October Daye: Nachtmahr (German Edition)
er … «
»Er kam aus freien Stücken, Etienne, ich hab ihn nicht entführt oder so was.« Es gab eine kurze Pause, die mir verriet, wie nahe ich dem gekommen war, was er dachte. Ich seufzte. »Bitte lasst alle wissen, dass Quentin in Sicherheit ist und in Kürze zur Verfügung steht, damit Ihr ihn persönlich anschreien könnt.«
»Selbstverständlich«, sagte er steif. »Freie Wege.«
»Freundliche Feuer, Etienne«, sagte ich und legte auf.
Ich knallte rhythmisch den Kopf an die Wand, als ich hörte, wie Quentin sich hinter mir räusperte. »Toby? Was ist los? Wer war das am Telefon?«
Ich hörte auf mit dem Kopfschlagen, straffte mich, drehte mich um und sah ihn an. »Komm, wir müssen los.«
Er folgte mir zur Haustür. »Wo müssen wir hin?«
»Ich bringe dich zurück nach Schattenhügel.«
»Was?« Er blieb stehen und starrte mich an. »Warum?«
»Die Lage ist viel zu gefährlich. Ich werde nicht noch mal dein Leben riskieren.« Als Sylvester mich das letzte Mal mit einem Auftrag losgeschickt hatte, war Quentin mitgekommen, um zu beobachten und zu lernen. Und wie er lernte: Er lernte, wie man angeschossen wird und beinahe stirbt, und er lernte, wie es ist, die einzige Nichte seines Lehnsherrn zu begraben. Es gibt Lektionen, die zu vertiefen ich wirklich keinen Bedarf habe.
»Aber – was ist mit Katie?«, protestierte Quentin.
»Ich bleib dran. Ich brauch deine Hilfe nicht.« Ich würde mein Leben riskieren, um die Kinder zurückzubringen, aber nicht das eines anderen. Solange ich die Verantwortung hatte, sollte niemand verletzt werden, ganz besonders nicht Quentin. Ich hatte ihm schon genug eingebrockt.
Er starrte mich an, als hätte ich ihn geohrfeigt. »Aber sie ist meine Freundin. Du musst … «
»Muss was? Dich helfen lassen?« Ich schüttelte den Kopf und setzte ein höhnisches Grinsen auf. Das tat weh, aber nicht so weh wie der Gedanke an seine zerschundene Leiche. »Hast du nicht aufgepasst? Wer sich mit mir einlässt, stirbt . Ich will dich bei diesem Fall nicht dabeihaben.«
»Ich muss sie finden. Bitte , Toby, sie ist doch bloß ein Mensch. Sie weiß gar nicht … «
»Du bist nicht ausgebildet, und du kommst nicht mit.« Ich war grausam, aber es ging nicht anders. Nicht, wenn ich vermeiden wollte, dass mein Holing nicht nur meinen, sondern auch seinen Tod ankündigte.
Erschrocken wich Quentin mit verletztem Blick vor mir zurück, dann verhärtete sich seine Miene. Er nickte knapp. »Na gut. Ich finde sie alleine.«
»Nein, das lässt du bleiben. Komm jetzt.«
»Was?«
»Wie ich gesagt habe, ich bring dich zurück nach Schattenhügel.« Er starrte mich an. Ich starrte zurück. Ich hatte mehr Übung, er sah als Erster weg und ließ die Schultern hängen. Ich dachte kurz daran, mich umzuziehen, verwarf die Idee aber. Quentin würde vielleicht stiften gehen, wenn ich ihn unbeobachtet ließ. Ich wollte ihn im Auge behalten, bis ich ihn sicher in den Mugel verfrachtet hatte.
»Toby … «
»Komm schon.« Ich nahm seinen Arm und zog ihn nach draußen. Spike schoss mir zwischen die Füße und brachte mich fast zu Fall. Ich blieb stehen, ließ Quentin los und klaubte den Rosenkobold vom Boden. Ich ließ ihn in Quentins Arme fallen und sagte grob: »Halt das mal.«
Quentin schnitt eine Grimasse, wiegte den Rosenkobold aber automatisch an der Brust. Spike zirpte, machte sich schwer und begann dieses seltsame Rasselgeräusch von sich zu geben, das bei ihm das Schnurren ersetzte. Ich ließ meine Finger über die Türzargen gleiten und murmelte leise Fetzen von Wiegenliedern vor mich hin. Der Geruch von Kupfer und geschnittenem Gras stieg auf, als die reaktivierten Schutzzauber rot aufglühten und ein leichter Schmerz durch meine Schläfen schoss. Der Zauber war jetzt wirksam, was immer er nützen mochte. Mitch und Stacy hatten ihr Haus auch durch Zauber geschützt.
Ich senkte die Hände und wandte mich an Quentin. »Dann mal los.«
Er übergab mir Spike ohne ein Wort und stolzierte zu meinem Auto. Ich seufzte, aber ich sagte nichts. Wenn er mich mit Schweigen strafen wollte, konnte ich das auch. Vielleicht machte es das alles sogar leichter.
Die Fahrt nach Pleasant Hill schien ewig zu dauern. Quentin saß finster neben mir und weigerte sich, mich anzusehen. Spike hingegen hatte beschlossen, auf meinem Schoß zu reisen statt an seinem üblichen Platz auf dem Armaturenbrett. Mir war nicht ganz klar, ob er mich aufmöbeln wollte oder selbst Trost brauchte, aber mit ihm auf dem Schoß und
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