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Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Titel: Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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gerade gebetet und mich zur Ruhe begeben – hörte ich plötzlich ein Klopfzeichen. Wer zu mir will, nimmt nämlich eine Stange und klopft ein paarmal gegen die Luke. Es war Marullas Zeichen, und ich dachte, sie wollte mir nur noch frisches Wasser heraufbringen. Splitternackt, wie ich war, stand ich auf und ließ die Leiter hinunter. Gott im Himmel! Ich zittere jetzt noch! Da erscheint doch dieser häßliche Kerl, der Schwager von Onkelchen Rocco! Behende wie ein Kater steigt er herauf, steht schon vor mir, bevor ich nur eine Hand rühren kann, um ihn aufzuhalten. Zuerst bin ich wie gelähmt, dann will ich schreien. Unten schlief natürlich schon alles, die Leute arbeiten schwer, niemand hatte etwas bemerkt. Ich will also schreien, aber da sagt er: ‚Tut das nicht, es wird Euer Unglück sein! Die Fremden, die heute gekommen sind, haben es auf Euch abgesehen. Ich aber will Euch retten.‘ Das Scheusal! So bringt er mich also dazu, die Luke zu schließen und mit ihm allein zu bleiben. Hört Ihr mir zu, Vater?“
    Ich wollte antworten. Aber sie beugte sich wieder so weit über mich, daß ich nach Luft rang und nur einen kehligen Laut hervorbrachte.
    „Nun zog er also den Gürtel hervor, den ich gleich erkannte. Er hatte meinem geliebten Gemahl gehört. Könnt Ihr Euch vorstellen, wie mir die Tränen strömten? Da erzählt er, Ebrachar, der mich haßt, habe heimlich zum Königshof nach seinem Vetter geschickt, damit er komme und Gerechtigkeit übe. Auch ein berühmter Wahrheitsfinder, dem nichts verborgen bleibe, sei mitgereist … Ihr! Sogleich hättet Ihr den Ort der Untat besichtigt und das Beweisstück, den Gürtel, gefunden. Der Schuldige stehe damit fest – Cleph, der Halbbruder meines Gemahls, der mein Wittum {18} verwaltet. Ich selber dazu als Anstifterin. Er habe Euch den Gürtel gestohlen, sagt der Kerl, um mir die Schande und das Gericht zu ersparen, vielleicht den Tod. Denn ohne Beweisstück keine Anklage. Und dann schwatzt er etwas von Belohnung und daß er mich liebe und für mich zu allem bereit sei. Nun, ich verstand schon, wozu er bereit war! Aber er war die Sünde nicht wert. So nahm ich den Gürtel an mich und sagte: ‚Verschwindet!‘“
    Ein feuchter Umschlag klatschte mir auf die Stirn zwecks Kühlung der Beule. Plötzlich kniete Frau Prisca neben mir. In das Wasser im Krug gab sie eine Essenz, die nach Rosen duftete. Dann schob sie ungeniert meine Kutte bis zu den Oberschenkeln herauf und begann, meine Beine mit Rosenwasser abzureiben. Wegen der Hitze trug ich nur eine ganz kurze Tunika unter der Kutte, so daß ich mich in der peinlichsten Lage befand. Mit beiden Händen hielt ich den Saum des Gewandes, ängstlich bemüht zu vermeiden, daß die edle Frau in ihrem Eifer zu weit ging. Während sie wusch und rieb, fuhr sie fort: „Ich will nun die Luke öffnen und die Leiter hinunterlassen, aber da wird dieser Eindringling frech. Versucht mich zu packen und auf das Bett zu werfen! Versteht Ihr, ich war ja immer noch nackt, hatte nicht einmal Zeit gehabt, mich zu bedecken. Zwar brannte kein Licht, doch die Nächte sind hell, und dieser Raum hier hat viele Fenster. Zuerst will ich schreien, doch ich bezähme mich. Welche Schande! Welche Genugtuung für die Klatschmäuler! Nein, ganz unmöglich, sage ich mir, ich muß es allein schaffen. Stumm kämpfe ich mit dem Unhold, der sich an mich klammert, der mich zu küssen versucht, der wie ein Vogel an mir herumhackt, der mir die Krallen tief ins Fleisch schlägt. Wie hat er mich zugerichtet … seht nur!“
    Und wahrhaftig, sie streifte die Tunika von ihren Schultern und war im Nu bis zum Gürtel entblößt. Die beiden ans Licht gebrachten Ungeheuer, die mir entgegenstarrten, erschreckten mich so, daß ich den Saum fahren ließ. Frau Prisca machte sich unverzüglich meine Verwirrung zunutze und dehnte Behandlung und Pflege aus.
    „Wir kämpften also! Ich versuchte, ihn abzuschütteln, ihn wegzustoßen. Doch ich hatte nur eine freie Hand, in der anderen hielt ich noch immer den Gürtel. Es fiel mir zunächst gar nicht ein, er könne mir auch als Waffe dienen. Ich war ja sicher, ich würde mit einem solchen Jämmerling fertigwerden, ohne ihm gleich etwas anzutun. Aber auf einmal, Vater, gewann er die Oberhand! Er war ja kleiner als ich, so wie Ihr, und das kann manchmal vorteilhaft sein. Steht einmal auf, ich will es Euch zeigen! Seht, wenn Ihr mich so umfaßt und drückt mich ganz fest … versucht es … nur Mut … noch fester … fester …

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