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Oder sie stirbt

Oder sie stirbt

Titel: Oder sie stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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Martinique brannte noch immer Licht im Schlafzimmer. »Alle Paare haben Probleme«, wich ich aus.
    »Irgendwelche schwerwiegenden Streitigkeiten mit anderen Leuten?«
    »Keith Conner. Und Summit Pictures. Die haben mir einen Prozess angehängt, das ging durch die ganze Boulevardpresse …«
    »Ich les den
Enquirer
sehr selten. Erzählen Sie mir, was los war.«
    »Der Richter hat angeordnet, dass beide Seiten Schweigen bewahren müssen, bis das Urteil gefallen ist. Das Studio wollte sich keine schlechte Presse einhandeln.«
    Sie musterte mich mit einem Anflug von leichter Enttäuschung, als wäre ich ein Hund, der gerade sein Geschäft auf dem Teppich gemacht hat. »Vielleicht ist das im Moment nicht so wichtig.«
    »Das ist alles so dämlich, davon machen Sie sich überhaupt keine Vorstellung.«
    »Wahrscheinlich könnte ich mir durchaus eine Vorstellung davon machen. Letzten Monat musste ich einen Regisseur festnehmen, weil er seinem Agenten in den Pool gekackt hat. Ich darf keine Namen nennen, aber es war Jamie Passal.« Sie sah mich ausdruckslos an und wartete einfach.
    Ich atmete die kühle Luft ein. Dann erzählte ich ihr von meinem Zusammenstoß mit Keith, wie er ausgerutscht war und sich den Kiefer an der Tischplatte angehauen hatte, wie er die Lüge in die Welt gesetzt hatte, ich hätte ihn geschlagen, und wie mich das Studio nun gemeinsam mit ihm verklagte, um mir noch das letzte Hemd auszuziehen.
    Als ich fertig war, zeigte ihre Miene immer noch keine Regung. »Streitigkeiten um Geld sind täglicher Bestandteil unserer Arbeit.« Sie sah mich an und fügte hinzu: »Und dumme Streitigkeiten zwischen Ehepartnern übrigens auch.« Dann fuhr sie mit dem Finger über die Wand, als wollte sie prüfen, ob die Farbe noch frisch war. »Diese Geschichte mit Summit und Keith ist also noch am Laufen?«
    »Genau.«
    »Und teuer.«
    »Genau.«
    »Irgendwie kommt mir das ein bisschen zu ausgeklügelt und zu aufwendig vor, als dass ein Schauspieler und ein Studio Sie auf diese Art schikanieren sollten«, bemerkte sie.
    Ich presste die Lippen zusammen und nickte. Dasselbe hatte ich mir auch schon gedacht.
    »Außerdem«, fuhr sie fort, »was könnten sie dadurch schon gewinnen?«
    »Vielleicht wollen sie mich ja mürbemachen, damit ich irgendwelchen Forderungen von ihrer Seite leichter nachgebe.«
    Das klang ein wenig dünn, und ich sah Sallys Miene an, dass sie derselben Meinung war.
    »Noch mal zurück zu Ariana.« Sally hatte uns unauffällig vors Wohnzimmerfenster dirigiert. »Hat sie irgendwelche Feinde?«
    Wir standen nebeneinander und sahen durchs Fenster die Decke und das Kissen auf der Couch wie auf einem riesigen Bildschirm.
    Ich atmete tief durch. »Abgesehen von der Frau des Nachbarn?«
    »Okay«, sagte Sally. »Verstehe.« Kurze Pause. »Wenn ich nachforsche, woran Sie sich die Knöchel so aufgeschlagen haben, werde ich aber auf nichts stoßen, was mich böse macht, oder?«
    »Nein. Nein. Ab und zu donner ich die Faust aufs Armaturenbrett. Wenn ich alleine bin. Bitte fragen Sie nicht weiter.«
    »Geht’s Ihnen hinterher besser?«
    »Bis jetzt noch nicht. Ich wüsste nicht, dass Ariana irgendwelche Feinde hätte. Außer ihrer übermäßigen Freundlichkeit hat sie überhaupt keine Fehler.«
    »Wie oft?«, fragte sie.
    »Einmal.«
    »Die Leute können einen schon überraschen.«
    »Ja. Immer wieder.« Ich folgte ihr über den Rasen zum Sumach-Strauch und kam auf Richards’ unausgesprochene Frage zurück. »Ariana kann nicht gut lügen. Dazu sind ihre Augen einfach zu ausdrucksvoll.«
    »Wie lange hat es gedauert, bis sie Ihnen die Sache mit dem Nachbarn gebeichtet hat?«
    Sally und ich hatten einen guten Draht zueinander gefunden. Sie schien mir vertrauenswürdig und aufrichtig interessiert an meinem Eindruck von dieser ganzen Sache zu sein. Vielleicht war sie aber auch bloß ein erfahrener Detective bei der Arbeit, und sie gab mir das Gefühl, etwas Besonderes zu sein, so dass ich persönliche Angelegenheiten ausplauderte. Egal, ich hörte mich bereits antworten: »Ungefähr sechs Stunden.«
    »Warum hat das so lange gedauert?«
    »Ich saß im Flugzeug. Sie hat mich am Flughafen abgeholt. Nachdem ich Keith nicht geschlagen hatte.«
    »Sechs Stunden ist ganz schön gut. Ich frage mich, ob sie eine längere Anlaufzeit braucht, um Ihnen etwas anderes zu erzählen.«
    Sie schob die Sumach-Zweige beiseite, doch auf dem matschigen Boden waren keine Fußabdrücke zu sehen. Sie leuchtete auf die Plastikwand des

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