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Odyssey 01 - In die Dunkelheit

Odyssey 01 - In die Dunkelheit

Titel: Odyssey 01 - In die Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evan Currie
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winzige Fahrzeug hinein, hinterließ ihren Daumenabdruck auf den Kontrollinstrumenten, versiegelte die Kapsel und löste die Schubdüsen aus, die das Gefährt in den Raum beförderten. Vom kleinen Bullauge aus sah sie, wie die Carlache unter dem massiven Beschuss der gegnerischen Schiffe wild herumwirbelte. Mit ebenso viel Wut wie vergeblicher Anstrengung erwiderte das Schiff das Feuer ein letztes Mal. Schließlich sah Milla noch einen tödlich verwundeten Krieger der Drasins in ihre Richtung treiben. Dann schwenkte die Kapsel abrupt herum und das Universum ringsum wurde schwarz.
    Sehr viel Zeit verrann, ohne dass Milla es mitbekam. Zeit, in der die Drasins Rettungskapseln wie die ihre zur Strecke brachten und ihre Schiffskameraden verzweifelt Hilferufe funkten.
    Während dieser Zeit trieb Milla in der Mikrogravitation der Kapsel, die sich ständig überschlug, durch den Raum. Doch die Sicherheitsgurte hielten sie an Ort und Stelle fest und bewahrten sie vor Verletzungen.
    Sehr viel später zogen die Drasins ab, offenbar zufrieden damit, dass sie ihre Arbeit erledigt hatten. Zufrieden damit, dass sie im System des Weißen Riesen nichts und niemanden am Leben gelassen hatten. Und nachdem sie verschwunden waren, warteten die Schaltkreise in Millas Kapsel geduldig auf Befehlseingaben.
    Schließlich musste der Rechner wohl zu dem Schluss gekommen sein, dass irgendetwas nicht stimmte. Er war zwar eingeschaltet, doch er hatte weder automatische noch manuelle Eingaben empfangen. Nun versuchte er von sich aus, Kontakt mit dem Mutterschiff aufzunehmen. Vielleicht hatte man ihn ja versehentlich aus dem Kommunikationssystem hinausgeworfen.
    Keine Antwort.
    Der Computer hielt kurz inne, aktivierte die eigenen Scanner und analysierte die Luft. Als er den wachsenden Anteil von Kohlendioxid registrierte, führte er eine Berechnung durch, die nahelegte, dass die prekäre Situation vielleicht doch nicht ganz zufällig eingetreten war.
    Deshalb überging der Computer in der Rettungskapsel ohne Wissen des einzigen Passagiers die eigene Programmierung und betätigte eine Reihe virtueller Schalter.
    Und über dem Kopf der bewusstlosen Frau begann ein kleines Gerät zu piepsen.

9
    Nach Ende der Erzählung blieben Milla und ihre Zuhörer lange schweigend sitzen. Jeder machte sich eigene Gedanken über den Verlust; jeder war auf die eine oder an­dere Weise von der Geschichte betroffen.
    »Soweit ich es beurteilen kann, sind Ihre Leute bald danach aufgetaucht. Offenbar habe ich unwahrschein­liches Glück gehabt, dass Ihr Schiff ausgerechnet zu diesem System unterwegs war, aber …«, Milla zögerte kurz und sah Weston neugierig an, »aber wieso wollten Sie überhaupt dorthin? Dort ist doch nichts zu holen!«
    Zum ersten Mal ergriff Dr. Palin das Wort. »Wir wollten …«
    »Nicht jetzt, Doktor«, unterbrach ihn Weston und schüttelte den Kopf. Er fand, es war noch nicht an der Zeit, Milla zu offenbaren, dass das interstellare Reisen eine neue Technologie für sie war.
    Mit zusammengekniffenen Augen blickte Milla auf den Bildschirm. »Herr im Himmel! Das ist ja Duorchin! Wie lange bin ich denn schon hier? Wir sind zwei Wochen von unserem letzten Standort entfernt. Ich …«
    Weston und Palin merkten, dass die junge Frau mühsam die Tränen zurückhielt, während ihr Bilder der zerstörten Schiffe und der gefallenen Kameraden durch den Kopf gingen.
    »Offenbar waren Sie ziemlich lange bewusstlos«, bemerkte Weston mit leichtem Achselzucken.
    Milla sah beide an. Ihr war klar, dass irgendetwas an dieser Erklärung faul war, wusste aber nicht, was. Schließlich gab sie auf und seufzte. »Jedenfalls danke ich Ihnen dafür, dass Sie meine Kapsel geborgen haben.«
    »Keine Ursache, Ithan Chans«, erwiderte Weston mechanisch. »Such- und Rettungsoperationen gehören zu unserem Auftrag. Und man lässt einen hilflosen Menschen nicht im Stich, ob an Land, im Meer oder im Raum. Punktum.«
    »Wie dem auch sei, ich bin Ihnen dankbar.« Millas Lippen zuckten. »Trotz dieser Unterbringung.«
    Palin kicherte. »Leider gehört auch das bei uns zur üblichen Prozedur, meine Liebe.«
    »Sie waren uns unbekannt. Da ist es Vorschrift, sie erst mehrere Tage zu isolieren und medizinische Tests durchzuführen«, erklärte Weston. »Allerdings muss ich gestehen, dass die Spiegelscheibe meine Idee war – das gehört nicht zu den Vorschriften.«
    »Diese Scheibe hat mich sehr beunruhigt.« Milla zog einen Schmollmund.
    Weston lächelte. »Das war ja auch

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