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Odyssey 01 - In die Dunkelheit

Odyssey 01 - In die Dunkelheit

Titel: Odyssey 01 - In die Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evan Currie
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seines Panzers die Informationen aus mehr als einem Ki­lometer Entfernung empfing. Sofort übermittelte er die Werte einem speziellen Modul, das er für eilige Programmierungen entwickelt hatte.
    Von da aus war es nur ein kleiner elektronischer Sprung, genauer gesagt ein »Überspringen« von Funktionen, um den Computer, der tief in dem aus Kohlefasern bestehenden Gewehrgehäuse verborgen war, neu zu codieren.
    Die Technologie der Sturmgewehre vom Typ MX-112 war eigentlich ein Anachronismus: In mehrfacher Hinsicht war die MX-112 ein Produkt des Zwanzigsten Jahrhunderts, das den Anstrich einer Waffe des Zweiundzwanzigsten Jahrhunderts besaß. Als die übrige militarisierte Welt zum Einsatz leichterer und schnellerer Munition übergegangen war, hatte das Marineinfanteriekorps der Vereinigten Staaten die genau entgegengesetzte Richtung eingeschlagen.
    Die MX-112 war groß und hässlich und riss ebenso große, hässliche Löcher in alles, was sie traf. Sie hatte niemals Ladehemmung. Man konnte damit sogar unter Wasser schießen, falls man dumm genug war, dergleichen aus­zuprobieren. Und wenn der Lauf durch Sand verstopft war, reichte die erste Kugel dazu aus, ihn zu säubern, zu schmieren und auf diese Weise den Weg für alle weiteren Patronen freizumachen.
    Alle Marines jener Tage – von den einfachen Infanteristen bis zu den Unteroffizieren und höheren Rängen – hatten diese Waffe geliebt.
    Dennoch hatte sich bis zum Ausbruch des nächsten Krieges kaum jemand richtig um eine Modernisierung ihrer Konstruktion gekümmert, denn die Sondereinsatzkom­mandos und Anti-Terror-Einheiten konnten nichts mit einer Waffe anfangen, die nicht nur das Angriffsziel, sondern auch bis zu fünf weitere Personen dahinter durchsieben konnte.
    Doch als die Chinesen Japan zu Beginn des Block-Krieges angriffen, waren die Soldaten des Blocks verständ­licherweise verstört, als sie feststellen mussten, dass ihre Kontrahenten Gewehre benutzten, die in der Lage waren, leicht bis mittelschwer gepanzerte Fahrzeuge zu durch­löchern und danach noch so viel Energie hatten, auch die Insassen dieser Gefährte zu töten.
    Die Gefechte führten dazu, dass viele weniger leistungsstarke Waffen ausrangiert wurden. Die MX-112 ging jedoch mit legendärem Ruf aus dem Krieg hervor. Und diese Legende war im Laufe der Jahrzehnte – während man die Kon­struktion des Gewehrs überholt und neue technische Entwicklungen integriert hatte – immer weiter ausge­­ schmückt worden und hatte immer weitere Kreise gezogen. Bis das jüngste Modell der MX-112 auf einem fremden Planeten, mehr als hundert Lichtjahre vom Geburtsort der Waffe entfernt, schließlich den Weg in die Hände eines gewissen ­Lieutenant Savoy von der NACS Odyssey gefunden hatte.
    Savoy öffnete ein Programmierfenster in seiner Frontalanzeige. Während er den in die MX-112 integrierten Rechner aktivierte, behielt er zugleich die Alarmanzeige im Blick. Es war jedem Soldaten freigestellt, ob er die elektronischen Möglichkeiten der Waffe voll ausschöpfte, allerdings hatte es viele Vorteile gegenüber konventionellen Waffen, diese technischen Raffinessen zu nutzen.
    Und um eine dieser Raffinessen ging es Savoy im Moment. Er rief die Software auf, die die elementaren Such­systeme für die schwerkalibrigen Geschosse steuerte, und gab eine einstellige Zahl ein.
    In circa dreiunddreißig Sekunden Programmierzeit – die Savoy vor allem dazu brauchte, die passende Code­zeile zu finden – schaffte er es, die Reizempfindlichkeit der Wärmesensoren neu einzustellen und von sechsundneunzig Grad Celsius auf hundertsechsundneunzig Grad zu erhöhen. Zufrieden grinsend übermittelte er die Neuprogrammierung jedem Mann in seiner Einheit. »Savoy an alle Teams. Übernehmt die Neuprogrammierung, die ich euch gerade geschickt habe, und aktiviert die Wärmesensoren eurer MX-112 .«
    Milla Chans, Ithan der kolonialen Flotte, musste feststellen, dass sie die Kabinentüren der Magnetschwebebahn in den Transportröhren dieses riesigen Baus nur mit Gewalt öffnen konnte. Alle Bewohner der Pyramiden waren auf dieses Beförderungsmittel angewiesen.
    Aus persönlicher Erfahrung wusste Milla, dass sehr viele Menschen in den ungeheuer großen Habitaten ihre Unterkünfte niemals verließen und auch gar nicht verlassen wollten. Jede Pyramide war eine eigenständige Stadt, und die Bauten standen nur aus praktischen Gründen so nahe beieinander.
    Während sie durch den Schacht glitt und nach einer Ausstiegsmöglichkeit

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