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Oder sie stirbt

Oder sie stirbt

Titel: Oder sie stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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etwas kann einem immer wieder passieren. Andererseits macht der eine oder andere Fehler das Holz auch schöner. Wenn man es lieber ganz glatt mag, geht man am besten zu IKEA .« Jetzt nahm sie auch noch meine andere Hand. »Man kann nie alle Fehler vorhersehen. Aber dieser verdammte Tisch ist einfach ein richtig tolles Möbelstück, Patrick. Warum sollte man ihn wegwerfen?«
    »Ich bin auch immer noch hier, oder nicht?«
    »Technisch gesehen, ja.« Sie drückte meine Handflächen gegeneinander, als würde ich beten, und ließ ihre Hände mit leichtem Druck auf meinen verletzten Knöcheln ruhen. Als sie sich zu mir vorbeugte, fiel ihr dunkles Haar nach vorne und umrahmte ihr Gesicht. »Diese Geschichte hat uns beiden nicht gutgetan. Egal was wir jetzt tun müssen, ich möchte es mit dir zusammen tun. Aber so wie jetzt kann ich unmöglich weitermachen. Ich muss einen Weg finden, mit dieser Sache zu leben.«
    Sie schob ihren Stuhl zurück, beugte sich über die lackierte Tischplatte und küsste mich auf die Stirn. Ich hörte ihre Schritte auf der Treppe, dann schloss sich leise die Schlafzimmertür.

[home]
    10
    I ch hatte diese spezielle Art von überschüssiger Energie, die einen gerne mal packt, wenn man am Morgen nach einer ruhelosen Nacht aufsteht. Ich war planlos, leicht hektisch, am Rande zur Verzweiflung. Nach vier verdämmerten Stunden war ich unter zerwühlten Decken auf dem Sofa aufgewacht, abgelenkt von knarzenden Stufen, den wippenden Schatten der Zweige vor dem Fenster und dem dunklen Garten hinter den durchsichtigen Gardinen.
    In den lichteren Momenten meiner Schlaflosigkeit hatten mir Arianas letzte Worte genug zum Nachdenken gegeben. Sie hatte mir die unvermeidliche Forderung gestellt: Bleib oder geh, aber entscheide dich für eins von beidem. Selbst in den kurzen Momenten, in denen ich wegdämmerte, sah ich mich im Traum frustriert und schlaflos auf dem unbequemen Sofa liegen.
    Ich war mehrmals aufgestanden, um aus dem Fenster in den Garten zu spähen. Kurz nach sechs Uhr morgens, als die
L.A. Times
auf der Veranda landete, blätterte ich sie nervös durch, fand aber keine DVD darin.
    Schließlich stellte ich selbst meine Kamera ans Wohnzimmerfenster und drehte sie so, dass sie Veranda und Gehweg aufnahm. Das Stativ hatte ich hinter einem Blumentopf mit einer großen Palme versteckt, so dass die Kamera völlig zwischen den Blättern verschwand. Die strategisch geschickt halbgeschlossenen Vorhänge ließen gerade so viel frei wie nötig. Während ich meinen dritten Kaffee schlürfte, überprüfte ich den Aufbau noch einmal und drückte schließlich auf den grünen Knopf, mit dem ich die Aufzeichnung auf den internen Speicher startete, der laut Werbung ganze hundertzwanzig Minuten aufnehmen konnte.
    Arianas Stimme ließ mich zusammenschrecken. »Damit beschäftigst du dich also hier unten.«
    »Hab ich dich geweckt?«
    »Ich war schon auf, aber ich hab dich trotzdem hier herumwuseln hören.« Sie ließ ihr herzhaftes Gähnen in einem weiblichen Seufzer enden und deutete dann mit einem Kopfnicken auf den Camcorder. »Drehst du den Spieß jetzt um?«
    »Ich hoffe.«
    »Ich ruf heute gleich die Wachgesellschaft an.«
    »Das klingt nicht gerade zuversichtlich.«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    Ich ging in mein Arbeitszimmer, wo ich mein Vorlesungsskript in die Aktentasche steckte, die ich mir gekauft hatte, um professioneller auszusehen. Als ich wieder nach unten kam, lehnte Ariana mit einer Mariposa-Blüte hinterm Ohr an der Spüle. Die Blume war leuchtend orange, was mich ins Nachdenken brachte. Die Farbe der Lilie, die sie sich ins Haar steckte, verriet ihre Stimmung. Rosa war verspielt, Rot stand für wütend, und Fliederfarben bedeutete, dass sie sich besonders verliebt fühlte. Letzteres war schon ziemlich lange nicht mehr vorgekommen. Im Grunde hatte sie seit Monaten nichts anderes mehr getragen als Weiß, ihre neutrale Farbe. Dummerweise hatte ich vergessen, wie ich eine orangefarbene Blüte interpretieren musste.
    Ariana nahm die Kaffeetasse in die andere Hand. Es sah so aus, als wäre ihr nicht ganz wohl unter meinen Blicken, aber ich konnte die Augen nicht von der orangefarbenen Blüte losreißen. »Was ist?«, wollte sie wissen.
    »Sei heute vorsichtig, ja? Ich lass mein Handy an, auch während des Unterrichts. Pass einfach auf, ob … ob du irgendwas Komisches beobachtest. Irgendwelche Leute. Oder ob jemand bei deinem Auto stehen bleibt. Verschließ die Türen.«
    »Mach ich.«
    Ich nickte, und

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