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October Daye: Nachtmahr (German Edition)

October Daye: Nachtmahr (German Edition)

Titel: October Daye: Nachtmahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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Zukunft – und vermutlich auch die Gegenwart.«
    »Und was hat das mit alldem hier zu tun?«
    Die Luidaeg seufzte. »Du kapierst es einfach nicht. Pass auf, dieses Gör kann aus ihren Träumen die Zukunft lesen. Das bedeutet, dass sie nicht sehr fest mit ihrem Körper verbunden ist … Klar so weit?«
    »Ja … «, sagte ich zögernd. Karen war eine Traumprophetin? Ich hatte schon davon gehört, dass es so etwas gab, aber noch nie so jemanden getroffen. Weissagung ist eine sehr seltene Gabe, und das ist auch gut so. Leute, die in die Zukunft schauen können, verlieren leicht den Bezug zur Gegenwart. Früher oder später sagen sie zu viel und enden als Leiche. Aber Stacy war ein mischblütiger Grabunhold-Abkömmling, Mitch hatte etwas Nixie-Blut. Keine dieser Rassen ist bekannt dafür, die Zukunft vorherzusehen. Wo zur Hölle kam dieser kleine Querschläger her?
    »Die anderen hat Michael körperlich entführt. Karen war aber nicht in ihrem Körper, als die Reiter kamen, also brachten sie sie auf andere Art zu ihm: Sie holten sie im Traum.«
    »Was?« Ich starrte sie an. »Wie?«
    »Was du und deine Mutter im Blut lesen, ist das Bewusstsein. Das kann man entfernen. Karens Bewusstsein, ihr ›Selbst‹ ist nicht so fest verankert wie deins oder meins. Also konnte er es stehlen.«
    »Und das ist der Grund dafür, dass sie nicht aufwacht?« Und dass ich sie im Traum treffe?
    Ihre Miene verhärtete sich. »Genau.«
    »Also gut.« Ich stand auf und straffte die Schultern. »Ich geh sie zurückholen.«
    »Das sagt sich so. Ja, es klingt regelrecht simpel .« Sie verschränkte die Arme. »Ich komme mir vor, als würde ich zugucken, wie Papi sich einsatzfertig macht, um wieder mal ’ne Bande Halbstarker zähmen zu gehen. Heißa, her mit Schwert, Schild und schimmernder Rüstung samt eingebauter Blödheit, und ab geht die Post.«
    Ich blinzelte verwirrt. »Wovon redest du da?«
    »Helden, Toby. Helden. Ihr seid alle miteinander Schwachköpfe. Und erzähl mir jetzt nicht, du bist gar keiner, denn mir ist heute Abend wirklich nicht nach müßigen Debatten zumute. Das hier wirst du brauchen.« Sie zog meine Kerze aus der Luft und ließ sie in meine linke Hand fallen, während sie mir mein Messer in die rechte drückte. »Schließlich kommst du ja hin und zurück mit der Kerze Licht. Nur bist du leider nicht mehr auf dem Kinderpfad. Ich kann dich nur ein Mal auf diesem Weg hinschicken. Nicht mehrmals. Ist gegen die Regeln.«
    »Und wie soll ich dann zu Blind Michael kommen?«
    »Geduld! Bei Oberons Eiern, heutzutage bringen sie Kindern einfach keine Manieren mehr bei. Ich sollte euch einfach alle schlachten.« Sie schüttelte den Kopf. »Es gibt noch andere Wege.«
    »Wie finde ich die?«
    »Auf einem davon warst du schon mal. Dem Rosenpfad.«
    »Was?« Ich runzelte die Stirn. »Aber ich dachte – «
    »Luna hat dich auf dem Rosenpfad zu mir geschickt, als du das erste Mal herkamst. Das bedeutet, du hast die Berechtigung, ihn zu betreten. Ich kann ihn dir nicht öffnen, aber sie kann es.«
    Luna Torquill war derzeit so ziemlich die Letzte, mit der ich mich abgeben wollte. Entschieden schob ich meine Skrupel beiseite und nickte. »Ich werd sie fragen.«
    »Es gibt da noch ein kleines Problem: So einfach geht das nicht.«
    »Was meinst du damit?«
    »Es beginnt jetzt .« Sie schnipste mit den Fingern. Meine Kerze entflammte sich und brannte blaugrün. Ich spürte einen leichten Schock, als das Blut im Wachs wieder erwachte. »Wenn du dieses Zimmer verlässt, bist du auf dem Weg. Du kommst hin und zurück mit der Kerze Licht, aber Lily hat dir keine Sondernummer verpasst, diesmal wird’s also schwieriger. Der Rosenpfad hat Regeln, wenn du ihn für mehr als nur eine schnelle Abkürzung benutzen willst.«
    »Und zwar?«
    »Wenn du gehst – und das solltest du schleunigst tun – , schau nicht zurück, ganz gleich, was du hörst oder siehst. Du kannst jede Hilfe annehmen, die du findest, aber du kannst nicht darum bitten, sie muss dir freiwillig angeboten werden.«
    »Also dasselbe wie letztes Mal. Verstanden. Sonst noch was?«, fragte ich verdrossen.
    »Ja, in der Tat.«
    Ich seufzte. »Warum frage ich auch.«
    »Im Ernst, das ist wirklich wichtig«, sagte sie. »Du hast vierundzwanzig Stunden, nicht mehr. Wenn du in dieser Zeit nicht hin und zurück kommst, schaffst du es nicht mehr, und der Rosenpfad ist dir für immer verschlossen.«
    »Aber – «
    »Das bedeutet mehr, als du glaubst. Den Alten Pfad kannst du nicht nehmen, der

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