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October Daye: Winterfluch (German Edition)

October Daye: Winterfluch (German Edition)

Titel: October Daye: Winterfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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Evening hatte es sich einfach genommen. Was Devin jedoch nicht wusste. Es ist weder eine Schande noch peinlich, durch eine Bindung gefangen zu werden, schon gar nicht, wenn sie von jemandem gewoben wurde, der so mächtig war wie Evening. Außerdem hatte ich ohnehin vorgehabt, das Heim aufzusuchen und ihm alles zu erzählen. Ich öffnete den Mund, um damit anzufange n … und stockte schon. Etwas stimmte hier nicht. Der Gedanke, es ihm zu sagen, fühlte sich seltsamerweise falsch an.
    »Tob y … «, setzte er seufzend an.
    »Ich weiß.«
    Einige Minuten saßen wir da und sahen einander an. Dare und Manuel beobachteten uns von ihren Sitzen aus. Die armen Kinder mussten sich fühlen, als hockten sie auf einem Atomwaffentestgelände. Wer von uns war furchteinflößende r – er oder ich?
    Ich war fast bereit, mich dafür zu entschuldigen, dass ich so dumm gewesen war, mich verfluchen zu lassen, als Devin den Kopf schüttelte und das Gesicht abwandte. »Wenn dir etwas passier t … «
    »Wir greifen einfach auf Erfahrungen aus der Vergangenheit zurück und gehen davon aus, dass ich in vierzehn Jahren zurück bin. Dann kannst du mich anbrüllen.«
    Er drehte sich mir gar nicht erst zu. Anscheinend war dies eine jener Situationen, die Humor nicht aufzulockern vermochte. Ich war nie besonders geschickt darin gewesen, solche Momente zu erkennen. »Das ist nicht lustig.«
    Die Schmerzen waren noch nicht zurückgekehrt. Abgesehen von den Federn der Couch, die mir ins Kreuz pikten, fühlte ich mich gut. Was mir Sorgen bereitete. Es konnte ja bedeuten, dass ich nun doch zu übel zugerichtet war, um wieder zu genesen. »Kann ich gehen?«
    Devin wandte sich mir zu und lächelte, wenn sein Blick auch traurig blieb. »Würde ich versuchen, dich hierzubehalten, wenn du nicht gehen könntest?«, fragte er und reichte mir seine Hände. »Steh auf. In der Toilette ist ein Spiegel.«
    Aufzustehen erwies sich als leichter gesagt als getan, sogar mit seiner Hilfe. Als ich es doch geschafft hatte, hielt ich weiter seine Hände fest und wartete, bis die Welt aufhörte, vor meinen Augen zu verschwimmen. Wenigstens meine Beine gehorchten mir.
    »Jetzt geht es«, sagte ich, ließ ihn los, drehte mich um und wankte zur Tür.
    Aus dem hell erleuchteten Büro in den dunklen Flur zu gelangen erwies sich als verwirrend. Meine Zehen verfingen sich am Türrahmen, und ich stolperte. Mit dem linken Arm fing ich mich an der Wand ab und erstarrte. Nichts schmerzte. Weder mein Bein noch meine Schulter. Nichts.
    Ein weiterer unangenehmer Gedanke ereilte mich, als ich mich von der Wand abstieß, allerdings so langsam es mir möglich war, ohne das Gleichgewicht zu verlieren. Wie spät war es? Ich hatte Sylvester versprochen, ich würde ihn anrufen, wenn ich Hilfe bräuchte, und das war, bevor ich angeschossen wurde. Er musste außer sich sein vor Sorge.
    Ich konnte ihn anrufen, sobald ich wusste, wie schlimm der Schaden war. Vorsichtig öffnete ich die Tür zur Damentoilette und trat ein.
    Der einzige Unterschied zwischen den Toiletten im Heim besteht darin, dass die der Herren bessere Graffiti aufweisen, während die der Damen ruhiger sind. Außerdem gibt es in der Herrentoilette ein funktionierendes Pissoi r – jenes in der Damentoilette wurde violett besprüht und mit Zement gefüllt, bevor ich ins Heim kam. Den Grund dafür kenne ich nicht, aber ich bin sicher, es war eine Menge Bier im Spiel. Ein Gwragen-Halbblut lehnte am Waschbecken. Eine Zigarette baumelte von ihren liebesapfelroten Lippen. Die Farbe war definitiv kein Lippenstift. Als ich eintrat, richtete sie sich auf, ließ die Zigarette auf den gefliesten Boden fallen und verschwand hastig. Blinzelnd sah ich ihr nach. Wurzel und Zweig, sah ich wirklich so erschreckend aus?
    Ich stählte mich, drehte mich um und wagte einen Blick in den Spiegel. Ich war auf alles vorbereite t … außer auf das, was ich sah.
    »Was zu m … ?«
    Der Trend, Toby die Kleider zu wechseln, während sie schlief, hatte sich offenbar fortgesetzt: Mein blutiger Morgenmantel war durch ein hauchdünnes violettes Nachthemd ersetzt worden, das vermutlich aus der Sorte von Katalog bestellt wurde, die man in braunes Papier eingewickelt bekam. Es war zwar knöchellang, ließ jedoch die Schulter n – eigentlich deutlich mehr als die Schulter n – nackt. Unter anderen Umständen hätte mich das vielleicht gestört, aber jetzt war ich zu beschäftigt damit, den Rest meines Spiegelbildes auf mich wirken zu lassen.
    Mein Haar war

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