October Daye: Winterfluch (German Edition)
war, selbst in meine Wohnung eingeladen hatte. Die Antworten, nach denen ich suchte, würde ich nie finden. Evening und Ross würden nicht gerächt werden.
Es klingelte an der Tür.
Stille trat ein, als der Doppelgänger seinen Angriff auf die Tür einstellte. Eine lange Pause entstand, während wir beide überlegten, was wir als Nächstes tun sollten.
Dann hörte ich meine eigene Stimme, die unbeschwert rief: »Ich komme!«
Schritte entfernten sich den Flur entlang, zu leicht für eine Kreatur von der Größe des Doppelgänger s … aber gerade richtig, um von mir zu stammen.
Ich verharrte reglos, bis die Schritte verhallten. Dann sperrte ich das Schloss auf, schob den Stuhl aus dem Weg und öffnete die halb gesprungene Tür. Der Flur war verwaist. Der Doppelgänger ging tatsächlich nach vorn, um zu öffnen. Oh, das war klug. Warum klebte er sich nicht gleich ein Schild auf dem Rücken, auf dem stand: »Tritt mich«?
Obwohl ich mich so gut es ging bemühte, leise zu sein, knirschte der Teppich unter meinen Füßen, als ich mich zentimeterweise vorwärtsbewegte. In Anbetracht der Schläge, die ich einstecken musst e – und der Menge an Blut, die ich verlo r –, fand ich es schon ziemlich bemerkenswert, dass ich nicht einfach zusammenbrach. Was mir alles nichts helfen würde, wenn mich der Doppelgänger erwischte. Womöglich schlich ich geradewegs in eine Falle, doch das war ein Risiko, das ich eingehen musste.
Ich befand mich auf halbem Weg den Gang hinab, als ich aus dem Wohnzimmer Stimmen hörte. »Sie verstehen das nicht!« Das war Dare. Durch die Mischung aus Anspannung und Verzweiflung klang ihre Stimme unverkennbar, auch ohne den gekünstelten Akzent. »Wenn Devin sagt, wir sollen hierherkommen, dann kommen wir hierher. Sie können uns doch nicht wegschicken. Wir können nicht darauf hören. Das wird er nicht zulassen.«
»Sie hat recht, Ma’am.« O Wurzel und Zweig, Manuel war bei ihr. Ich schauderte, konnte nicht verhindern, dass ich mir ausmalte, was der Doppelgänger mit ihnen anstellen würde, und zwang mich einige Schritte weiter den Gang hinab. »Devin hat gesagt, wir sollen herkommen und Ihnen bei allem helfen, was Sie brauchen.«
»Tut mir leid, Kinder«, entgegnete meine Stimme. Der Doppelgänger bediente sich eines geradezu schmerzlich fröhlichen Tonfalls, der – wenn Manuel und Dare mich besser gekannt hätte n – ein Hinweis darauf gewesen wäre, dass etwas nicht stimmte. Vor Sonnenuntergang hörte ich mich nie so vergnügt an. »Ich finde aber einfach, dass es gerade kein so günstiger Zeitpunkt für einen Besuch ist. Könnt ihr vielleicht später wiederkommen? Ich backe euch Keks e … «
Das war zu viel. Ich hatte noch keine Gelegenheit gehabt, die Küche für etwas Aufwendigeres als Kaffee und Spiegeleier zu verwenden, und ich wollte verdammt sein, wenn mir ein bei mir eingedrungenes Monster dabei zuvorkäme, sie richtig einzuweihen. Den Baseballschläger immer noch vor mir erhoben wie ein Breitschwert für Arme, trat ich ins Wohnzimmer. »Du wirst meine Küche nicht benutzen.«
Es mochte nicht der überragendste Auftritt aller Zeiten gewesen sein, aber in Anbetracht dessen, wie viel Blut ich bereits verloren hatte, fand ich, dass ich mich recht gut schlug. Mein Ebenbild wandte sich mir zu und verengte die mir gestohlenen Augen. »Ich dachte, ich hätte dich auf dein Zimmer geschickt.«
Manuel und Dare glotzten ungläubig zwischen uns hin und her. Es war wohl nicht besonders schwierig, uns auseinanderzuhalten; der Doppelgänger war vollständig bekleidet, ich trug nur den Morgenmantel. Außerdem war ich diejenige, die das gesamte Bluten übernahm. »Hast du auch. Leider bin ich ein wenig zu alt für Stubenarrest.«
»Ä h … Ma’am?«, stieß Manuel mit geweiteten Augen hervor.
Der Doppelgänger ließ eine Hand vorschnellen. Die Finger verwandelten sich in Klauen, als er Manuel von der Tür wegstieß. Der Junge schrie vor Schmerz und Überraschung auf, fiel rückwärts und stürzte außer Sicht.
»Manny!«, brüllte Dare.
Der Doppelgänger drehte sich um, stapfte auf mich zu und wurde größer, während er meine Gestalt aufgab. »Böses Mädchen«, schalt er mich grinsend. »Böses, böses Mädchen. Zeit für deine Bestrafung.«
Die Kreatur bewegte sich langsam, schien sich ihrer Überlegenheit sehr sicher. Es war vermutlich die einzige Chance, die ich erhalten würde, also nutzte ich sie, indem ich den Baseballschläger gegen die Mitte dieses Wesens schwang, so
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