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Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Titel: Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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Schwiegervater! Er hat schon die dritte Frau, und seine Kinder kann man kaum zählen. Was meinst du?“
    Herr Ebrachar riß die Augen auf.
    „Glaubst du wirklich, daß ich das tun sollte, Vetter?“
    „Du hast die Wahl“, erwiderte Odo. „Entweder du entscheidest dich schon für das ewige Leben, dann bete und faste, bereite dich vor. Solltest du aber noch eine Weile hierbleiben wollen, dann sitz nicht herum, sondern unternimm etwas. Du mußt ja nicht gleich das Königreich Kent erobern. Es genügt, daß du heiratest und noch ein paar Männer in die Welt setzt, die das später mal tun können!“
    „Wahrhaftig, daran habe ich auch schon gedacht …“
    „Heiratet, Nachbar!“ drängte nun auch Herr Rocco. „Ein Mann wie Ihr … und unbeweibt! Das darf nicht so bleiben. Hätte ich nur eine Tochter! Ich würde sie Euch schon zur Gemahlin geben.“
    „Ein verlockender Gedanke“, bemerkte Odo, „zumal sie zweifellos Herrn Roccos Schönheit geerbt hätte. Aber ich sehe dich nachdenklich, Vetter …“
    „Ich wüßte schon eine!“ sagte Ebrachar.
    Er nahm einen Schluck aus dem Becher. Dann reckte er seinen dünnen Hals und sein Blick wurde feurig.
    „Ja, es gibt eine!“ rief er. „Sie ist sogar wie geschaffen für mich! Warum habe ich nur so lange gezögert? Was hinderte mich? Nun, mir fehlte der Mut, ich gebe es zu. Sie ist eine der edelsten Damen in der Grafschaft, die Witwe des Vicarius {15} Harietto. Mit ihrem Muntwalt {16} , dem Comes, bin ich verfeindet, aber das macht nichts. Dein Beispiel, Vetter, beflügelt mich! Du machst uns vor, wie man Gipfel stürmt! Du erinnerst uns daran, daß sich ein Merowinger nicht mit Wünschen abgibt, sondern Entschlüsse faßt. Ja, Männer, in diesem Augenblick bin ich entschlossen. Ich heirate!“
    Es versteht sich, daß diesen Worten neue Freudenbekundungen folgten. Am liebsten wollte sich Ebrachar schon bei Morgengrauen selbst auf den Weg machen und die Witwe des Vicarius Harietto auf ihrem zehn Meilen entfernten Gut besuchen. Aber Rocco erinnerte an die Verlobung. Dieses Ereignis mußte schon deshalb ohne Verzögerung stattfinden, weil man auf uns als Ehrengäste nicht verzichten wollte. Es versteht sich, daß alle den größten Wert darauf legten, den künftigen Schwiegersohn des Königs, hohen Würdenträger und Wohltäter unter den Zeugen der Verlobung zu haben. Mehr als einige Tage Aufenthalt konnten wir aber nicht ermöglichen.
    Einmal an diesem Punkt angekommen, richteten sich nun aller Gedanken auf das Fest. Die Väter des Brautpaars überschrien einander, waren sich aber darin einig, daß es ein außerordentliches, ein nie dagewesenes Fest werden und daß es drei Tage dauern sollte. Allerdings war noch nichts vorbereitet. Man hatte die Gäste ja erst am siebenten Tag vor den Iden erwartet, und überhaupt war ja bis vor wenigen Augenblicken noch nichts entschieden gewesen. Zwar mangelte es nicht an Vorräten, aber zu einem Festschmaus, der diesen Namen verdiente, fehlte manches. Wie sollten die Köche ihre Kunst entfalten – ohne das Fleisch von Hirschen, Wildschweinen, Hasen und Rebhühnern?
    „Also gehen wir morgen früh auf die Jagd!“ entschied Odo unter allgemeiner Zustimmung. „Hast du auch eine gute Meute, Vetter? Erfahrene Knechte? Starke Netze? Heiko und Fulk, ihr begleitet mich!“
    „Da will ich dabeisein, Vater!“ rief Bobo.
    „Freilich bist du dabei!“ sagte Rocco. „Aber sei nicht so tollkühn, mein Sohn! Nimm den Speer, wenn ein Keiler dich angreift. Ob Ihr es glaubt oder nicht, Herr Odo, er hat schon mal einen mit dem Dolch erledigt.“
    „Armer Keiler“, raunte mir Odo zu. „Vermutlich hat er den Bobo für einen Artgenossen gehalten und ist dabei unvorsichtig geworden.“
    Die Aussicht auf ein hier in letzter Zeit eher seltenes Jagderlebnis hatte die Stimmung am Tisch noch mehr erhitzt. Alles lärmte fröhlich durcheinander.
    „Ich will auch mit zur Jagd! Erlaubt es, Vater!“ ließ sich Sigiwald plötzlich vernehmen, indem er den Kopf von den auf dem Tisch verschränkten Armen hob. Wir hatten schon geglaubt, er sei eingeschlafen.
    „Das geht nicht, du bist zu jung!“ sagte Ebrachar.
    „Andere sind jünger und dürfen trotzdem mit! Stimmt das, Onkel?“
    „Mag sein. Aber kannst du denn schon mit Waffen umgehen? Mit Pfeil und Bogen zum Beispiel?“
    „Ich hol Euch 'ne Ralle herunter, die schon in den Wolken verschwunden ist!“
    „Warum läßt du den Meisterschützen nicht mitreiten, Vetter?“ fragte Odo

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