October Daye - McGuire, S: October Daye
nehmen«, meinte Alex von der Tür aus. »Vielleicht Valium. Oder etwas Gras. Colin stand darauf, wahrscheinlich ist hier noch irgendwo ein Tütchen.« Er wirkte zerknittert, als wäre er gerade erst aufgestanden, und trug Jeans und ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift Mathematiker treiben’s mit Zahlen .
Ich lächelte. Ich konnte nicht anders. »Alex. Wir haben dich gestern Nacht vermisst.«
»Manchmal brauche sogar ich mal frei.« Er betrat das Büro, ging auf Connor zu und streckte ihm die Hand entgegen. »Alex Olsen. Freut mich, dich kennenzulernen.«
Connor ergriff die Hand nicht, sondern starrte Alex feindselig an. »Ich bin nicht sicher, ob jemand nach deiner Meinung gefragt hat.«
»Stimmt, hat niemand.« Alex ließ die Hand sinken, wirkte jedoch völlig unberührt von Connors Reaktion. »Toby, soll ich euch etwas tragen helfen? Jan hat gesagt, ihr richtet euch in der Cafeteria ein, und ich wollte nur sehen, ob du jemanden brauchst, der mit anpackt.«
»Hier.« Ich reichte ihm die Schublade, die ich aus Barbaras Schreibtisch entnommen hatte. »Wo ist deine Schwester?«
»Schläft im Büro«, antwortete Alex. »Keine Sorge. Ihr passiert nichts.«
»Bist du sicher?«
»Terrie ist absolut sicher.« Er lächelte. »Wenn sie schläft, stört sie überhaupt nichts.«
»Wie du meinst. Quentin, Connor, nehmt die anderen Ordner mit. Bis Danny eintrifft, bleibt ihr, wo ich euch im Auge behalten kann.« Geeint durch ihre augenscheinliche gemeinsame Verärgerung nickten sie, packten die Ordner und steuerten auf die Tür zu. Connor rempelte Alex ›versehentlich‹ mit dem Ellbogen an, als er an ihm vorbeiging. Ich zog eine Augenbraue hoch. »Sehr erwachsen.«
»Ich kenne das «, meinte Alex nur und zuckte die Achseln. »Nach dir.«
Ich musterte ihn kurz, dann nickte ich und folgte Connor und Quentin in den Gang. »Beeilen wir uns lieber, bevor sich die beiden hoffnungslos verlaufen.«
»Wäre das so schlimm?«
»Bring mich nicht in Versuchung.«
Die kurze Sorglosigkeit war schnell wieder verschwunden, verdrängt von der herrschenden Anspannung. Ich behielt Quentin und Connor im Auge, als wir zur Cafeteria gingen. Dort legte ich meinen Teil der Akten auf einen Tisch, bevor ich auf das Münztelefon zusteuerte. »Macht euch nützlich und sortiert die hier alphabetisch.«
»Bin ich jetzt dein Sekretär?«, fragte Connor, der immer noch verärgert wirkte.
»Betrachtet euch doch als Bürotruppe«, gab ich scharf zurück und wählte.
Mein Verdacht in Bezug auf die Telefone bestätigte sich erneut. Es hatte kaum geklingelt, als am anderen Ende abgenommen wurde, und Sylvesters Stimme sagt: »October? Bist du das? Bist du dran? Geht es dir gut?«
»Wo w – ich hätte nie gedacht, dass Ihr Telefondienst schiebt, Lehnsherr.« Die Vorstellung, dass Sylvester die Nacht damit verbrachte, neben dem Münztelefon zu stehen und auf Neuigkeiten zu warten, empfand ich als komisch und zugleich tragisch. Er konnte nicht anders. Ich befand mich mit seiner Nichte und seinem Pflegekind meilenweit entfernt, und alles, was er tun konnte, war warten.
»Was ist los? Ist Connor da?«
»Er ist hier, abe r … nun ja, er hat kein Auto dabei. Wir rufen ein Taxi, nur wird das eine Weile dauern. Euer Gnaden, ich muss Euch sagen, was ich vorhabe. Ich werde di e … «
»Mach dir darüber keine Gedanken, ich muss es nicht wissen. Ich vertraue deinem Urteilsvermögen. Es gibt eine Planänderung.«
Ich blinzelte. »Was?«
»Es ist für die beiden nicht sicher, auf den Straßen unterwegs zu sein. Sag Connor, er soll bei dir bleiben, bis dein Auftrag dort erledigt ist, dann könnt ihr alle zusammen nach Schattenhügel zurückkehren.«
»Bei allem gehörigen Respekt, Euer Gnaden, ich glaube, Euch ist nicht klar, wie schlimm die Lage hier allmählich wird. Zunächst haben wir eine Menge Leichen im Keller, was ich nie als gutes Zeichen betrachte.«
»Es ist nirgendwo sicherer als an deiner Seite.«
Ich wusste nicht recht, ob sein Vertrauen in mich rührend oder erschreckend war. »Euer Gnade n … «
»Sag ihm einfach, er soll bei dir bleiben. Bitte, October. Das alles wird bald vorbei sein.«
»Ich halte das für keine gute Idee.«
»Vertrau mir.«
Damit war alles gesagt. Sylvester war mein Lehnsherr, wenn er wollte, dass ich Connor und Quentin in Zahmblitz behielt, hatte ich keine andere Wahl. Ich legte den Hörer zurück auf die Gabel und wandte mich dem Trio zu, das mich während des Gesprächs neugierig beobachtet
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