Odyssey 01 - In die Dunkelheit
auf Wärmequellen ausgerichtete Leitsystem der MX-112 den menschlichen Soldaten einen Vorteil gegenüber den Waffen der Drasins, denn dadurch mussten sie nicht ganz so sorgfältig zielen. Selbst ein nicht ganz perfekter Schuss traf ins Schwarze, denn jedes Geschoss konnte ja von sich aus kleinere Kurskorrekturen vornehmen. Wenn die minimale Intelligenz der Scramjet-Patronen den Feind entdeckte, war er schon so gut wie tot. Schwierig wurde es nur, wenn sich die Drasins in Gebäuden oder Mauernischen versteckten und die Menschen dadurch zwangen, so nahe heranzukommen, dass das Leitsystem seine Wirksamkeit einbüßte.
Natürlich waren die schweren kleinen Patronen auf jede Entfernung tödlich, aber die MX-112 war für das moderne Schlachtfeld entwickelt worden, nicht für Säuberungsaktionen aus nächster Nähe, wie die Soldaten sie hier größtenteils durchführten. Auf kurze Entfernung waren die MX-112 nur halb so effizient wie auf optimalem, also größerem Abstand. Allerdings kompensierten die panzerbrechenden Patronen diese kinetischen Nachteile zum Großteil.
Deshalb war es nur gut, dass die terrestrischen Soldaten die volle Panzerausrüstung für den Einsatz in feindseliger Umgebung trugen. Denn der Rückstoß eines Sprengkörpers oder ein zufälliges, von den eigenen Waffen ausgelöstes Schrapnell hätte sie sonst das Leben kosten können – keine schöne Art zu sterben.
»Okay, Boss, sieht so aus, als wäre alles geräumt«, sagte Eddy Mehn, während er die Lage mithilfe der Frontal anzeige nochmals überprüfte. Die einheimischen Soldaten hatten die Evakuierung zügig und offenbar auch kompetent durchgeführt, also stand den gewaltigen Sprengungen – bei denen Mehn und seine Kameraden in der ersten Reihe sitzen würden – nichts mehr im Wege.
Savoy nickte. »Danke, Mehn. Burke … Jetzt bist du dran.«
»Ja, Sir«, erwiderte Burke eifrig.
»Könntest du wenigstens versuchen , nicht ganz so begeistert zu klingen?«
»Tut mir leid.«
Wer’s glaubt, wird selig, dachte Savoy, sagte aber nichts dazu. »Mehn, hol die einheimischen Soldaten rüber und bring sie in Sicherheit.«
»Bin schon unterwegs, Boss.«
Gut. Eine Sorge weniger , dachte Savoy, während er nach einem sicheren Unterstand Ausschau hielt. In der Nähe entdeckte er ein massiv wirkendes Gebäude, das stabil genug aussah, deshalb sprang er hinüber und überprüfte die Umgebung.
»Das wird reichen. He, Mehn, haben die Einheimischen eigentlich eines ihrer Strahlengewehre dabei?«
»Ja, klar, wieso fragst du?«
»Bring sie erst mal hierher.« Savoy grinste.
Während Mehn die Anweisung befolgte, richtete Savoy seine Aufmerksamkeit auf Burke, den Sprengmeister, der gerade die letzten Vorbereitungen traf. Vor allem ging es dabei um höhere Mathematik: Mehn musste herausfinden, wo er die durchschlagskräftigen Sprengbomben am besten platzierte – so positionieren konnte, dass die Druckwellen der Explosionen alles, was da unten herumkroch, mit einem einzigen Schlag auslöschen würden. Normalerweise stellte es keinen Misserfolg dar, wenn ein Gegner oder auch zwei bei einer solchen Explosion entkamen, aber in diesem Fall durften sie keines dieser Gestein fressenden und sich dabei munter vermehrenden Monster entwischen lassen.
»Können wir das tatsächlich unbedenklich durchführen?«, wollte Savoy von Burke wissen, während er den Flug der näherkommenden Aufklärungsdrohnen auf seiner Frontalanzeige verfolgte.
Burke streckte zur Bestätigung eine Faust hoch. »Klar doch, Boss. Ich hab vorhin schon die Daten für die thermobaren Sprengbomben hereinbekommen, und der bodendurchdringende Radar hat uns ziemlich genau gezeigt, wie der Untergrund beschaffen ist und wie weit sich die Tunnel erstrecken. Wahrscheinlich könnte ich die Sache auch mit der halben Sprengkraft erledigen, aber da wir sie nun mal haben …«
»… sollten wir sie auch nutzen, klar.« Auch Savoy ballte die Hand zur Faust und schlug sie gegen Burkes.
Nero Jehan grummelte, während er den aus der ganzen Stadt eintreffenden Berichten lauschte.
Nicht mal die Hälfte davon stammte von seinen Soldaten. Die anderen Meldungen wurden aus verschiedenen Stadtteilen übermittelt und waren fast ausschließlich Beschwerden der Zivilbevölkerung.
Für so was hab ich jetzt keine Zeit! Nero ließ die riesige Faust so hart auf das Obsidian der Konsolenoberfläche krachen und knurrte dabei so verärgert, dass sein halber Stab ängstlich zurückwich.
Die andere Hälfte war an solche
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