Oder sie stirbt
dass es nicht so aussah, als wäre der Eindringling hier eingebrochen, sondern als hätte er einfach eine unverschlossene Tür geöffnet und das Haus von Ihnen
und Ihrer Frau
betreten. Aber gut. Lassen Sie uns über die nächste Frage nachdenken: Warum?«
»Woher soll ich das wissen?«
»Sind Sie nicht Drehbuchautor? Warum würde jemand in einem Film so etwas tun?«
»Um zu beweisen, dass er es kann.«
»Oder um Ihnen
und Ihrer Frau
zu beweisen, dass er es kann.« Sie zog ein ebenso frustriertes Gesicht wie ich. »Ich habe keine Antworten. Valentine und ich versuchen die Spuren zu interpretieren. Und die Spuren in diesem Fall deuten alle auf eines hin: dass es sich um eine Angelegenheit unter Ehepartnern handelt. Das soll jetzt nicht bedeuten, dass die Sache dadurch einfacher wird, aber wir sind mittlerweile so schlau, unsere Energien nicht weiter mit so etwas zu verschwenden, wenn das Paar sichtlich zusammenhält.«
»Das ist jetzt die Stelle, an der Sie mir erklären, dass Sie nicht viel tun können.«
»Wir können nicht viel tun.«
»Und dass ich Sie anrufen soll, falls irgendetwas Außergewöhnliches passieren sollte.«
»Rufen Sie uns an, falls irgendetwas Außergewöhnliches passieren sollte.«
»Ich mag Sie, Sally.«
»Wissen Sie was? Ich mag Sie auch.« Sie stand auf, kippte den letzten Rest Chai hinunter und schüttelte den Kopf. »Mit echtem Zucker schmeckt der eindeutig besser.«
Sie stellte die Tasse behutsam auf die Arbeitsplatte. Als wir draußen waren, blieb sie noch einmal stehen. »Ich will Ihnen eines sagen, Patrick: Wenn Sie weitergraben wollen, rücken wir hier gerne mit dem Bagger an, mit den besten Empfehlungen von der kalifornischen Polizei. Aber Sie sollten sich vorher drüber klarwerden, ob Sie wirklich wissen wollen, was wir dann zutage fördern.«
[home]
9
I m Wohnzimmer steckte ich meinen Camcorder ein, um den Akku wieder aufzuladen. Als die Treppe knarzte, zuckte ich zusammen, aber es war nur Ariana.
»Tja, das lief ja genau so ab, wie du vorhergesagt hast«, meinte sie. »Wir können also nichts tun, als die nächste Folge abzuwarten?«
»Ich will nicht warten«, erwiderte ich, »weil wir nämlich gar nicht wissen, was als Nächstes kommen könnte.«
Ariana zupfte an ihren Haaren, dann klopfte sie nervös auf ihren Hüften herum. »Sie haben Don befragt. Jetzt ist er also auch noch offiziell da mit reingezogen worden. Was soll ich sagen, wenn er mich drauf anspricht?«
»Ich hab keine Lust, hier irgendwelche Regeln aufzustellen.«
»Klartext: Du sollst mir einfach vertrauen.«
»Ariana. Jemand bedroht uns hier. Meinst du wirklich, es kratzt mich im Moment, ob du mit Don redest?«
Sie gab einen gereizten Laut von sich und verschwand in die Küche. Während sie sich ein Glas gefiltertes Wasser einschenkte, betrachtete ich sie von hinten. Die weiche Haut ihrer Schultern, das Top, in dem sie geschlafen hatte.
Für einen kurzen Moment waren Ariana und ich wieder ein Team gewesen. Im Angesicht dieser Krise hatten wir plötzlich wieder die alte Vertrautheit gespürt. Doch jetzt waren die Detectives fort, und wir saßen wieder vor unseren ganzen alten Problemen sowie ein paar neuen.
Ariana setzte sich an den Esstisch, legte die Hände um ihr Glas und blickte in die andere Richtung. Ihre hochgezogenen Schultern wirkten zerbrechlich und knochig. Ohne sich umzudrehen, sagte sie: »In den Filmen gehen immer die Männer fremd. Vor der Hochzeit oder wie auch immer. Er fühlt sich ganz schrecklich, schläft vor ihrer Tür, demütigt sich so romantisch wie möglich, und irgendwann verzeiht sie ihm. Nie ist es die Frau.
Niemals
ist es die Frau.«
»Ulysses«,
wandte ich ein.
»Ja. Aber das war nicht gerade ein Kassenschlager.« Sie nippte an ihrem Wasser und stellte das Glas wieder ab. Ich ging in die Küche und setzte mich ihr gegenüber an den Tisch. Sie sah nicht auf. Ihre Lippen zitterten.
»Warum hast du nie rumgeschrien?«
»Wen hätte ich denn anschreien sollen?«
»Egal. Mich. Ihn.«
»Er ist es nicht wert«, erwiderte ich.
»Aber ich vielleicht, hab ich gedacht.«
»Soll ich dich anschreien?«
»Nein, aber vielleicht könntest du mir irgendwie zeigen, dass es dir nicht völlig am Arsch vorbeiging.« Sie lachte kurz und bitter auf. Dann wischte sie sich mit dem Handrücken die Nase ab. »Schau, ich fabriziere überteuerte Möbel und verkaufe sie dann an Leute, die sie meistens gar nicht richtig zu schätzen wissen. Sollen sie mir das irgendwann auf den Grabstein
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