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Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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Pallas Athene.
    Jetzo ging aus der Kammer die kluge Penelopeia,
    Artemis gleich an Gestalt und der goldenen Aphrodite.
    Neben das Feuer setzten sie ihren gewöhnlichen Sessel,
    Welcher, mit Elfenbein und Silber umzogen, ein Kunstwerk
    Von Ikmalios war; der Schemel unter den Füßen
    Hing daran, und ein zottichtes Fell bedeckte den Sessel.
    Allda setzte sich nun die kluge Penelopeia.
    Und weißarmige Mägde, die aus der hinteren Wohnung
    Kamen, trugen von dannen das viele Brot und die Tische
    Und die Trinkgefäße der übermütigen Männer,
    Schütteten aus den Geschirren die Glut zur Erden und häuften
    Anderes Holz darauf, zum Leuchten und zur Erwärmung.
    Aber Melantho schalt von neuem den edlen Odysseus:
    Fremdling, willst du auch noch die Ruhe der Nacht uns verderben,
    Um das Haus zu durchwandern und auf die Weiber zu lauern?
    Elender, geh aus der Tür und sei vergnügt mit der Mahlzeit,
    Oder ich werfe dich gleich mit dem Brande, daß du hinausfliehst!
    Zürnend schaute auf sie und sprach der weise Odysseus:
    Unglückselige, sprich, was fährst du mich immer so hart an?
    Weil ich nicht jung mehr bin und meine Kleider so schlecht sind?
    Und weil die Not mich zwingt, als Bettler die Stadt zu durchwandern?
    Dieses ist ja der Armen und irrenden Fremdlinge Schicksal!
    Siehe, ich selber war einst ein glücklicher Mann und Bewohner
    Eines reichen Palastes und gab dem irrenden Fremdling
    Oftmals, wer er auch war und welche Not ihn auch drängte.
    Und unzählige Knechte besaß ich und andere Güter,
    Die man zum Überfluß und zur Pracht der Reichen erfordert.
    Aber das nahm mir Zeus nach seinem heiligen Ratschluß.
    Darum, Mädchen, bedenk: wenn auch du so gänzlich dein Ansehn
    Einst verlörst, womit du vor deinen Gespielinnen prangest,
    Oder wenn dich einmal der Zorn der Königin träfe
    Oder Odysseus käme! Denn noch ist Hoffnung zur Heimkehr!
    Aber er sei schon tot und kehre nimmer zur Heimat:
    Dennoch lebt ja sein Sohn Telemachos, welchen Apollons
    Gnade beschirmt; und er weiß, wieviel Unarten die Weiber
    Hier im Hause beginnen; denn er ist wahrlich kein Kind mehr!
    Also sprach er; ihn hörte die kluge Penelopeia.
    Zürnend wandte sie sich zu der Magd mit scheltenden Worten:
    Unverschämteste Hündin, ich kenne jegliche Schandtat,
    Welche du tust, und du sollst mit deinem Haupte sie büßen!
    Alles wußtest du ja, du hattest von mir es gehöret:
    Daß ich in meiner Kammer den Fremdling wollte befragen
    Wegen meines Gemahls, um den ich so herzlich betrübt bin!
    Und zu der Schaffnerin Eurynome sagte sie also:
    Auf, Eurynome, bringe mir einen Stuhl und ein Schafsfell,
    Drauf zu legen, hieher, damit er sitzend erzähle
    Und mich höre, der Fremdling; ich will ihn jetzo befragen.
    Also sprach sie; da ging die Schaffnerin eilig und brachte
    Einen zierlichen Stuhl und legte drüber ein Schafsfell.
    Hierauf setzte sich nun der herrliche Dulder Odysseus.
    Und es begann das Gespräch die kluge Penelopeia:
    Hierum muß ich dich, Fremdling, vor allen Dingen befragen:
    Wer, wes Volkes bist du und wo ist deine Geburtsstadt?
    Ihr antwortete drauf der erfindungsreiche Odysseus:
    Keiner, o Königin, lebt auf der unermeßlichen Erde,
    Der dich tadle; dein Ruhm erreicht die Feste des Himmels,
    Gleich dem Ruhme des guten und gottesfürchtigen Königs,
    Welcher ein großes Volk von starken Männern beherrschet
    Und die Gerechtigkeit schützt. Die fetten Hügel und Täler
    Wallen von Weizen und Gerste, die Bäume hangen voll Obstes,
    Häufig gebiert das Vieh, und die Wasser wimmeln von Fischen
    Unter dem weisen König, der seine Völker beseligt.
    Aber frage mich hier im Hause nach anderen Dingen
    Und erkunde dich nicht nach meinem Geschlecht und Geburtsland,
    Daß du nicht mein Herz mit herberen Qualen erfüllest,
    Wenn ich mich allen Jammers erinnere, den ich erduldet.
    Denn mit Klagen und Weinen im fremden Hause zu sitzen,
    Ziemet mir nicht, und langer Gram vermehrt nur das Leiden.
    Auch möcht eine der Mägde mir zürnen, oder du selber,
    Und, wenn ich weinte, sagen, mir tränten die Augen vom Weinrausch.
    Ihm antwortete drauf die kluge Penelopeia:
    Fremdling, die Tugend des Geistes und meine Schönheit und Bildung
    Raubten die Himmlischen mir am Tage, da die Argeier
    Schifften gen Troja, mit ihnen mein trauter Gemahl Odysseus!
    Kehrete jener von dannen und lebt’ in meiner Gesellschaft,
    Ja, dann möchte mein Ruhm wohl größer werden und schöner.
    Aber jetzo traur ich; denn Leiden beschied mir ein Dämon!
    Alle Fürsten, so

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