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October Daye: Winterfluch (German Edition)

October Daye: Winterfluch (German Edition)

Titel: October Daye: Winterfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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steckte Manuel? Stirnrunzelnd öffnete ich ein Auge und gestattete mir einen trüben Blick in Devins Büro. Ich wette, die Nachbarn hatten Spaß dabei zu beobachten, wie mich zwei blutbespritzte Teenager den Weg hinabtrugen. Vermutlich war es das Unterhaltsamste, was sie in der gesamten Woche gesehen hatten.
    Ich schlug das zweite Lid auf und blinzelte, bis ich den Raum scharf sehen konnte. Dare und Manuel saßen auf Klappstühlen vor Devins Schreibtisch und beobachteten, wie er auf- und ablief. Die Kinder wirkten regelrecht krank, und Dare klammerte sich an Manuels Arm fest, als wäre er eine Art Rettungsleine.
    »Aber wi r … «, setzte sie an.
    Devin sprang vor und drückte ihre Schultern gegen die Rückenlehne des Stuhls, der dadurch auf den Hinterbeinen wippte. Dare wimmerte, und Devin brüllte: »Sei still! Ihr wart dumm! Ihr hättet schon Stunden früher dort sein müssen!«
    »Manuel meinte aber, wir hätten noch Zei t … «, protestierte sie matt.
    Das reichte. Vielleicht liebte ich den Mann, vielleicht auch nicht, doch ganz gleich, wie verängstigt er sein mochte, er hatte keinen Grund, es an Dare auszulassen. Ich stützte mich mit dem rechten Arm ab und stemmte mich hoch. »Sei nett zu ihnen, Devin. Sie haben ihre Aufgabe doch erfüllt.« Es fühlte sich an, als spräche ich mit einem Mund voller Baumwolle, aber mir tat nichts we h – noch nicht. Ich war sicher, die Schmerzen würden mich bald einholen.
    »Toby!« Devin ließ Dare los und eilte herbei, um sich neben mich zu knien. Besorgt sah er mir ins Gesicht. »Toby, was ist passiert? Warum hat diese s … Wesen dich angegriffen? Geht es dir gut? Was wollte es? Du bist wach!«
    »Reden ist für gewöhnlich ein untrügliches Zeichen für Bewusstsein«, meinte ich und streckte die Hand aus, um ihm vorsichtig auf die Schulter zu klopfen. »Ich bin in Ordnung. Das heißt, zumindest insoweit, als das Wort beinhaltet, dass mir gerade von einem Doppelgänger die Seele aus dem Leib geprügelt wurde.«
    Manuel drehte sich uns zu und lächelte matt. »Hallo, Ma’am!« Dare klammerte sich nur weiter an seinem Arm fest und zitterte. Sie wirkte völlig verschreckt, und ich konnte ihr das nicht verübeln. Devin kann ziemlich furchteinflößend sein, wenn ihm danach ist.
    »Hallo, Leute«, sagte ich und erwiderte Manuels Lächeln. An Devin gewandt, fügte ich hinzu: »Die beiden haben mir das Leben gerettet, also lass es gut sein. Hör auf, sie anzubrüllen.«
    Seine Miene verzog sich und wurde finster. »Sie waren aber auch diejenigen, die überhaupt erst zugelassen haben, dass dein Leben in Gefahr geraten ist. Wenn sie dort gewesen wären, als sie es sein sollte n … «
    »Ich wäre noch im Bett gewesen«, unterbrach ich ihn und schüttelte den Kopf. »Dieses Monster hat das Gesicht meiner Tochter benutzt, um in meine Wohnung zu gelangen, Devin. Es war Gillian. Ich hätte es so oder so hereingelassen, ob sie nun dort gewesen wären oder nicht. Teufel auch, wären sie schon bei mir gewesen, als es aufkreuzte, hätte ich sie wahrscheinlich hinausgeworfen. Wären sie um die Zeit dort gewesen, die du festgelegt hattest, dann wäre ich jetzt tot.«
    Er erstarrte, und seine Miene fiel in sich zusammen, als ihm meine Worte ins Bewusstsein sickerten. Ich hatte recht, und das wusste Devin. Es war nicht fair, den beiden Teenagern die Schuld für meine Dummheit zu geben. Er begnügte sich damit, die Arme vor der Brust zu verschränken und mich streng anzusehen. »Du solltest vorsichtiger sein.«
    »Wie?«, fragte ich. »Indem ich aufhöre, mit Leuten zu reden? Das Haus nicht mehr verlasse? Oder halt, noch besser, indem ich für immer hierbleibe? Wenn ich das tue, kann ich aber nicht herausfinden, was Evening widerfahren ist, und wenn ich nicht herausfinde, wer sie getötet hat, wirst du nicht bezahlt.« Wenn ich nicht herausfinde, was passiert ist, dann ist deine Bezahlung allerdings auch die geringste meiner Sorgen.
    Devin seufzte und legte mir den Handrücken an die Wange. »Ich habe dich lieber lebendig, als bezahlt zu werden, Toby. Es ist noch immer nicht zu spät, die Finger von all dem zu lassen. Wenn du es nicht den Höfen überlassen willst, dann sag mir, was du bisher hast, und ich mache es zu dem Problem von jemand anderem. Du kannst es mit dem Wissen sein lassen, dass du getan hast, was du konntest.«
    »Das kann ich leider nicht«, widersprach ich und schüttelte den Kopf. »Ich habe ihr mein Wort gegeben.«
    Das war gelogen: Ich hatte mein Wort nicht gegeben,

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