Oder sie stirbt
du trotzdem.« Er schickte sich an, die Tür zu schließen.
Ich streckte den Arm aus und hielt ihn sanft davon ab.
»Hey, es ist nicht so, dass ich hier rübergerannt bin, um dir wilde Drohungen zu machen. Ich rufe auch nicht die Bullen. Ich wollte dich nur in aller Ruhe fragen …«
»Die Bullen? Ich weiß nicht, was du hier vorhast, Patrick, aber ich hab keine Lust drauf. Ich werde die Tür jetzt zumachen.«
Ich zog die Hand weg. Ohne meinen Blick loszulassen, schloss er die Haustür. Ich hörte, wie das Schloss einrastete und die Kette vorgelegt wurde.
Ariana saß auf dem Sofa. Sie hob die dunklen Augen und sah mich direkt an. Dann hob sie die Hand und hielt mir die anderen beiden DVDs entgegen. »Was zum Teufel ist das? Bezahlst du jemanden, damit er unser Haus beobachtet? Damit er mich im Blick behält? Oder kommt das von Martinique? Sie spioniert mir hinterher, während du Don hinterherspionierst? Ich möchte gar nicht erst damit anfangen, wie unglaublich ich diese ganze Aktion finde, ich wollte nur sagen – eigentlich dachte ich, über dieses Stadium wärst du jetzt langsam hinaus.«
»Hey, jetzt mal langsam. Diese Bilder zeigen
mich …
«
»Da hat jemand das Haus beobachtet. Also bist du auch auf ein paar Aufnahmen zu sehen. Wie viele gibt es noch von der Sorte? Wobei hat man mich noch so beobachtet?«
»Ich habe keine Ahnung, wer hinter diesen Videos steckt.«
Als ich einen Schritt auf sie zumachte, zuckte sie erschrocken zurück. Ich erstarrte. Sie war noch nie ängstlich vor mir zurückgewichen. Einen Moment lang blieben wir so stehen und merkten, was für eine entsetzliche Aussage darin lag.
Schließlich strich sie sich eine Strähne aus der Stirn und machte eine beruhigende Geste mit der flachen Hand. »Du behauptest also, du hast damit nichts zu tun.«
»Nein.
Nein.
Natürlich nicht.«
Sie sah weg und atmete tief durch. »Patrick, langsam machst du mir echt Angst. Du kommst mir in letzter Zeit vor wie eine Sprungfeder, die jeden Moment losschnellen kann. Und jetzt sieht es so aus, als wärst du völlig durchgedreht. Du schnüffelst am Zaun herum, läufst auf dem Dach rum, um sie auszuspionieren, und jetzt rennst du sogar mitten in der Nacht zu ihnen rüber. Ich wusste überhaupt nicht, was ich tun sollte. Ich dachte schon, gleich gibt es eine Riesenszene auf der Veranda. Don hat jede Menge Jagdgewehre. Diese Geschichte bringt dich noch um, und dann muss
ich
auch noch Schuldgefühle haben.«
»Sie bringt mich
um?
«
»Ich dachte, Don würde dich erschießen.« Sie stieß einen kleinen Schrei aus, halb Erleichterung, halb Wut. »Und wenn irgendjemand dich jetzt gleich erschießen sollte, dann wahrscheinlich
ich.
«
Ich hielt die dritte DVD hoch. »Du musst dir diese noch ansehen.«
Mit einem Taschentuch nahm ich die Disc aus der Hülle, legte sie ein, und dann erschien auch schon das verwackelte Bild von unserem Haus.
Während der Film ablief, zog die verstörte Ariana die Beine unter den Körper und drückte sich ein Kissen auf die Oberschenkel. Als der Latexhandschuh auf dem Türknauf erschien, schnappte sie nach Luft. Zum ersten Mal bemerkte ich, dass der Eindringling ein schwarzes Sweatshirt trug.
Als die Aufnahme durchgelaufen war, fragte sie heiser: »Warum hast du mir nichts davon gesagt? Warum bist du damit nicht zur Polizei gegangen?«
»Ich wollte dir keine Angst machen.« Ich hob die Hand, um ihren Widerspruch abzuwehren. »Ja, ich weiß. Aber diese DVD hab ich heute Nacht erst gefunden. Auf unserem Dach übrigens. Ich wollte es dir jetzt gleich beim Heimkommen erzählen. Aber aus naheliegenden Gründen wollte ich zuerst mit Sicherheit ausschließen, dass Don dahintersteckt.«
»Es ist völlig ausgeschlossen, dass Don das war«, erklärte sie fest.
»Da bin ich ganz deiner Meinung. Aber die Bullen werden uns trotzdem keine große Hilfe sein.«
»Was soll das denn bitte heißen? Da ist immerhin jemand
in unser Haus
eingedrungen.«
»Das ist zwar unheimlich, aber noch kein Beweis, dass hier ein Verbrechen vorliegt. Die werden bloß sagen, dass sie nicht rausfinden können, wer es war. Sie werden sagen, dass genauso gut du das aufgenommen haben könntest.«
»
Ich?
Patrick …«
»Die können doch überhaupt nichts machen. Lassen Sie uns wissen, wenn es zu weiteren Vorfällen kommt. Bla, bla, bla.«
Es klingelte, und sie erstarrte. »Scheiße. Oh Scheiße«, sagte sie. »Ich glaube, du solltest lieber nicht aufmachen.«
[home]
8
I ch öffnete die Tür und stand
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