Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache

Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache

Titel: Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
Vom Netzwerk:
Riemen am Sattel und an einem der Steigbügel lösten sich. Der schwergewichtige Entseelte machte eine halbe Drehung und stürzte seitlich herab. Erschrocken umarmte ihn Odo und ließ dabei den Zügel fahren. Impetus galoppierte weiter quer über den Salhof und schleppte das eigenartige Paar mit sich fort – den Lebendigen und den Toten, von welchem Letzteren noch immer ein Fuß verdreht und festgebunden im Steigbügel steckte.
    Zweihundert Männer waren bemüht, das Pferd einzufangen. Alles wimmelte durcheinander. Die meisten waren allerdings Greise, die nur im Wege standen, fuchtelten und Ratschläge krähten.
    Auch ich wollte helfen und meinen Amtsgefährten aus seiner Zwangslage befreien. Dabei benahm ich mich nicht gerade heldenhaft. Ich raffte meine Kutte bis über die Knie und rannte wieselflink hierhin und dorthin, wo eben alle hinrannten. Auf einmal sah ich Impetus auf mich zu galoppieren. Vor Schreck fiel ich glatt hintenüber. Das Pferd und die beiden innig Umarmten rasten, dem Herrn sei Dank, vorbei. Doch als ich mich nun erheben wollte, bekam ich einen so heftigen Schlag auf den Hinterkopf, dass ich gleich wieder umfiel. Der Helm hatte mich getroffen, der sich in diesem Augenblick vom Kopf des toten Krieges gelöst hatte.
    Als ich etwas benommen aufstand, sah ich gerade noch, wie die wilde Jagd endete. Es war Fulk, der Odo zu Hilfe kam. Er musste inzwischen, von mir unbemerkt, zurückgekehrt sein. Ein Kerl wie er machte nicht viel Federlesens. Er sprang plötzlich aus einem Knäuel von Männern auf Impetus zu und schlug mit einem Schwertstreich den Fuß ab, der festgebunden im Steigbügel steckte. Odo und Mommo rollten, sich einige Mal umeinander drehend, ins Gras. Dann rappelte Odo sich auf, hielt sich die Schulter, befühlte sein Knie, spuckte aus und stieß die Männer weg, die ihn stützen wollten.
    „Fangt endlich das Pferd ein!“, schrie er.
    Doch alles rannte auf den Leichnam zu. Der Zentgraf lag gekrümmt auf der Seite, in einer Erdmulde. Eine wässrige Flüssigkeit rann aus dem verkürzten Bein. Auch im Tode war die Ähnlichkeit Mommos mit seinem Bruder Hauk noch erkennbar. Der runde Kahlschädel, die eng zusammenstehenden Augen …
    Hrotbert beugte sich über den Toten und sah ihn lange nachdenklich an.
    „Ein böses Ende hat es mit dir genommen, Mommo. Gott sei deiner armen Seele gnädig.“
    Dann betrachtete er die scharfe Spitze des Pfeils, der im Hals des Toten steckte.
    „Natürlich ein Awarenpfeil“, murmelte er.

7. Kapitel
    Das Erscheinen des toten Mommo hatte der Gerichtsversammlung ein jähes Ende bereitet. Es war nicht einmal möglich, die Ordnung so weit wiederherzustellen, dass der Graf unseren Beschluss verkünden konnte. Wir versuchten dies auch gar nicht ernsthaft.
    Ich glaube, wenn Siegram so geistesgegenwärtig gewesen wäre, die allgemeine Verwirrung zu nutzen, sein Pferd zu besteigen und zu fliehen, hätte ihn niemand verfolgt. Man hatte ihn fast vergessen. Ich selbst war später sogar überrascht, dass er im Untergeschoss des Saalhauses gefangen saß. Hrotbert hatte dies doch noch verfügt.
    Was jetzt allein die Gemüter bewegte, waren der Mord am Zentgrafen Mommo und die seltsamen Umstände seiner Rückkehr als berittener Leichnam. Viele sahen ein großes Unglück voraus, wozu dies der himmlische Fingerzeig sein sollte. So offensichtlich irdisches Zutun war, ohne Gottes ausdrücklichen Befehl konnte ihrer Meinung nach kein toter Zentgraf auf ein lebendiges Pferd gelangen.
    Aber auch vernünftige Überlegungen wurden angestellt. Der Pfeilschuss war zwar die Methode der Schufte, die irgendwo hinter Büschen lauerten, doch es war nicht deren Art, einen Ermordeten wieder nach Hause zu schicken. Also musste wohl mehr dahinter stecken. War man zu diesem Punkt gelangt, wurden die Stimmen gedämpft und man fragte sich, was das für ein Höllengaul war, dieser Impetus, den vor zwei Tagen noch der lebendige Herr Mommo geritten, den gestern Herr Hauk auf dem Markt verkauft und den der Königsbote erworben hatte, worauf er mit diesem zurückgekehrt, ihm aber heute abhanden gekommen war, um jedoch kurz darauf wieder aufzutauchen, nun mit dem toten Herrn Mommo im Sattel! Dies war ein eigenartiger circulus , ein schwerer Brocken, an dem überall mit Inbrunst gekaut wurde – auf dem Salhof, im Dorf, am Fluss, am Zaun, in den Scheunen und Ställen, im Backhaus, im Webhaus und natürlich in Petrissas Schänke.
    Hier saß ich zur Dämmerstunde mit Rouhfaz in einer Ecke und wartete auf

Weitere Kostenlose Bücher