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Odyssey 01 - In die Dunkelheit

Odyssey 01 - In die Dunkelheit

Titel: Odyssey 01 - In die Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evan Currie
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»Edward?«
    Sie wirkte unsicher, lächelte jedoch zaghaft, als sich der silberne Helm auf und ab bewegte. Danach klopfte sie Dr. Rame auf die Brust und wiederholte dessen Namen.
    »He, wieso werde ich hier ständig angestupst?«, pro­testierte er, ohne dass die beiden anderen ihn beachteten. Stattdessen begann die junge Frau unverständlich auf Dr. Palin einzureden.
    Weston, der von außen zusah, musste hin und wieder ein Kichern unterdrücken, denn die beiden anderen verhielten sich so, als wäre Dr. Rame gar nicht im Raum. Trotz Rames plumpem Schutzanzug konnte Weston an dessen Körperhaltung erkennen, wie verärgert der Arzt war.
    Palin hingegen konzentrierte sich völlig auf die Frau. Viele Minuten lang saß er nur da und lauschte auf den Wortschwall, während sein Gehirn damit begann, die Informationen zu verarbeiten und nach Korrelationen zu den ihm bekannten Sprachen zu suchen. Nach etwa zwanzig Minuten ergriff er das Wort: »Jan mest Dukto Edward Palin.«
    Die junge Frau hielt in ihrem Redeschwall inne und starrte verblüfft die silberne Maske an, die Palins Gesicht verbarg. »Jan mest Ithan Milla Chans.«
    Palin lehnte sich auf dem Stuhl zurück und seufzte hörbar auf. »Schön, Sie kennenzulernen, Milla.«
    »Captain, unser reizender Gast hier ist Milla Chans. Sie hat auch irgendeinen Titel, aber ich weiß noch nicht, was er bedeutet. Es ist wirklich faszinierend: Ihre Sprache scheint sich aus dem gleichen Stamm entwickelt zu haben wie die romanischen Sprachen auf der Erde, beispielsweise Französisch, Italienisch und Spanisch. Nur ist sie offenbar komplexer.«
    »Wie lange werden wir Ihrer Einschätzung nach brauchen, bis wir mit ihr kommunizieren können?«
    Palin überlegte einen Augenblick. »Mit Hilfe meiner Fähigkeiten und denen des Schiffsrechners wird es wohl nur ein paar Tage dauern, bis wir uns recht gut miteinander verständigen können – sofern Sie die junge Dame nicht nach technischen Dingen fragen.«
    »Im Augenblick will ich nur ihre Geschichte hören.« Weston zögerte kurz. »Und finden Sie heraus, woher sie stammt, damit wir sie nach Hause bringen können.«
    »Dazu werde ich nicht lange brauchen, Captain, bestimmt nicht.«
    Weston beendete das Gespräch und wandte sich von der Szene in der Isolierkammer ab. Von all dem, was er soeben beobachtet hatte, schwirrte ihm der Kopf. Palin hatte grundlegende Dinge der fremden Sprache innerhalb von Minuten entschlüsselt und wollte in wenigen Tagen auch mit dem Rest fertig sein. Die Fähigkeiten, die ihm die Personalakte zuschrieb, waren tatsächlich vorhanden und auch nicht übertrieben dargestellt worden.
    Gut. Je schneller diese Sache abgeschlossen ist, desto eher können wir herausfinden, was passiert ist und ob wir es mit einer Bedrohung zu tun haben.
    Mit großen Schritten kehrte Weston zur Brücke zurück.
    Als deutlich wurde, dass die Patientin nicht in blinde Panik geraten würde, zog sich Dr. Rame zurück, da er sich überflüssig vorkam. Während er die Luftschleuse betrat, dachte er über das soeben Erlebte nach. Dr. Palin war kei­neswegs der Vollidiot, für den er ihn gehalten hatte. Er behandelte die junge Frau mit Mitgefühl und hatte sie so weit beruhigt, dass er mit ihr an der Übersetzung ihrer Sprache arbeiten konnte. Palins phänomenale linguistische Begabung machte Rame zu schaffen. Nie zuvor hatte jemand irgendwelche bemerkenswerten Talente des Mannes erwähnt. Im Labor setzte sich Rame hinter den Schreibtisch, schaltete sein Terminal ein und rief Palins Personalakte auf.
    Derweil vertiefte sich Palin in der Isolierkammer in das Sprachproblem, nahm die Wörter, Sätze und Betonungen Millas in sich auf. Mit jedem Wort, das er entschlüsselte, kam ihm die Sprache eleganter vor. Trotzdem hatte er das Gefühl, dass ihm eine entscheidende Information bislang entgangen war. Etwas an dieser eindeutig einseitigen Unterhaltung beunruhigte ihn. Häufig konnte er den Sinn der schnell aufeinander folgenden Wörter trotz größter Bemühungen nicht erfassen. Dennoch wurde aus Millas Monolog nach und nach ein Dialog. Dazu trugen vor allem die Leistungen des Rechners bei, der Palins instink­tives Begreifen der fremden Sprache mit Informationen ergänzte.
    »Docteur Palin, was ist das für ein … Schiif?« Millas Akzent bestätigte eindeutig Palins Annahme, dass ihre Sprache mit den romanischen Sprachen auf der Erde verwandt war.
    »Das hier ist die Odyssey , ein Schiff der Nordamerikanischen Föderation. Es ist auf Entdeckungsfahrt,

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