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Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Titel: Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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entglitt seinen kraftlosen Händen und fiel polternd auf den Fußboden. Gleich darauf brach er zusammen und blieb ohnmächtig neben dem Leichnam liegen.
    Nun erhob sich ein gewaltiger Tumult. Fünf, sechs Männer bemühten sich um Ebrachar, der zwar wieder zu sich kam, aber unfähig blieb, sich zu bewegen, und wirres Zeug redete. Unter Wehgeschrei stürzten die Ingunde und die beiden alten Schwestern des Hausherrn herein. Immer mehr Knechte und Mägde drängten nach ihnen in den Saal. Herr Rocco sank auf einen Hocker nieder und vergrub das Gesicht in den Händen. Fabiolus war auf die Knie gefallen und betete unter Tränen, die gefalteten Hände zum Himmel gestreckt, für das Leben seines Gönners.
    Odo stand wieder auf und steckte sein Schwert in die Scheide zurück. Glücklicherweise war seine edle Geste ohne Folgen geblieben. Er stieß ein paar Männer, die ihm im Weg standen, grob beiseite und verließ rasch den Saal. Meine erste Eingebung war, ihm nachzugehen, doch dann blieb ich zurück, weil mir schien, daß er jetzt allein sein wollte. Ich trat zu Heiko und Fulk und ließ mir erst einmal einen Bericht geben.
    Die Untat war völlig überraschend geschehen. An der unübersichtlichsten Stelle einer Schneise, auf der man hintereinander reiten mußte, um einen Wildwechsel zu erreichen, hatte den Sigiwald, der hinter Odo ritt, plötzlich ein scharf gezieltes Wurfbeil getroffen. Unbemerkt hatte der Werfer seitlich hinter einem Felsen gelauert. Durch die Wucht des Geschosses, das ihm die Brust zerriß, wurde der Jüngling aus dem Sattel geworfen. Der Körper rollte eine Böschung hinab. Unten zogen ihn die Komplizen des Mörders in ein Gebüsch. Alles war anscheinend sorgfältig vorbereitet. Sobald Odo bemerkte, was hinter ihm vorging, sprang er vom Pferd und eilte als erster die Böschung hinab. Ein zweites Beil flog ihm entgegen, doch er konnte sich noch zur Seite werfen, so daß es nur seinen Arm ritzte. Die Jäger drangen nun in das Gebüsch ein, andere erklommen den Felsen. Während sie hier aber niemand mehr vorfanden, entdeckten sie unten den Toten und konnten beinahe auch einen der Mörder fangen, der im letzten Augenblick von ihm weglief. Eine Verfolgungsjagd begann, bei der die Banditen, vier oder fünf an der Zahl, wegen der besseren Kenntnis des Waldgeländes im Vorteil waren. Nach und nach gaben die Jäger auf, nur Odo, Heiko und Fulk hielten durch. Am Ende lichtete sich der Wald, und sie sahen noch gerade den letzten der Flüchtigen auf eine Mauer zulaufen. Er verschwand in einem Tor, das sich hinter ihm schloß. Vergebens begehrte Odo Einlaß.
    „Es war eines der Tore des Klosters, Vater“, sagte Heiko. „Hinter der Mauer haben wir Mönche gesehen.“
    „Mörderbande!“ grollte Fulk.
    So gab es nun kaum einen Zweifel. Der letzte der frommen Banditen, den sie beinahe noch bei dem Leichnam erwischt hatten und der ihnen knapp durch das Tor entkommen war, konnte nur Zacharias gewesen sein. Um mir Gewißheit zu verschaffen, beugte ich mich über den Toten und hob mit den Fingern seine Oberlippe.
    Und wahrhaftig, da fehlten vorn vier Zähne, nicht abgebrochen, nicht ausgeschlagen, sondern sauber entfernt.
    „Die hätten dich den Hals kosten können!“ hatte dem Zacharias sein Komplize, der Bruder Medicus, vorgehalten.

9
    Z wei Stunden lang blieb Odo verschwunden. Vermutlich hockte er in einem Winkel, Vorwürfe und Anklagen auf sein Haupt häufend. Doch dann erschien er plötzlich wieder, und seine Tatkraft kehrte zurück wie die Flut nach der Ebbe.
    Er rief uns alle zusammen und verkündete seinen Entschluß, mit der Mörderbande im Kloster ein Ende zu machen. Dazu brauche er aber Verstärkung, um jeden Widerstand der Mönche notfalls gewaltsam zu brechen. Unverzüglich müßten wir also den Comes aufsuchen. Keinen besseren Verbündeten gäbe es als den königlichen Beamten, der am meisten unter den frechen Übergriffen zu leiden habe. Er werde uns zweifellos unterstützen – entweder durch persönliche Teilnahme an unserem Vorgehen oder indem er einen Trupp seines Gefolges unter unser Kommando stelle. Zeit sei nicht zu verlieren, man müsse handeln, ehe die mörderischen Brüder Wind von der Sache bekämen.
    Ich wandte nichts ein, obwohl ich nicht allzuviel Hoffnung hegte, das Unternehmen könne Erfolg haben. Mir lag vor allem daran, diesen Unglücksort so schnell wie möglich zu verlassen. Natürlich verschwiegen wir unsere wahre Absicht und schützten vor, wegen der Dringlichkeit unseres Auftrags

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