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Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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bringen,
    Sondern der glatte Fels raubt eine von ihnen beständig!
    Aber der Vater erschafft eine andre, die Zahl zu ergänzen.
    Und noch nimmer entrann ein Schiff, das ihnen sich nahte,
    Sondern zugleich die Trümmer des Schiffs und die Leichen der Männer
    Wirbelt die Woge des Meers und verzehrende Feuerorkane.
    Eins nur steurte vorbei von den meerdurchwandelnden Schiffen,
    Argo, die Allbesungne, da sie von Aietes zurückfuhr;
    Und bald hätte die Flut auch sie an die Klippe geschmettert,
    Doch sie geleitete Here, die waltende Göttin Jasons.
    Dorthin drohn zween Felsen: der eine berühret den Himmel
    Mit dem spitzigen Gipfel, vom düsterblauen Gewölke
    Rings umhüllt, das nimmer zerfließt; und nimmer erhellen
    Heitere Tage den Gipfel, im Sommer oder im Herbste.
    Keiner vermöchte hinauf und keiner hinunter zu steigen,
    Wenn er auch zwanzig Händ’ und zwanzig Füße bewegte,
    Denn der Stein ist so glatt, als wär er ringsum behauen.
    In der Mitte des Felsens ist eine benachtete Höhle,
    Abendwärts, gewandt nach des Erebos Gegend, allwo ihr
    Euer gebogenes Schiff vorbeilenkt, edler Odysseus.
    Von dem Boden des Schiffes vermöchte der fertigste Schütze
    Nicht den gefiederten Pfeil bis an die Höhle zu schnellen.
    Diese Höhle bewohnt die fürchterlich bellende Skylla,
    Deren Stimme hell wie der jungen saugenden Hunde
    Winseln tönt, sie selbst ein greuliches Scheusal, daß niemand
    Ihrer Gestalt sich freut, wenn auch ein Gott ihr begegnet.
    Siehe, das Ungeheuer hat zwölf abscheuliche Klauen
    Und sechs Häls’ unglaublicher Läng, auf jeglichem Halse
    Einen gräßlichen Kopf, mit dreifachen Reihen gespitzter,
    Dichtgeschlossener Zähne voll schwarzen Todes bewaffnet.
    Bis an die Mitte steckt ihr Leib in der Höhle des Felsens,
    Aber die Köpfe bewegt sie hervor aus dem schrecklichen Abgrund,
    Blickt heißhungrig umher und fischt sich rings um den Felsen
    Meerhund’ oft und Delphine und oft noch ein größeres Seewild
    Aus der unzähligen Schar der brausenden Amphitrite.
    Noch kein kühner Pilot, der Skyllas Felsen vorbeifuhr,
    Rühmt sich verschont zu sein; sie schwinget in jeglichem Rachen
    Einen geraubeten Mann aus dem blaugeschnäbelten Schiffe.
    Doch weit niedriger ist der andere Felsen, Odysseus,
    Und dem ersten so nahe, daß ihn dein Bogen erreichte.
    Dort ist ein Feigenbaum mit großen laubichten Ästen;
    Drunter lauert Charybdis, die wasserstrudelnde Göttin.
    Dreimal gurgelt sie täglich es aus und schlurfet es dreimal
    Schrecklich hinein. Weh dir, wofern du der Schlurfenden nahest!
    Selbst Poseidaon könnte dich nicht dem Verderben entreißen.
    Darum steure du dicht an Skyllas Felsen und rudre
    Schnell mit dem Schiffe davon. Es ist doch besser, Odysseus,
    Sechs Gefährten im Schiff zu vermissen als alle mit einmal!
    Also sprach sie; und ich antwortete wieder und sagte:
    Göttin, ich flehe dich an, verkünde mir lautere Wahrheit:
    Kann ich nicht dort dem Strudel der wilden Charybdis entfliehen,
    Aber Skylla bestrafen, sobald sie die Meinigen anfällt?
    Also sprach ich; mir gab die hohe Göttin zur Antwort:
    Ungückseliger, denkst du auch hier der kriegrischen Taten
    Und der Gewalt und weichst nicht einmal unsterblichen Göttern?
    Denn nicht sterblich ist jene; sie ist ein unsterbliches Scheusal,
    Furchtbar und schreckenvoll und grausam und unüberwindlich.
    Nichts hilft Tapferkeit dort, entfliehn ist die einzige Rettung.
    Denn verweilst du am Felsen, zum Kampfe gerüstet, so fürcht ich,
    Daß dich das Ungeheuer von oben herunter noch einmal
    Mit sechs Rachen ereil und dir sechs Männer entreiße.
    Rudre denn hurtig vorüber und rufe die Göttin Krataiis,
    Skyllas Mutter, an, die die Plage der Menschen geboren:
    Diese wird sie bezähmen, daß sie nicht ferner dir schade.
    Jetzo erreichst du die Insel Thrinakia. Siehe, da weiden
    Viele fette Rinder und Schafe des Sonnenbeherrschers:
    Sieben Herden der Rinder und sieben der trefflichen Schafe,
    Fünfzig in jeglicher Herd; und diese vermehren sich niemals,
    Noch vermindern sie sich. Zwo Göttinnen pflegen der Weide,
    Lieblichgelockte Nymphen, Lampetia und Phaetusa,
    Die mit der schönen Neaira der Hochhinwandelnde zeugte.
    Denn die göttliche Mutter, sobald sie die Töchter erzogen,
    Sandte sie fern hinweg, in Thrinakias Insel des Vaters
    Fette Schafe zu hüten und sein schwerwandelndes Hornvieh.
    Wenn du nun, eingedenk der Heimfahrt, diese verschonest,
    Siehe, dann mögt ihr, obzwar unglücklich, gen Ithaka kehren.
    Wenn du sie aber beraubst, alsdann

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