Odyssey 01 - In die Dunkelheit
der Odyssey aus dem Graben und beäugten die Schäden. Savoy pfiff anerkennend durch die Zähne, während er die Einschlagstellen begutachtete. Der Boden brannte, vier tiefe Krater spuckten Flammen und Rauch. Die Tunnel dahinter waren eingestürzt und hatten hoffentlich alles zermalmt, was sich dort noch aufgehalten haben mochte.
»Gute Arbeit, Burke«, sagte Savoy, während er bereits die Drohnen herbeirief, damit sie mit ihrem Bodenradar erneut Informationen sammelten. »Wir müssen nun noch überprüfen, ob wir auch wirklich alle erwischt haben.«
»Was beim Schöpfer war denn das?«, fragte Tanner fassungslos, als sich das Erdbeben ringsum schließlich legte.
»Eine Explosion im Sektor Corinth, Admiral.«
Tanner sah zu Milla hinüber. »Ihre Freunde halten wohl nicht viel davon, die Dinge mit Fingerspitzengefühl zu erledigen, wie?«
Milla erwiderte das mit einem Achselzucken, aber in dem Panzeranzug war das verschwendete Mühe.
»Was soll’s.« Tanner schüttelte den Kopf. » Schäden?«
»Das lass mal meine Sorge sein«, erklärte Nero. »Meine Leute sind da draußen und haben das Gebiet vorher geräumt. Jetzt warten wir auf die Bestätigung, dass alle Drasins vernichtet wurden. Überlass das meinen Leuten.«
Tanner nickte grimmig. »Na schön, Nero.« Er wandte sich wieder dem eigenen Stab zu. »Wissen wir, wo sich die Odyssey derzeit aufhält?«
»Leider nicht, Admiral.«
Resigniert ließ sich Tanner in den Sessel sinken. Ich möchte mal wissen, wozu ich überhaupt noch gut bin.
32
»Schalten Sie die Antriebsdüsen aus.«
»Aye, aye, Sir«, erwiderte Daniels und erledigte dies unverzüglich.
Das Gerumpel im Hintergrund brach ab, und das Deck schien wieder ins Gleichgewicht zu geraten, als die Beschleunigung aufhörte. Weston lehnte sich in seinem Sitz zurück. Wegen des plötzlichen Wechsels war ihm leicht schwindelig, außerdem wollte er nachdenken.
Die Odyssey war in der letzten Stunde der subjektiven Beschleunigung von nur einem g ausgesetzt gewesen, doch das bedeutete in Anbetracht des CM-Feldes, das acht Prozent seiner maximalen Leistungskraft fuhr, dass sie in Wirklichkeit etwa fünfzig g erreicht hatten. Aufgrund der vollen Zündung der Steuerraketen beim Start betrug ihre gegenwärtige ballistische Geschwindigkeit knapp fünfundsiebzigtausend Kilometer pro Sekunde oder circa ein Viertel Lichtgeschwindigkeit.
»Was macht der Feind?«, fragte Weston.
»Nimmt immer noch Kurs auf den Planeten, Captain«, erwiderte Waters. »Kein Anzeichen dafür, dass man uns entdeckt hat.«
Weston versuchte, nicht an das Risiko, das er eingegangen war, und an die vor ihnen liegenden Gefahren zu denken. Auf dem Display sah er, dass sie den Abfangpunkt in knapp einer Stunde erreichen würden. Ihre Geschwindigkeit würde dabei gewährleisten, dass die Odyssey eine erste Salve frei hatte – aber keine weitere. Danach würde alles vom Feind abhängen. Und das war, wie er wusste, keine gute Ausgangsposition für gezielte Aktionen.
»Ablösungsmannschaft zur Brücke beordern«, befahl er. Seiner Miene waren die Grübeleien nicht anzusehen.
»Ja, Sir.«
»Commander, Sie übernehmen die erste Wache.« Weston stand auf. »Ich löse Sie in zwanzig Minuten ab.«
»Nicht nötig, Sir. Ich brauche keine Pause«, erklärte Roberts.
Weston lächelte leicht. »In zwanzig Minuten werden Sie ihr Quartier aufsuchen, Commander. Dort werden Sie schnell duschen und anschließend eine leichte Mahlzeit einnehmen. Dann, und erst dann, will ich Sie wieder auf der Brücke sehen. Verstanden?«
»Verstanden, Sir.«
»Gut.« Weston drehte sich um und ging auf den Aufzug zu, der gerade mit der Ablösung ankam. »Dann sehe ich Sie in zwanzig Minuten.«
»Aye, aye, Captain.«
»Doktor … Ich …«
»Was ist los, Schwester?«, fragte Doktor Rame, während er eine Schachtel mit Antibiotika aus einer Kühlbox holte und sie zu einem OP-Tisch auf der anderen Seite des medizinischen Labors mitnahm. Er gab die Antibiotika in eine unter Druck stehende Pumpe, die so konstruiert war, dass sie selbst bei fehlender künstlicher Schwerkraft im Schiff Arzneimittellösungen freisetzen konnte.
»Was wird passieren, Doktor?«
Rame blieb stehen, warf der jungen Frau einen Blick zu und kehrte zu der Kühlbox zurück, um ihr Morphium zu entnehmen. »Wir werden Verwundete verarzten müssen«, sagte er dabei. »Falls wir Glück haben, sogar sehr viele.«
»Glück?«
»Sandra … Falls wir kein Glück haben, werden sie tot sein, ehe wir
Weitere Kostenlose Bücher