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Odyssey 01 - In die Dunkelheit

Odyssey 01 - In die Dunkelheit

Titel: Odyssey 01 - In die Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evan Currie
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einem unversehrten Teil der Hülle, an dem sie anlegen konnten. Trotz des lädierten Äußeren wirkte das fremde Schiff bemerkenswert intakt, sodass der Lieutenant bald darauf auf eine passende Andockmöglichkeit stieß. Ein letzter Ruck drückte Roberts nochmals tief in den Sitz, dann fuhren die magnetischen Greifarme aus und verbanden das Shuttle mit dem Schiff. Von unten hörten sie, wie auch die mobile Luftschleuse ausfuhr; kurz danach öffnete sich eine Bodenluke.
    »An alle: Schutzanzüge versiegeln! Gefahrenstufe sechs! McRaedy, auf geht’s. Schneiden Sie eine Öffnung in die Metallhülle!«
    Durch das Shuttle drang lautes Zischen: Alle Soldaten und Piloten versiegelten die Anzüge und nahmen ihre Positionen ein. Zwei Soldaten deckten McRaedy mit ihren Sturmgewehren, während er mit dem Schneidbrenner die Schiffshülle zu bearbeiten begann und damit einen Funkenregen auslöste, der bis ins Innere der Raumfähre drang.
    »Verdammt zähes Material, Sir!«, rief McRaedy herüber.
    »Schaffen Sie’s?«, schrie Roberts zurück.
    »Klar doch. Sie werden’s gleich sehen!«
    »Also nichts wie los.« Unter seinem Visier erlaubte sich Roberts ein Feixen.
    Trotz der mühseligen Arbeit schaffte McRaedy in knapp einer Stunde den Durchbruch. Als sich die kreisrund herausgeschnittene Metallplatte löste und im Inneren des fremden Schiffs scheppernd gegen irgendetwas prallte, trat er einen Schritt zurück.
    Roberts sah einen der Soldaten forschend an. »Künstliche Schwerkraft? Das wird ja immer seltsamer.« Er zwäng­te sich durch die Öffnung, gefolgt von zwei anderen, die bei der Sondierung des Ganges die Gewehre hin und her schwenkten. Ein dritter Soldat ließ sich zwischen sie fallen und suchte das Deck mit einem Sensorengerät von oben bis unten nach verborgenen Schaltkreisen und Stromrelais ab. Schließlich entschied er sich für eine bestimmte Richtung und machte sich auf den Weg zu der Stelle, an der er den Schiffsbug vermutete. Der Rest des Teams bezog rings um Roberts und den Sensorentech­niker Stellung, um sie nach allen Seiten hin zu decken.
    »Hier entlang.« Der Techniker untersuchte die Stromrelais und deren Knotenpunkte. »Hätten wir das Schiff konstruiert, würde die Brücke etwa zehn Meter vor uns und zwei Decks über uns liegen.«
    Roberts winkte die Teams nach vorne und zu einem Durchgang nach oben. Langsam, Schritt für Schritt bewegte sich die Gruppe vorwärts, wobei die Sturmgewehre der Marines den Weg wiesen.
    »Was ist das für ein Dreck auf dem Boden?«, knurrte Roberts, kniff die Augen zusammen und stieß einen Haufen zerbröckelnder Masse mit dem Stiefel an.
    »Keine Ahnung. Hab eine Probe genommen«, erwiderte der Techniker. »Komplexe Verbindungen, viele organische Stoffe. Icherde das zur Analyse durch den Spektrometer und durch weitere Apparate auf der Odyssey jagen müssen.«
    »Genau.« Roberts strich den verdreckten Stiefel an der Wand ab, stieg über den Haufen hinweg und folgte den Marines nach oben.
    Die Männer wurden ungeduldig, weil sie die verlassenen Decks Schritt für Schritt absuchen mussten. Sie waren an Schiffe gewöhnt, in denen es vor Energie und Leben summte. Die Leere war ihnen so unheimlich, dass sie sich ständig über die Schulter blickten, um nachzuschauen, ob ihnen irgendetwas entgangen war.
    Die Brücke lag auf dem dritten Deck und zwanzig Meter Richtung Achterschiff, aber sie fanden sie trotzdem relativ schnell. Die Zugänge waren so fest versiegelt, dass sie die Türen aufschneiden mussten – was Schwerarbeit bedeutete. Zwar schafften sie es, die Türen mit dem Schneidbrenner zu öffnen, doch das war mühsamer, als Roberts in Anbetracht der Materialdichte angenommen hatte. Im Unterschied zu den leeren, verlassenen Gängen war die Brücke bemannt, genauer gesagt: bemannt gewesen. Die Leichen der Besatzungsmitglieder waren über den Konsolen zusammengesunken und wirkten wie Mumien. Anhand der goldfarbenen Dienstuniformen konnte man sie dennoch als Mitglieder des Kommandostabs identifizieren.
    »Mein Gott«, stöhnte einer der Soldaten und musste sich unter seinem Visier offensichtlich übergeben.
    »Helfen Sie ihm.« Roberts wies einen anderen Soldaten an, den Mann zurück zur Raumfähre zu begleiten. »Was zum Teufel ist denen nur zugestoßen?«
    »Keine Ahnung.« Aus der Stimme des Technikers klang deutlich der Schock heraus.
    Die Körper waren völlig ausgetrocknet, die Haut klebte wie Leder über den Knochen, und das Haar wehte beim leisesten Luftzug. Dort,

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