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Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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jungen Weiber und Schätze teilten wir alle
    Unter uns gleich, daß keiner leer von der Beute mir ausging.
    Jetzo warnet ich zwar die Freunde, mit eilendem Fuße
    Weiter zu fliehn; allein die Unbesonnenen blieben.
    Und nun ward in dem Weine geschwelgt, viel Ziegen und Schafe
    An dem Ufer geschlachtet und viel schwerwandelndes Hornvieh.
    Aber es riefen indes die zerstreuten Kikonen die andern
    Nahen Kikonen zu Hilfe, die tapferer waren und stärker,
    Aus der Mitte des Landes. Sie waren geübt, von den Wagen,
    Und wenn es nötig war, zu Fuß mit dem Feinde zu kämpfen.
    Zahllos schwärmten sie jetzt, wie die Blätter und Blumen des Frühlings,
    Mit dem Morgen daher. Da suchte Gottes Verderben
    Uns Unglückliche heim und überhäuft’ uns mit Jammer.
    Bei den rüstigen Schiffen begann die wütende Feldschlacht,
    Und von Treffen zu Treffen entschwirrten die ehernen Lanzen.
    Weil der heilige Tag noch mit dem Morgen emporstieg,
    Wehrten wir uns und trotzten der Übermacht der Kikonen.
    Aber da nun die Sonne zur Stunde des Stierabspannens
    Sank, da siegte der Feind und zwang die Achaier zum Weichen.
    Jedes der Schiffe verlor sechs wohlgeharnischte Männer,
    Und wir andern entflohn dem schrecklichen Todesverhängnis.
    Also steuerten wir mit trauriger Seele von dannen,
    Froh der bestandnen Gefahr, doch ohne die lieben Gefährten.
    Doch nicht eher enteilten die gleichgeruderten Schiffe,
    Ehe wir dreimal jedem der armen Freunde gerufen,
    Welche der siegende Feind auf dem Schlachtgefilde getötet.
    Aber nun sandt auf die Schiffe der Wolkenversammler des Nordwinds
    Fürchterlich heulenden Sturm, verhüllt’ in dicke Gewölke
    Meer und Erde zugleich, und dem düstern Himmel entsank Nacht.
    Schnell mit gesunkenen Masten entflogen die Schiff’, und mit einmal
    Rasselte rauschend der Sturm und zerriß die flatternden Segel.
    Eilend zogen wir sie, aus Furcht zu scheitern, herunter
    Und arbeiteten uns mit dem Ruder ans nahe Gestade.
    Zwo grauenvolle Nächte und zween langwierige Tage
    Lagen wir mutlos dort, von Arbeit und Kummer entkräftet.
    Aber da nun die dritte der Morgenröten emporstieg,
    Richteten wir die Masten und spannten die schimmernden Segel,
    Setzten uns hin und ließen vom Wind und Steuer uns lenken.
    Jetzo hofften wir sicher den Tag der fröhlichen Heimkehr.
    Aber als wir die Schiff’ um Maleia lenkten, da warf uns
    Plötzlich die Flut und der Strom und der Nordwind fern von Kythera.
    Und neun Tage trieb ich, von wütenden Stürmen geschleudert,
    Über das fischdurchwimmelte Meer; am zehnten gelangt’ ich
    Hin zu den Lotophagen, die blühende Speise genießen.
    Allda stiegen wir an das Gestad und schöpften uns Wasser.
    Eilend nahmen die Freunde das Mahl bei den rüstigen Schiffen,
    Und nachdem wir uns alle mit Trank und Speise gesättigt,
    Sandt ich einige Männer voran, das Land zu erkunden,
    Was für Sterbliche dort die Frucht des Halmes genössen,
    Zween erlesene Freund’; ein Herold war ihr Begleiter.
    Und sie erreichten bald der Lotophagen Versammlung.
    Aber die Lotophagen beleidigten nicht im geringsten
    Unsere Freunde, sie gaben den Fremdlingen Lotos zu kosten.
    Wer nun die Honigsüße der Lotosfrüchte gekostet,
    Dieser dachte nicht mehr an Kundschaft oder an Heimkehr,
    Sondern sie wollten stets in der Lotophagen Gesellschaft
    Bleiben und Lotos pflücken und ihrer Heimat entsagen.
    Aber ich zog mit Gewalt die Weinenden wieder ans Ufer,
    Warf sie unter die Bänke der Schiff’ und band sie mit Seilen.
    Drauf befahl ich und trieb die übrigen lieben Gefährten,
    Eilend von dannen zu fliehn und sich in die Schiffe zu retten,
    Daß man nicht, vom Lotos gereizt, die Heimat vergäße.
    Und sie traten ins Schiff und setzten sich hin auf die Bänke,
    Saßen in Reihn und schlugen die graue Woge mit Rudern.
    Also steuerten wir mit trauriger Seele von dannen.
    Und zum Lande der wilden, gesetzelosen Kyklopen
    Kamen wir jetzt, der Riesen, die im Vertraun auf die Götter
    Nimmer pflanzen noch sä’n und nimmer die Erde beackern.
    Ohne Samen und Pfleg entkeimen alle Gewächse,
    Weizen und Gerste dem Boden und edle Reben, die tragen
    Wein in geschwollenen Trauben, und Gottes Regen ernährt ihn.
    Dort ist weder Gesetz noch öffentliche Versammlung,
    Sondern sie wohnen all auf den Häuptern hoher Gebirge
    In gehöhleten Felsen, und jeder richtet nach Willkür
    Seine Kinder und Weiber und kümmert sich nicht um den andern.
    Gegenüber der Bucht des Kyklopenlandes erstreckt sich,
    Weder nahe noch fern, ein kleines

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