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October Daye: Winterfluch (German Edition)

October Daye: Winterfluch (German Edition)

Titel: October Daye: Winterfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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zerbrechlich. Unzählige Stunden Gartenarbeit hatten ihre Arme gestärkt, und sie besaß all die magischen Verteidigungsmöglichkeiten, die mit ihrem Kitsune-Blut einhergingen. Die Kraft wird durch die Anzahl der Schwänze ausgedrückt, und sie nannte deren drei ihr Eigen, silberpelzig und seidig glänzend. Ihr hüftlanges braunes Haar war zurückgeflochten, und ungeachtet der Förmlichkeit ihrer Umgebung schien sie zum Gärtnern gekleidet zu sein. Luna hatte noch nie viel von unnötigem Zeremoniell gehalten.
    »Du hättest früher herkommen sollen«, schalt sie mich milde. »Du hast uns gefehlt.«
    »Ihr habt mir auch gefehlt«, gestand ich und drehte mich Sylvester zu. »Euer Gnade n … «
    »Wir haben nach dir gesucht«, sagte er. In seinen Worten schwang ein Nachdruck mit, als müsste ich nichts auf der Welt dringender hören als die Worte, die er mir zu sagen hatte. »Wir haben überall nach dir gesucht, das musst du mir glauben. Nachdem du verschwunden warst, ließ ich die Stadt von Etienne durchkämmen. Ich habe die Hälfte meiner Ritter mit ihm losgeschickt, habe getan, was ich konnte, aber du wars t … du warst einfach weg. Toby, es tut mir so leid.«
    Leid? Er gab zu, dass er Ressourcen von der Suche nach seiner Frau und Tochter abgezogen hatt e – er gab es zu, während seine Frau unmittelbar neben ihm stan d – , und er sagte zu mir, dass es ihm leid täte? Ich glotzte ihn an und wusste nicht, was ich darauf antworten sollte.
    Rayseline rettete mich, indem sie an die andere Seite ihres Vaters trat, die Hände um seinen Arm schlang und mich ansah. Ihre Augen besaßen denselben Goldton wie die ihres Vaters, doch während die Farbe bei ihm warm und herzlich wirkte, vermittelte sie bei ihr einen beinah reptilienartigen Eindruck, den Blick eines Raubtiers.
    »Na, sieh mal einer an«, sagte sie. »Hat sie sich endlich dazu herabgelassen, herzukommen und sich von den Folgen ihres Versagens zu überzeugen. Hallo, Versagerin. Wie geht es dir?«
    »Hallo, Rayseline«, erwiderte ich in gemessenem Tonfall. Die Erleichterung, die ich ob ihrer Unterbrechung flüchtig verspürt hatte, erstarb bei ihren Worten.
    Man weiß nicht, was Luna und Raysel in den zwölf Jahren widerfahren ist, die sie verschwunden ware n – zwölf Jahre, die den ersten zwölf meiner fehlenden Zeit entsprachen. Aber während meine Jahre verloren waren, hatten sie die ihren durchlebt, was immer sie durchgemacht haben mochten. Die wenigen Leute, mit denen ich gesprochen habe, meinten, dass Luna ein wenig trauriger und seltsamer zurückgekehrt sei, doch Rayse l … Raysel kehrte schwer beeinträchtigt zurück. So aufzuwachsen, wie es bei ihr der Fall gewesen war, hatte etwas in ihr zerbrochen, und als ich sie nun musterte, begann ich zu begreifen, weshalb man munkelte, es würde vielleicht nie verheilen.
    »Ich habe mich schon gefragt, wann du kommen würdest, um hier herumzuschnüffeln«, fuhr sie fort. »Suchst du nach etwas Neuem, dem du nicht gewachsen bist? Ich bin sicher, Papa hat noch reichlich ungelöste Rätsel. Geh und versuch dich an denen.«
    »Raysel, das reicht«, schalt Sylvester sie scharf. »Ich bin ihr Lehnsherr. October ist hier immer willkommen.«
    »Sie will etwas«, gab Raysel zurück. »Ich kann es an ihr riechen.«
    »Raysel, es ist genug«, meldete sich nun auch Luna zu Wort. Ihr sonst so ruhiger Tonfall war von Sorge und kaum verhohlener Verärgerung gefärbt. Also war Raysels Unausstehlichkeit nicht bloß für mich gespielt.
    »Sie hat recht«, sagte ich. Sowohl Sylvester als auch Luna wandten sich mir zu. Raysel grinste und setzte eine triumphierende Miene auf. »Ich fürchte, ich bin hier, weil ich etwas will. Oder zumindest, weil ich Euch etwas mitteilen und Euch um einen Gefallen bitten muss.«
    »Was auch immer du brauchst«, gab Sylvester zurück. »Das weißt du.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher«, entgegnete ich und schaute von ihm zu Luna und zurück. »Habt Ihr die Neuigkeit schon gehört?« Bitte, sag ja , betete ich. Lass nicht mich diejenige sein, die es Euch sagen muss. Sofern die Königin sich auch nur annähernd angemessen verhalten hatte, würden ihre Herolde bereits hier gewesen und wieder verschwunden sei n … aber dafür erschienen mir alle zu ruhig; außerdem hatte die Königin gesagt, dass niemand auch nur Evenings Namen aussprechen würde. Dadurch mochte es irgendwie schwierig für sie werden, solche Benachrichtigungen zu versenden.
    Wenn Sylvester es nicht wusste, war es meine Pflicht, es

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