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Oder sie stirbt

Oder sie stirbt

Titel: Oder sie stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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vor einer riesigen, pyramidenförmigen Frau mit einer ovalen Kunststoffbrille. Ihr leicht strohiges Haar war in der Mitte gescheitelt und stufig geschnitten. Nach dem Bäuchlein unter ihrem Gürtel zu urteilen, war sie Mutter, und ihr forsches, sachliches Auftreten unterstrich diesen Eindruck noch.
    »Ich bin Detective Sally Richards, und das ist Detective Valentine. Wenn er ausnahmsweise mal seinen sozialen Tag hat, verrät er Ihnen auch seinen Vornamen.«
    Ein schlanker Schwarzer erschien hinter ihr. Seine Haare waren ungefähr fünf Zentimeter lang, und das überall – ohne sichtbaren Schnitt, ohne Unregelmäßigkeiten, einfach eine gleichmäßige, dichte Lockenmasse. Er verzog den Mund, und sein Schnurrbart kräuselte sich. Wie seine Partnerin trug er Hose, Hemd und Jackett.
    Hinter mir hörte ich Ariana leise sagen: »Detectives? Ich dachte, die würden einfach eine Streife vorbeischicken.«
    »Wir sind aus Bel Air.« Sally Richards zog den Gürtel hoch, der mit einer Glock im Hüfthalfter und einer Taschenlampe beschwert war. »Ihr Anruf klang so bizarr, dass die Notrufzentrale die Aufzeichnung an uns weitergeleitet hat. Außerdem war uns gerade langweilig. Wir sind von einer Polizeistation im Westen von L.A., und irgendwann hat man den Starbucks-Kaffee auch mal über. Außerdem verkaufen die nicht mal richtige Doughnuts – da gibt’s bloß ›Gourmet-Muffins‹.«
    Valentine blinzelte ungehalten.
    Ariana hatte die Polizei gerufen, um mich vor Dons Schusswaffen zu schützen, aber nachdem sie nun einmal hier waren, verlangten sie auch eine Erklärung. Ich bat sie ins Haus, und wir setzten uns an den Esstisch, als wären sie Gäste, die zum Abendessen bleiben. Richards Blick blieb an meinen zerschundenen Knöcheln hängen, und rasch ließ ich die Hand auf den Schoß sinken.
    »Kann ich Ihnen was zu trinken anbieten?«, fragte Ariana.
    Valentine schüttelte den Kopf, doch Sally Richards lächelte breit. »Oh, ich würde wirklich
gerne
was trinken. Am liebsten ein Glas Wasser, mit einem Löffel.«
    Ariana zog eine Augenbraue hoch, brachte ihr aber schweigend das Gewünschte. Sally Richards fischte drei Päckchen Süßstoff aus der Tasche und schüttelte die rosa Papiertütchen kurz, bevor sie den Inhalt in ihr Glas leerte und umrührte. »Fragen Sie am besten gar nicht erst. Das gehört zu einer Scheißdiät, damit ich bis zur Strandsaison zumindest wieder in eine Bauplane passe. Also – jetzt erzählen Sie uns mal, was hier vorgefallen ist.«
    Ich erzählte ihnen die ganze Geschichte, wobei Sally Richards nicht entging, dass Ariana an manchen Stellen ihre Überraschung verbergen musste. Als ich ungefähr bei der Hälfte war, stand Valentine auf, stellte sich ans Küchenfenster und starrte hinaus – obwohl die Läden geschlossen waren. Und als ich fertig war, klopfte Sally Richards zweimal energisch auf den Tisch und sagte: »Na, dann wollen wir uns diese DVD s doch mal anschauen.«
    Ich legte die erste Disc ein und bemerkte, dass Richards und Valentine einen Blick tauschten, weil ich dazu ein Taschentuch benutzte. Dann standen wir zu viert mit verschränkten Armen vor dem Bildschirm, wie Talentscouts, die dem Baseballnachwuchs beim Training zusehen. Als die letzte DVD zu Ende war, meinte Sally Richards nur: »Tja. Tja.«
    Sie setzte sich wieder an den Esstisch, Ariana und ich taten es ihr nach, während Valentine im Wohnzimmer blieb und in die Schränke linste. Ariana blickte ein paar Mal nervös über ihre Schulter. Ich stellte – durchaus erfreut – fest, dass Sally Richards sich so hingesetzt hatte, dass Ariana und ich ihrem schnüffelnden Partner den Rücken zuwenden mussten, wenn wir uns zu ihr gesellten.
    Sie fuhr mit den Händen über die lackierte Tischplatte. »Haben Sie den selbst entworfen?«
    »Woher wissen Sie …?«
    »Am Eingang lag ein ganzer Stapel Fachzeitschriften. Und da auf der Treppe liegt ein Skizzenblock. Sie haben einen Strich von einem Kohlestift auf dem linken Ärmel. Linkshänder sind ja gerne mal die Kreativen. Und Ihre Hände …« Sie langte über den Tisch und fasste Ariana bei den Handgelenken wie eine Wahrsagerin. »… sind rauher als bei Vorstadtbewohnern üblich. Ich tippe mal, dass Sie mit Beize arbeiten. Also – eine Möbeldesignerin.«
    Ariana zog die Hände weg.
    Im nächsten Moment stand Valentine hinter uns. »Haben Sie draußen irgendwo einen Hausschlüssel liegen? In einem Versteck?«
    »Unter dem Plastikfelsen an der Auffahrt«, antwortete ich. »Aber

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