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Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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er die Stadt, wie ein Himmlischer wird er betrachtet.
    Mancher andere scheint den Unsterblichen ähnlich an Bildung,
    Aber seinen Worten gebricht die krönende Anmut.
    Also prangst auch du mit reizender Bildung; nicht schöner
    Bildete selber ein Gott: doch dein Verstand ist nur eitel.
    Siehe, du hast mir das Herz in meinem Busen empöret,
    Weil du nicht billig sprachst! Ich bin kein Neuling im Wettkampf,
    Wie du eben geschwatzt; ich rühmte mich einen der ersten,
    Als ich der Jugend noch und meinen Armen vertraute.
    Jetzt umringt mich Kummer und Not; denn vieles erduldet
    Hab ich in Schlachten des Kriegs und den schrecklichen Wogen des Meeres.
    Aber auch jetzt, so entkräftet ich bin, versuch ich den Wettstreit!
    Denn an der Seele nagt mir die Red, und du hast mich gefordert!
    Sprach’s, und mitsamt dem Mantel erhub er sich, faßte die Scheibe,
    Welche größer und dicker und noch viel schwerer an Wucht war,
    Als womit die Phaiaken sich untereinander ergötzten.
    Diese schwang er im Wirbel und warf mit der nervichten Rechten,
    Und hinsauste der Stein. Da bückten sich eilig zur Erden
    Alle Phaiaken, die Führer der langberuderten Schiffe,
    Unter dem stürmenden Stein. Weit über die Zeichen der andern
    Flog er, geschnellt von der Faust. Und Athene setzte das Merkmal,
    Eines Mannes Gestalt nachahmend, und sprach zu Odysseus:
    Selbst ein blinder Mann mit tappenden Händen, o Fremdling,
    Fände dein Zeichen heraus; denn nicht vermischt mit der Menge,
    Weit vor den übrigen ist es! In diesem Kampfe sei sicher!
    Kein Phaiake wird dich erreichen oder besiegen.
    Also rief ihm die Göttin. Der herrliche Dulder Odysseus
    Freute sich, einen gewogenen Mann im Volke zu sehen,
    Und mit leichterem Herzen begann er zu den Phaiaken:
    Schleudert jetzo mir nach, ihr Jünglinge! Bald soll die andre,
    Hoff ich, ebenso weit, vielleicht noch weiter entfliegen!
    Jeden anderen Kampf, wem Herz und Mut ihn gebietet,
    Komm und versuch ihn mit mir, denn ihr habt mich höchlich beleidigt!
    Auf die Faust, im Ringen, im Lauf, ich weigre mich keines!
    Jeder phaiakische Mann, nur nicht Laodamas, komme!
    Denn er ist mein Wirt! Wer kämpfte mit seinem Beschützer;
    Wahrlich, vernunftlos ist und keines Wertes der Fremdling,
    Welcher in fernem Lande den Freund, der ihn speiset und herbergt,
    Zum Wettkampfe beruft; er opfert sein eigenes Wohl hin.
    Sonst werd ich keinen von euch ausschlagen oder verachten,
    Sondern jeden erkennen und seine Stärke versuchen.
    So gar schlecht bin ich, traun! in keinem Kampfe der Männer!
    Wohl versteh ich die Kunst, den geglätteten Bogen zu spannen;
    Ja, ich träfe zuerst im Haufen feindlicher Männer
    Meinen Mann mit dem Pfeil, und stünden auch viele Genossen
    Neben mir und zielten mit straffem Geschoß auf die Feinde.
    Philoktetes allein übertraf mich an Kunde des Bogens,
    Als vor Ilions Stadt wir Achaier im Schnellen uns übten.
    Doch vor den übrigen Schützen behaupt ich selber den Vorrang,
    So viel Sterbliche jetzo die Frucht des Halmes genießen.
    Denn mit der Vorzeit Helden verlang ich keine Vergleichung,
    Weder mit Eurytos, dem Öchalier, noch mit Herakles,
    Die den Unsterblichen sich an Bogenkunde verglichen.
    Drum starb Eurytos auch so plötzlich, ehe das Alter
    Ihn im Hause beschlich; denn zürnend erschoß ihn Apollon,
    Weil er ihn selbst, der Vermeßne, zum Bogenstreite gefordert.
    Und mit dem Wurfspieß treff ich so weit als kein andrer mit Pfeilen.
    Bloß an Schnelle der Füße besorg ich, daß der Phaiaken
    Einer vielleicht mich besiege. So über die Maßen entkräftet
    Hat mich das stürmende Meer! Denn ich saß nicht eben mit Zehrung
    Reichlich versorgt im Schiff; drum schwand die Stärke den Gliedern.
    Also sprach er, und alle verstummten umher und schwiegen.
    Endlich hub Alkinoos an und sprach zu Odysseus:
    Fremdling, wir sagen dir Dank, daß du uns solches verkündest
    Und die glänzende Tugend uns aufhüllst, die dich begleitet,
    Zürnend, weil dieser Mann dich vor den Kämpfern geschmäht hat.
    Künftig soll deine Tugend gewiß kein Sterblicher tadeln,
    Welcher Verstand besitzt, anständige Worte zu reden!
    Aber höre nun auch mein Wort, damit du es andern
    Helden erzählen kannst, wann du in deinem Palaste
    Sitzest bei deinem Weib und deinen Kindern am Mahle
    Und dich unserer Tugend und unserer Taten erinnerst,
    Welche beständig Zeus von der Väter Zeiten uns anschuf.
    Denn wir suchen kein Lob im Faustkampf oder im Ringen;
    Aber die hurtigsten Läufer sind wir und die trefflichsten

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