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Odyssey 01 - In die Dunkelheit

Odyssey 01 - In die Dunkelheit

Titel: Odyssey 01 - In die Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evan Currie
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ebenso verblüfft sein mochte wie er selbst, hatte ihn schlicht umgeworfen, sodass er auf dem Hintern landete. Jedenfalls war ihm der Drasin an Gewicht und Gefechtsposition überlegen und hatte offensichtlich vor, diese Vorteile zu nutzen.
    Mit einem heftigen Schlag beförderte der Drasin die MX-112 unverzüglich in die Luft. Bermont blieb kaum Zeit, sich wegzurollen, da spaltete ein weiterer schwerer Schlag die Mauer dort, wo sich eben noch sein Kopf befunden ­hatte. Während Bermont sich verzweifelt weiterrollte, holte sein Gegner mit seltsamem Zischen erneut aus. In seiner Not ließ Bermont die rechte Faust mit voller Wucht auf das glatte, gläserne Pflaster der Promenade krachen, wodurch er glatt vom Boden abhob. Sein Glück, denn in dieser Sekunde traf der Schlag des Drasins die Stelle, wo er eben noch gelegen hatte. Bermont verschränkte die Arme, wirbelte in die Luft, nutzte die Beine, um die Drehung zu steuern, und landete wieder auf den Füßen.
    Nur kam er bei der Landung leider so auf, dass er in die falsche Richtung blickte. Allerdings informierte ihn die ­Panoramasicht seiner Blickfeldanzeige über das, was der Feind in seinem Rücken tat. Deshalb konnte er einem weiteren Schlag gerade noch rechtzeitig ausweichen, wirbelte erneut herum und zog zugleich den Dolch aus Karbonstahl, der am Oberschenkel des Panzeranzugs steckte, aus der Scheide. Die Klinge war geschwungen und fein geschliffen, wenn auch nicht ganz so scharf wie ein Rasiermesser. Gleich darauf schnitt der Dolch rauschend durch die Luft und streifte die Mandibeln des Drasin, dass dieser zunächst zurückfuhr. Doch dann zischte er erneut und schwang ein Bein mehr als vier Meter über Bermonts Kopf.
    Bermont sah den Tritt kommen. Seine Gedanken rasten, wie bei jedem Gefecht, doch im Vergleich zu den flüssigen Bewegungen des Gegners kamen ihm die eigenen Reak­tionen schwerfällig vor. Schließlich ließ er den Dolch fallen und streckte die rechte Hand aus, um den Tritt zu blockieren. Dennoch krachte das Bein des Drasins mit solcher Wucht auf seine Schulter, dass der Panzeranzug aufriss.
    Während sich das Bein tief in Bermonts Schulter grub, begann dessen Headset verrückt zu spielen. Bermont bekam es nur am Rande mit, denn vor Schock und Schmerzen konnte er nur noch schreien. Mit reiner Willenskraft schaffte er es, den rechten Arm trotzdem zu bewegen. Er umklammerte das gepanzerte Insektenbein, das ihn regelrecht gepfählt hatte, brüllte den Gegner an, um sich von den mörderischen Schmerzen abzulenken, und versuchte, das Bein zur Seite zu zerren. Mit den vom Panzeranzug verstärkten Muskeln drückte er es nach unten und drehte es zugleich herum – fast so, als wollte er bei einem Galadinner eine Hummerschere auf die elegante Art vom Hauptstück lösen.
    Langsam, aber sicher gab das Bein nach. Als es endlich brach, knackte es ekelerregend, und der Drasin kreischte vor Schock oder Schmerzen auf. Bermont konnte das nur recht sein. Um das Bein vollständig vom Rumpf des Gegners zu lösen, legte er sich mit ganzem Körper zurück und zerrte mit voller Kraft so lange daran, bis es sich vom Rumpf trennen ließ. Aus der Wunde schoss ein Strahl dampfender Flüssigkeit.
    Die Kontrahenten lösten sich voneinander: Während Bermont auf dem Boden zusammenbrach, versuchte der Drasin schwankend ins Gleichgewicht zu kommen, was ihm wegen des fehlenden Glieds natürlich nicht gelang.
    Bermont versuchte, den Pfahl in seinem Fleische herauszuziehen, und schrie dabei vor Schmerzen erneut auf. Aber es gelang ihm. Zugleich spürte er die wohltuende Kühle des Schaums, mit dem der Anzug die Wunde au­tomatisch versiegelte. Er musterte die gepanzerte obere Hälfte des glitschigen, mit seinem Blut getränkten Insektenbeins: ein ebenso widerlicher wie unheimlicher Anblick. Das Bein war ähnlich wie eine Speerspitze oder ein Stoßkeil geformt und besaß Zacken an der Außenseite, die sich – wie in seinem Fall – tückisch ins Fleisch eines Gegners bohren konnten, vermutlich aber auch das Klettern erleichterten.
    Aber es blieb ihm keine Zeit, sich weiter damit zu befassen, denn jetzt griff das Monster erneut an. Um seine Schmerzen zu überspielen, stimmte Bermont ein wahres Kriegsgebrüll an, schwang sich empor, nahm das Bein erst in die verwundete, dann in die unversehrte Hand. Wie ein Pikenier in einem längst vergessenen Krieg benutzte er das Bein als Lanze, stieß es dem Drasin tief in die Eingeweide und grunzte dabei vor Schmerzen und Erschöpfung.
    Diesmal

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