Odice
niedergeschlagen.
Sie stand einfach nur da, im leichten Kontrapost wie ein Aktmodell, das linke Bein als Standbein fast durchgestreckt, das rechte Spielbein im Kniegelenk leicht eingeknickt, wobei nur der Vorderfuß den Boden berührte. Odice war selbst erstaunt darüber, wie ruhig ihr Atem dabei ging und wie entspannt sie sich fühlte. Sie verspürte keinerlei Furcht vor dieser Nacht, nur einen kleinen Hauch von Ungeduld und Vorfreude darauf, mit Julien zusammen zu sein. Sie wünschte sich, von ihm berührt zu werden, seine zärtlichen Hände auf ihrer Haut zu spüren, von seinen sinnlichen Lippen geküsst zu werden, in seinen starken Armen gehalten zu werden und wenn sie sich dafür seinem Willen unterwerfen und seine sanfte Grausamkeit ertragen müsste, würde sie es gern erdulden.
» The world is changed because you are made of ivory and gold. The curves of your lips rewrite history «, rezitierte Julien murmelnd, ehe er lauter hinzufügte: »Ich hatte keine Vorstellung davon, wie schön du heute Nacht sein würdest, Odice. Ich wage es kaum, dich anzurühren.«
Odice lächelte ein katzengleiches, verführerisches Lächeln.
»Lassen Sie Ihre Gespielinnen immer so aufwendig kostümieren, ehe Sie die Nacht mit ihnen verbringen, mon seigneur ?«
»Nein.« Julien schenkte ihr sein jungenhaftes Lächeln. »So viel Fantasie verwende ich gewöhnlich nicht in das Vorspiel.«
Und auch nicht so viel Geld , ergänzte er im Geiste und dachte dabei kurz an die rund 10.000 Euro, die sie am Körper trug und die sie doch kein bisschen wärmten. Dennoch war er höchst zufrieden mit dieser Investition. Die Frau, die vor ihm stand wie eine ägyptische Pharaonin, bekleidet lediglich mit feinem Goldglanz und ein paar Ketten, wirkte auf ihn wie der Inbegriff weiblicher Schönheit. Eine Femme fatale im Körper einer ätherischen Femme fragile. Bildschön und verführerisch, stolz und erhaben, dabei so unfassbar zart und feingliedrig. Er bewunderte die Grazie, mit der sie ihm entgegentrat, die anmutige Eleganz ihrer Bewegungen, das Selbstbewusstsein, das aus ihrer Haltung sprach. Dabei wirkte sie nicht hochmütig, sondern eher hoheitsvoll. Diese Frau war keine Sklavin, sie war eine Göttin. Julien konnte sich kaum sattsehen, an ihrem zarten, ebenmäßigen Gesicht mit den großen smaragdgrünen Augen, denen der markante Lidstrich in der Art des ägyptischen Bleiglanzpulvers einen so exotischen Ausdruck verlieh. Er betrachtete ihre schlanke Gestalt, bewunderte die Harmonie ihrer Proportionen, die langen schlanken Beine, die unter dem Goldglanz wie die einer Statue wirkten. Er registrierte die elegante Linie des hervortretenden Schlüsselbeins, die Andeutung ihrer Rippen, den flachen Bauch, die markanten Hüftknochen. All das ließ sie so verletzlich und fragil erscheinen. Wie konnte eine so schlanke Frau gleichzeitig derart weiblich wirken? Es lag nicht allein an den wohlgeformten, festen Brüsten; da waren auch der perfekte Schwung ihrer Hüften und dieser wundervolle feste Po, der ihn und seinen Bruder vom ersten Moment an dazu verführt hatte, Hand an ihn zu legen.
»Diese Nacht gehört nur dir und mir, Odice. Und ich möchte, dass du weißt, dass ich es als kostbares Privileg empfinde, dich hier haben und deinen vollkommenen Körper besitzen zu dürfen. Ich möchte, dass du mir heute Nacht dein volles Vertrauen schenkst und ich verspreche dir, dass ich es nicht missbrauchen werde. Ich möchte dir Spielarten der Lust zeigen, von deren Existenz du nichts ahnst, deinen Geist öffnen für Empfindungen jenseits deiner Vorstellungskraft. Ich will dich an deine Grenzen treiben und dir Erfüllung schenken, wie du sie noch nicht erfahren hast. Vertraust du mir und gestattest du mir, dich zu dominieren?«
Jedes Wort aus seinem Mund, diese unverwechselbare Melange aus samtiger Intonation und rauchigem Timbre war pure Verführung.
» Oui, mon seigneur. «
Nachdem sie ihm ihr Einverständnis erteilt hatte, hob Julien sie mühelos hoch und trug sie gemessenen Schritts zum Bett, wo er sie sanft ablegte, als würde er ihren Leib auf dem Opfertisch einer heidnischen Kultstätte darbringen.
Es handelte sich um ein imposantes Art-Déco-Bett aus hochglänzendem Palisander mit einem dramatischen, schwarz lackierten Kopfteil und zwei kunstvollen Klavierlack-Säulen am Fußende. Über das Bettzeug war ein champagnerfarbener Seidenplaid drapiert, während sich vor dem Kopfteil Berge cremefarbener und goldener Kissen auftürmten.
Julien hatte sie
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