«, sagte ich, fuhr mir mit beiden Händen durchs Haar und seufzte. »Dann muss es also vorsätzlich passiert sein.«
»Sieht so aus«, pflichtete Jan mir bei. »Es sei denn, ein Sterbender wusste genau, welche Sicherungen er herausziehen musste.«
»Also gut. Packen wir es an.«
Zu viert hüllten wir so viel wie möglich von Peters Körper in ein Laken, achteten darauf, seine Flügel nicht zu brechen, und trugen ihn in den Keller hinunter, wo wir eine Arbeitsfläche räumten, bevor wir ihn darauf ablegten. Elliot zitterte die ganze Zeit über. Allmählich sah er ziemlich zerknittert aus, und ich machte mir Sorgen, dass unser Bannick zusammenbrechen könnte.
»Was tun wir jetzt?«, fragte er, ohne mich anzublicken.
»Jetzt gehen wir auf die Jagd«, erwiderte ich. Kurz schaute ich zu Jan und erwartete Protest, doch sie nickte nur. »Elliot, Sie kommen mit mir. Quentin, du bleibst bei Jan. Falls ihr etwas bemerkt, seht es euch nicht näher an. Lauft einfach weg.«
»Alles klar«, gab Quentin zurück, und wir brachen auf.
Die Flure von ALH wirkten verdreht wie Möbiusbänder, sie krümmten sich seltsam und verliefen nicht plausibel. Manche Räume waren hell erleuchtet, während andere nur das trübe bisschen Licht abbekamen, das von draußen hereinfiel. Wir durchsuchten einen Raum nach dem anderen, durchstöberten Schränke und Abstellkammern und stießen auf mehr Geheimgänge, als ich glauben wollte. Hier irgendwen zu verfolgen wäre an sich schon ein Albtraum, aber einen Ortskundigen zu verfolge n – und danach mussten wir wohl Ausschau halte n – war so gut wie unmöglich. Aufgrund der jüngsten Personalverluste konnte ich nicht einmal sicher sein, dass die Person, nach der wir suchten, zu unseren bekannten Verdächtigen gehörte.
Wir fanden nichts. Und ich musste immerzu an Terries übertriebene Trauer und Gordans allzu saubere Hände denken.
Elliot und ich hatten gerade den Empfangsraum betreten, als Quentin und Jan um die Ecke kamen. Sie hielten an, als sie uns erblickten.
»Etwas entdeckt?«, fragte ich.
»Nichts«, antwortete Quentin.
»Alles klar.« Wer immer Peter umgebracht hatte, er oder sie musste selbstgefällig sein, und selbstgefällige Leute sind meist gu t – nur dadurch leben sie lange genug, um selbstgefällig zu werden. Sofern unser Mörder nicht durch Wände gleiten konnte, waren wir mit der Durchsuchung fertig. »Komm, Quentin. Wir fahren zurück ins Hotel.«
Elliot starrte mich benommen und flehend an. »Können Sie nicht hierbleiben?«
»Tut euch in Gruppen zusammen. Bislang ist niemand angegriffen worden, der nicht allein war. Quentin und ich müssen zurück ins Hotel, um unsere Sachen zu holen.« Vor allem brauchten wir meine Waffen. »Wir sind vor Sonnenaufgang zurück.«
»Seid vorsichtig«, sagte Jan.
»Sind wir«, versicherte ich ihr. Irgendwie konnte ich auf diese Leute nicht mehr wütend sein. Ihre Welt fiel in Stücke, und sie wussten es. »Komm, Quentin.«
Zusammen traten wir hinaus in die kühle Nachtluft und ließen die Tür hinter uns zugleiten. Wir befanden uns auf halbem Weg zum Auto, als Quentin sagte: »Toby?«
»Ja?«
»Kommen wir zurück?«
»Ja, allerdings. Wir haben hier eine Aufgabe zu erledigen. Kommst du einigermaßen klar?«
»Ich habe Angst.« Es klang, als erwartete er, dass
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