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Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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weissag ich Verderben
    Deinem Schiff und den Freunden, und so du auch selber entrinnest,
    Kehrst du doch spät, unglücklich und ohne Gefährten zur Heimat.
    Also sprach sie; da kam die goldenthronende Eos;
    Und die hohe Göttin verließ mich und ging durch die Insel.
    Aber ich eilte zum Schiff und ermahnete meine Gefährten,
    Einzusteigen und schnell am Ufer die Seile zu lösen.
    Und sie traten ins Schiff und setzten sich hin auf die Bänke,
    Saßen in Reihn und schlugen die graue Woge mit Rudern.
    Jene sandte vom Ufer dem blaugeschnäbelten Schiffe
    Günstigen segelschwellenden Wind zum guten Begleiter,
    Kirke, die schöngelockte, die hehre melodische Göttin.
    Eilig brachten wir jetzt die Geräte des Schiffes in Ordnung,
    Saßen dann still und ließen vom Wind und Steuer uns lenken.
    Jetzo begann ich und sprach zu den Freunden mit inniger Wehmut:
    Freunde, nicht einem allein noch zweenen gebührt es zu wissen,
    Welche Dinge mir Kirke, die hohe Göttin, geweissagt.
    Drum verkünd ich sie euch, daß jeder sie wisse, wir mögen
    Sterben oder entfliehen dem schrecklichen Todesverhängnis.
    Erst befiehlt uns die Göttin, der zauberischen Sirenen
    Süße Stimme zu meiden und ihre blumige Wiese.
    Mir erlaubt sie allein, den Gesang zu hören; doch bindet
    Ihr mich fest, damit ich kein Glied zu regen vermöge,
    Aufrecht stehend am Maste, mit festumschlungenen Seilen.
    Fleh ich aber euch an und befehle die Seile zu lösen:
    Eilend fesselt mich dann mit mehreren Banden noch stärker!
    Also verkündet’ ich jetzo den Freunden unser Verhängnis.
    Und wie geflügelt entschwebte, vom freundlichen Winde getrieben,
    Unser gerüstetes Schiff zu der Insel der beiden Sirenen.
    Plötzlich ruhte der Wind; von heiterer Bläue des Himmels
    Glänzte die stille See; ein Himmlischer senkte die Wasser.
    Meine Gefährten gingen und falteten eilig die Segel,
    Legten sie nieder im Schiff und setzten sich hin an die Ruder;
    Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen.
    Aber ich schnitt mit dem Schwert aus der großen Scheibe des Wachses
    Kleine Kugeln, knetete sie mit nervichten Händen,
    Und bald weichte das Wachs, vom starken Drucke bezwungen
    Und dem Strahle des hochhinwandelnden Sonnenbeherrschers.
    Hierauf ging ich umher und verklebte die Ohren der Freunde.
    Jene banden mich jetzo an Händen und Füßen im Schiffe,
    Aufrecht stehend am Maste, mit festumschlungenen Seilen,
    Setzten sich dann und schlugen die graue Woge mit Rudern.
    Als wir jetzo so weit, wie die Stimme des Rufenden schallet,
    Kamen im eilenden Lauf, da erblickten jene das nahe
    Meerdurchgleitende Schiff und huben den hellen Gesang an:
    Komm, besungner Odysseus, du großer Ruhm der Achaier!
    Lenke dein Schiff ans Land und horche unserer Stimme.
    Denn hier steurte noch keiner im schwarzen Schiffe vorüber,
    Eh er dem süßen Gesang aus unserem Munde gelauschet.
    Und dann ging er von hinnen, vergnügt und weiser wie vormals.
    Uns ist alles bekannt, was ihr Argeier und Troer
    Durch der Götter Verhängnis in Trojas Fluren geduldet:
    Alles, was irgend geschieht auf der lebenschenkenden Erde!
    Also sangen jene voll Anmut. Heißes Verlangen
    Fühlt ich, weiter zu hören, und winkte den Freunden Befehle,
    Meine Bande zu lösen; doch hurtiger ruderten diese.
    Und es erhuben sich schnell Eurylochos und Perimedes,
    Legten noch mehrere Fesseln mir an und banden mich stärker.
    Also steuerten wir den Sirenen vorüber; und leiser,
    Immer leiser verhallte der Singenden Lied und Stimme.
    Eilend nahmen sich nun die teuren Genossen des Schiffes
    Von den Ohren das Wachs und lösten mich wieder vom Mastbaum.
    Als wir jetzo der Insel entruderten, sah ich von ferne
    Dampf und brandende Flut und hört ein dumpfes Getöse.
    Schnell entflogen den Händen der zitternden Freunde die Ruder;
    Rauschend schleppten sie alle dem Strome nach, und das Schiff stand
    Still, weil keiner mehr das lange Ruder bewegte.
    Aber ich eilte durchs Schiff und ermahnete meine Gefährten,
    Trat zu jeglichem Mann und sprach mit freundlicher Stimme:
    Freunde, wir sind ja bisher nicht ungeübt in Gefahren;
    Und nicht größere drohet uns jetzt, als da der Kyklope
    Mit unmenschlicher Kraft im dunkeln Felsen uns einschloß;
    Dennoch entflohn wir auch jener durch meine Tugend und Weisheit,
    Und ich hoffe, wir werden uns einst auch dieser erinnern.
    Auf denn, Geliebteste, tut, was ich euch jetzo befehle!
    Ihr, schlagt alle des Meers hochstürmende Woge mit Rudern,
    Sitzend auf euren Bänken! Vielleicht

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