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Odo und Lupus 04 - Die Witwe

Odo und Lupus 04 - Die Witwe

Titel: Odo und Lupus 04 - Die Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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in seiner Mühle hockte und ziemlich betrunken war. Dem sagte er: ‚Wißt Ihr das Neueste? Der Hug ist tot! Er liegt oben in seiner Hütte, umgebracht. Aber Ihr habt es nicht getan, obwohl Ihr geschworen hattet … ‘ Weiter kam er aber nicht, denn der Herr Meginfred packte und schüttelte ihn und schrie: ‚Er ist tot? Der Mörder ist tot? Mein Schwur ist also erfüllt!‘ ‚Aber Ihr habt es ja nicht selber getan!‘ will der Triefäugige, um ihn zu ärgern, wieder eingewandt haben. Da aber schrie der Herr Meginfred: ‚Was? Woher willst du das wissen? Natürlich hab ich's getan! Ich war es! Ich! Wer denn sonst?‘ ‚Der Mönch aus Franken war's!‘ rief der Triefäugige. ‚Ihr habt nur geschworen, doch nichts getan!‘ ‚Lüge!‘ brüllte Herr Meginfred. ‚Ich habe meinen Sohn gerächt! Ich selber! Was für ein Mönch? Ich, der Vater, war es, kein anderer! Und alle sollen wissen, daß ich es war! Ich stamme von Königen ab, ich lasse mir nicht meine Ehre nehmen! Ich erlaube nicht, daß so etwas verbreitet wird!‘ Na, und da schwang er sich auf seinen Esel und ritt nach der Schenke, und da soff er weiter und sagte jedem: ‚Ich war's! Ich habe den Hug erschlagen! Mein Sohn ist gerächt!‘ Und so prahlte er ohne Unterlaß und erzählte sogar noch alle möglichen Einzelheiten. Was nützte es, daß ihn die Männer, die ihn beobachtet hatten, der Aufschneiderei bezichtigten! Er schlug mit Fäusten auf sie ein. Inzwischen stieg einer hinauf zum Rabennest und berichtete dem Herrn Garibald, was der Herr Meginfred in der Schenke verbreitete. Da gürtete sich Herr Garibald schweigend, nahm den Sax und eilte hinunter nach der Schenke. Und als er dort ankam, ging er hinein und geradenwegs auf Herrn Meginfred zu. Und niemand wagte, ihn aufzuhalten. Und er schlug mehrmals zu mit dem Sax und rief aus: ‚Für Bardo! Für Allard! Für Hug!‘ Und da war es aus mit Herrn Meginfred, weil dieser Satan, der rothaarige, triefäugige, ihn aufgehetzt hatte. Was sagt Ihr dazu, Vater?“
    „Du bist noch nicht ganz fertig. Was geschah mit Herrn Garibald?“
    „Der stand noch gefesselt vor der Schenke. Als nun Herr Odo gehört hatte, was der Triefäugige berichtete, rannte er zu ihm hinaus und herrschte ihn an: ‚Du blöder Kerl! Du blindwütiger Idiot! Du hast einen Unschuldigen getötet!‘ ‚Alle bringe ich um!‘ schrie da Herr Garibald außer sich. ‚Die ganze Sippe! Es sind noch einige da, aber keiner bleibt übrig! Noch heute drehe ich der Luitgard den Hals um! Binde mich auf der Stelle los, Franke, oder du wirst es bereuen!‘ Darauf sagte Herr Odo gar nichts, sondern holte nur aus und schlug dem Herrn Garibald mit der Faust ins Gesicht. Der sagte dann auch nichts mehr, sondern fiel um und schwieg. Und der Herr Odo befahl, ihn noch fester zu binden. Und dann ließ er ihn hierher bringen, als Gefangenen.“
    „Hierher auf den Salhof {24} ? Und ist er immer noch hier?“
    „Hinter den Tannen, in einem der Stallhäuser. Dort ist er angebunden.“
    „Und wer bewacht ihn?“
    „Impetus.“
    „Wer? Impetus? Odos Hengst?“
    „Der steht neben ihm an seiner Krippe. Er ist wirklich ein kluges Tier … weiß genau, wen sein Herr nicht leiden kann. Wenn der Herr Garibald hustet, schnaubt er. Wenn der den Kopf, den Arm oder den Fuß bewegt, schüttelt er die Mähne. Wenn der aber versuchen sollte, sich loszumachen, würde er ihn mit dem Hinterhuf niederschlagen.“
    „Wunderbar! Das fehlte gerade, daß auch Impetus noch zu dem Blutbad beiträgt.“
    Ich hatte genug gehört. Es war zuviel für einen Mann in meinem Zustand. Ich stöhnte und zog mir die Decke über den Kopf.
    „Wartet doch, Vater!“ sagte Rouhfaz und zog sie mir wieder weg. „Gleich könnt Ihr Euer Schläfchen machen. Ich muß Euch nur vorher noch den Fuß kühlen.“
    Er war wieder mit mir versöhnt und anscheinend sehr zufrieden mit der Wirkung seiner Geschichte. Während er meinen Fuß mit einem feuchten Tuch umwickelte, fuhr er fort:
    „Trotz allem seid Ihr ja noch glimpflich davongekommen! Ihr könnt Euch nicht vorstellen, was für Ängste wir um Euch ausstanden! Herr Odo dachte natürlich, daß Euch die Bande der jungen Adalinge umgebracht hatte. Er nahm an, sie hätten nach einem Streit zuerst den Hug erschlagen und dann Euch, weil Ihr die Spur zu der Hütte gefunden hattet und hinaufgestiegen wart, um dem Hug ins Gewissen zu reden. Er wollte auch gleich nach Euch suchen. Deshalb schlug er Herrn Garibald noch einen Zahn aus, weil der den Weg nicht

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