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October Daye: Nachtmahr (German Edition)

October Daye: Nachtmahr (German Edition)

Titel: October Daye: Nachtmahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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Blutpfad würde dich töten, der Gezeitenpfad taugt nicht zu mehr als einem Abstecher hierher. Du hast nur diesen Weg oder gar keinen, und du musst jetzt los.« Sie ging zu einem kleinen Schrank und öffnete ihn. »Lily denkt zu sehr an das äußere Erscheinungsbild – in dem Zeug, was du da trägst, kannst du nicht gehen. Hier.« Sie warf mir einen Pullover und ein Paar schwarze Leggings zu sowie einen Gürtel mit einer Messerscheide daran. »Zieh dich um, und dann raus hier.«
    »Luidaeg, ich – «
    »Mach, Toby.« Etwas in ihrer Miene warnte mich vor jedem weiteren Wort.
    Aus Lilys Gewand zu schlüpfen war einfach. Den Pullover überzuziehen, ohne die Kerze fallen zu lassen oder meine Haare in Brand zu setzen, war schwieriger, aber nach ein paar vergeblichen Anläufen bekam ich es hin. Ich richtete mich auf und schob mein Messer in die Scheide. »Was jetzt?«, fragte ich.
    »Jetzt gehst du.« Sie zeigte zur Tür. »Da lang. Sofort.«
    »Bist du – «
    »Wenn du nach Schattenhügel kommst, sag Luna, sie soll mir das Pferdmädchen schicken, ich will sehen, was ich tun kann.« Sie räusperte sich unwirsch. »Falls du dich umbringen lässt, werd ich dir Schmerzen zufügen, die du dir nicht vorstellen kannst.«
    »Ich – «
    »Raus!«
    Ich wich zurück, bis meine Schultern an die Wand stießen. Die Luidaeg verschränkte die Arme und funkelte mich wütend an, bis ich endlich die Klinke fand, die Tür aufzerrte und mich rückwärts hinausschob. Die Tür wurde vor meiner Nase zugeknallt.
    Der Flur schien sich merkwürdig in die Länge zu ziehen, als ich zur Haustür tappte, und die Schatten wurden immer dunkler und zudringlicher. Ich umklammerte meine Kerze und ging weiter. Vielleicht wäre ich wankend geworden, wenn es nur um mich gegangen wäre. Aber es ging um mehr. Stacy verdiente es nicht, ihre Tochter zu verlieren, und Quentin verdiente es nicht, seine Freundin zu verlieren. Und ich würde sie beide zurückholen.
    Als ich auf halber Höhe des Flurs war, begann das Schreien. Es schaukelte sich hoch bis zu einem schrillen, unendlich wütenden Ton, so mitleidlos wie das Meer. Ich schauderte, aber ich sah mich nicht um. Ich bin nicht Orpheus. So leicht hält man mich nicht zum Narren.
    Die Haustür ließ sich ohne Mühe öffnen, und ich trat hinaus in die kalte Luft einer Septembernacht. Ich stutzte und murmelte: »Drinnen schien doch die Sonne … « Jetzt spielte auch noch die Zeit verrückt. Das fehlte mir gerade noch. Ich hatte vierundzwanzig Stunden, um vom Hafenviertel nach Pleasant Hill zu kommen, von da in Blind Michaels Lande vorzudringen, Karen zu retten und wieder rauszufinden. Alles ohne Auto und ohne Geld, und ich durfte mir keinerlei Hilfe holen. Herrlich.
    »Kinderleicht«, sagte ich und marschierte los.
    Das Universum mag es nicht, wenn man es veräppelt. Ich war erst auf halber Strecke zur Hauptstraße, da hörte ich hinter mir Motoren aufheulen. Die Worte der Luidaeg beherzigend drehte ich mich nicht um, ich legte nur einen Schritt zu und hielt Ausschau nach Versteckmöglichkeiten. Da bot sich nichts an – die Straße lag leer und verlassen vor mir, es gab weder Unterschlupf noch Hilfe. Die Motoren wurden lauter, und ich begann zu rennen, zwang mich aber, stur geradeaus zu schauen.
    Ich schaffte fast zwei Blocks, ehe die Biker mich einholten und stellten. Das Aufjaulen der Motoren im Leerlauf erinnerte verdächtig an Pferdegewieher. Siegessicher grinsten die dunklen Reiter hinter ihren Visieren auf mich runter. Sie waren zu dritt, und ich war allein, und ich konnte nirgendwohin flüchten.

Kapitel 24
    O h, Eiche und Esche«, murmelte ich und wich zwei Schritte zurück. Meine Kerze funktionierte offenbar außerhalb von Blind Michaels Landen nicht so wie innerhalb, denn sie verbarg mich ganz eindeutig nicht. Die Reiter hatten mich umzingelt, und selbst wenn ich es zurück zur Luidaeg geschafft hätte, ehe sie mich zu fassen kriegten, hätte das Umkehren mich vom Rosenpfad abgebracht. Ich steckte also fest.
    Ich sah sie an und fragte: »Ihr wisst doch, dass ihr ungelegen kommt, oder?«
    Die Reiter lachten, dass es mir die Nackenhaare aufstellte. Sie wussten, sie hatten mich.
    Das hieß aber nicht, dass ich mich still in mein Schicksal fügen musste. Ich zog mein Messer und nahm Kampfposition ein. »Kommt doch, ihr verfluchten Mistkerle«, fauchte ich. »Für eure Spielchen hab ich keine Zeit. Kommt und holt mich!«
    Jetzt blickten sie etwas unbehaglich drein, sahen einander an und dann wieder mich.

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