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Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Titel: Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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war ich doch gar nicht gemeint. Er wußte ja nicht, wer ich bin. Vermutlich glaubte er, daß Herr Rocco mich unterwegs aufgelesen hatte. Es streunt ja tatsächlich viel gottloses Volk umher, das eine Kutte trägt und stiehlt.“
    „Ihr seid nachsichtig und voll christlicher Milde.“
    „Vergebt Euerm Sohn!“ mischte sich nun auch wieder Herr Rocco ein. „Ich selber wußte ja nicht, daß der Herr Lupus ein hoher Amtsträger ist und dem König dient. Aus Bescheidenheit hat er es uns nicht gesagt. Vielleicht habe auch ich ihn beleidigt, weil ich ihn für Herrn Odos Beichtvater hielt.“
    „Im Gegenteil!“ sagte ich heiter. „Damit habt Ihr mich zu einer Würde befördert, die mir nicht zusteht.“
    Odo lachte.
    „So weit kommt es noch, daß ich ihm meine Sünden beichte! Er würde mich gleich in den Königsbann tun, mit einem Bußgeld von sechzig Solidi. Damit wäre ich ruiniert!“
    Herr Rocco, dem offenbar viel daran lag, den Zwischenfall mit dem Cleph vergessen zu machen, lachte aus vollem Halse, so daß er schließlich nach Atem rang. Auch Herr Ebrachar stimmte in unsere Heiterkeit ein. Er besann sich nun seiner Gastgeberpflichten und blickte um sich.
    Mit dem Öffnen des Tores und dem Erscheinen des Hausherrn hatte sich der Tumult rasch gelegt. Die Vorfreude auf einen Becher Wein, eine Mahlzeit und ein bequemes Lager war mühelos Sieger über die Streitlust geworden. Alle hatten sich wieder in Ordnung gebracht und aufgestellt und warteten jetzt nur auf ein Zeichen, um auf das Tor loszustürmen. Auch die Tiere hatte man wieder eingefangen. Vom Salhof kamen zwei Knechte mit einem Trog gerannt. Sie warfen die beiden Hammelhälften hinein und machten sich auf den Rückweg.
    „Was ist da passiert?“ fragte Ebrachar.
    „Oh, nichts von Bedeutung, ein kleiner Unglücksfall!“ beschwichtigte Rocco. „Das dumme Vieh ist gegen ein Schwert gerannt, mit voller Wucht, wie man sieht. Da war nichts mehr zu retten. Es gehörte zwar zu den Brautgeschenken, aber das macht nichts, Ebrachar, ich werde es Euch ersetzen …“
    „Wir hatten ein bißchen Langeweile, Vetter“, sagte Odo, „und haben schon mal den Braten für die Abendmahlzeit zerlegt.“
    „Wenn das so ist, trifft mich die Schuld, weil ich euch warten ließ“, sagte Herr Ebrachar. „Und natürlich sollt Ihr davon keinen Schaden haben, Rocco. Aber wo ist denn Euer Sohn? Habt Ihr ihn etwa nicht mitgebracht?“
    „Oh doch, er ist da. Natürlich! Sofort! Bobo! Wo ist Bobo?“ schrie der Dicke.
    Da kam der junge Herr Bobo schon angerannt. Er hinkte ein wenig, hatte sich wohl bei dem Handgemenge verletzt. Sein Mantel war schmutzig und zerrissen. Sein Gesicht ähnelte dem eines Spaßmachers, der seine Nase mit Zinnober bestrichen hat.
    „Was hast du gemacht? Wie siehst du aus?“ grollte Herr Rocco. „Wer hat dir die Nase blutig gehauen?“
    „Das war der!“ sagte Bobo und schüttelte die Faust gegen unseren Fulk, der seelenruhig auf seinem Pferd hockte und einen Schluck aus seinem altertümlichen Trinkhorn nahm. „Er ist frech geworden, aber ich hab's ihm gegeben!“
    „Ein junger Wolf!“ erklärte Herr Rocco. „Beherzt und immer zum Kampf bereit! Kein Weichling und Duckmäuser. Los, verbeuge dich vor deinem Schwiegervater!“
    Bobo verbeugte sich.
    Ebrachar nickte und sagte lächelnd:
    „Nicht so eilig, Nachbar! Wir wollen doch nichts überstürzen. Der Verlobungskontrakt ist noch nicht unterzeichnet. Das letzte Wort soll meine Tochter Ingunde haben. Das mußte ich ihr beim Seelenheil ihrer verstorbenen Mutter versprechen.“
    „Ich bin sehr gespannt auf deine Tochter“, sagte Odo. „Wo ist sie?“
    „In der Kapelle. Sie betet noch mit Pater Fabiolus. Das ist ein außerordentlicher Mann, dem ich viel verdanke. Vor allem Trost in meinem Kummer. Dabei ist er gebildet und unterhaltsam, er ist mir ganz unentbehrlich geworden. Zweimal in der Woche kommt er vom Kloster herüber und bleibt über Nacht. Auch Euch, Vater, wird er gefallen. Aber nun will ich euch endlich in die Unterkunft führen. Nochmals willkommen, lieber Vetter! Wer hätte gedacht, daß dieser traurige Tag so angenehm endet. Folgt mir nun alle!“
    Er hob den Arm mit einer einladenden Geste, und wir setzten uns hinter ihm in Bewegung. Menschen und Tiere drängten zum Tor hinein. Neben mir versetzte Herr Rocco seinem Sohn ein paar Knüffe und schnauzte:
    „Wasch dich, Dummkopf, und bring deine Kleider in Ordnung! Wenn du der Braut nicht gefällst, bekommst du Prügel!“

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