Odyssey 01 - In die Dunkelheit

war es der Drasin, der vor Schmerzen kreischte, was Bermont mit tiefer Genugtuung erfüllte. Um noch eins draufzusetzen, drehte er das Bein hin und her. Dann zog er sich zurück, während die dampfende, zischende Flüssigkeit aus den Eingeweiden des Drasins herausspritzte und sich sprudelnd über Bermonts Panzeranzug und den Boden ergoss. Bermont fehlte die Kraft, auszuweichen und aufzustehen, er ließ sich sofort wieder auf den Boden sinken.
    »Eins … Hier ist Fünf. Kann nicht mehr nachladen. Annullieren Sie die Munitionslieferung und schicken Sie mir einen Rettungsschirm«, grunzte er ins taktische Netz.
    »Alles klar, Fünf. Sind Sie verletzt, Sean?«
    Unwillkürlich lachte Bermont laut auf, was wie ein Krächzen herauskam, und verzerrte dabei vor Schmerzen das Gesicht. »Ich werd’s wahrscheinlich überleben.«
    »Der Schirm kommt sofort.«
    »Gut.«
    Savoy blickte auf, als die einheimischen Soldaten im Sturmlauf um die Ecke bogen. Mehn in seinem Panzer­anzug rannte leichtfüßig am Ende des Zugs und schwenkte sein Gewehr hin und her, um die sechs Männer abzu­sichern.
    »Hier«, sagte Savoy knapp und drückte dem erstbesten Einheimischen unverzüglich das eigene Gewehr in die Arme, sodass er mechanisch danach schnappte. Zugleich nahm er das Lasergewehr des Soldaten an sich.
    »Was soll das?«, platzte der Mann heraus, doch Savoy beachtete ihn nicht weiter.
    Er trat einige Schritte zur Seite, untersuchte das Gewehr und verglich es mit den Aufzeichnungen, die er von Bermonts Experiment abgespeichert hatte. Binnen Sekunden hatte er die Bedienung mehr oder weniger heraus. Seinem Eindruck nach war es bereits auf maximale Stärke eingestellt. Schließlich richtete er den Lauf auf den Boden und bediente den Abzug.
    Während das Gewehr aufheulte, schnitt dessen Laserstrahl tief in den Boden. Savoy hielt es ein paar Sekunden lang fest in den Händen und zog mit dem Strahl eine gerade Linie, sodass sich ein Graben bildete.
    Ringsum stieg beißender Rauch auf, doch Savoy ach­tete nicht drauf, denn mithilfe der Wärmesensoren be­obachtete er, wie der Boden zu glühen und sich aufzuheizen begann.
    Wenige Sekunden später hatte er den Test beendet, schulterte das Gewehr, kehrte zur Gruppe zurück und gab einem der über ihnen fliegenden Rettungsschirme einen Befehl ein.
    »Hier.« Er gab dem einheimischen Soldaten sein Lasergewehr zurück und nickte dann Mehn zu, der sich in der ersten Reihe der Gruppe aufgebaut hatte. Mehn nahm daraufhin dem verwirrten Einheimischen Savoys Waffe aus der Hand und sah zum Himmel auf: Ein mit CM-Technologie ausgestatteter Schirm war auf dem Anflug.
    »Hast du das vor, was ich vermute, L.T.?«
    »Ganz genau.«
    »Cool.« Mehn schulterte beide Gewehre und lehnte sich gegen die Gebäudewand.
    Savoy lenkte den Schirm über den immer noch glühenden Graben, ließ ihn landen und ging hinüber. Aus dem Boden stieg immer noch sengende Hitze auf, doch sein Panzeranzug wäre notfalls auch mit Schlimmerem fertig geworden, also achtete er nicht darauf, holte eine Schalttafel aus dem Schirm und hantierte damit herum. Es dauerte nur Sekunden, bis er die Schaltkreise und das CM-Feld parallel geschaltet hatte. Danach gab er einen Befehl ein und trat ein paar Schritte zurück.
    Der folgende Energiestoß traf ihn wie ein Fausthieb und schleuderte ihn sogar einige Zentimeter über den Boden, aber damit hatte er gerechnet. Der Stoß drängte auch alle Luftmoleküle mehr als sechs Meter zurück und ließ sie aufgrund physikalischer Gesetze dort so verharren, dass der ganze Bereich ein kleines Vakuum bildete.
    Der Boden unter Savoys Füßen knackte, auch wenn er es nur durch den Panzeranzug spürte und nicht hören konnte: Der Erdboden kühlte in Sekundenschnelle ab. Kurz darauf zerfiel das CM-Feld, und die Luft rauschte mit eindrucksvollem Gedonner wieder zurück.
    Savoy prüfte die Bodentemperatur und nickte. »Okay, Leute, steigt in den Graben und behaltet die Köpfe unten! «
    Gerade hatten Savoy und Mehn die einheimischen Soldaten in den provisorischen Schützengraben getrieben, da tauchte Burke wieder auf.
    »Sind wir so weit?«, fragte Savoy und sah hoch.
    »Sobald du den Befehl gibst, Boss.« Burke musterte den Graben.
    »Reicht der als Schutz aus?«, wollte Savoy wissen.
    Burke beäugte den Bodeneinschnitt kritisch. Er war so tief, wie unter diesen Gegebenheiten möglich – immerhin ein Meter – und mit einer gläsernen Substanz überzogen, die Burke noch nie gesehen hatte. Vor den schlimmsten