Odyssey 01 - In die Dunkelheit
einer riesigen Rotationswalze, die zugleich eines der beiden wichtigsten Habitate an Bord der Odyssey beherbergt. «
Milla blickte den Gang hinunter und dann zurück zu der gewölbten Fläche, die sie gerade durchquert hatten. »Verstehe. Ich glaube, mein Volk hat diese Technik niemals verwendet. Unsere ersten Schiffe waren Frachter, auf denen Schwerelosigkeit herrschte. Doch bald darauf wurde eine Technik zur Erzeugung künstlicher Schwerkraft entwickelt und in den Schiffen der zweiten Generation bereits eingesetzt.«
»Na ja, wir wollten wohl einfach nicht so lange warten«, erwiderte Weston. »Wir haben zwar bestimmte Ideen dazu, wie man Felder künstlicher Schwerkraft erzeugen kann, aber all das steckt noch in der Entwicklungsphase. Die Odyssey wurde gebaut, nachdem wir eine Technologie gefunden hatten, die uns Reisen mit Überlichtgeschwindigkeit ermöglicht.«
»Aha.«
»Dieser Schiffsteil beherbergt Labors und mehrere Unterkünfte«, erklärte Weston, während er mit Milla und Dr. Palin weiterging. »In den vorderen Abschnitten sind der Kommandostab, die Brücke, weitere Quartiere sowie Aufenthaltsräume untergebracht. In den technischen Räumen und Maschinenräumen herrscht Schwerelosigkeit, und der Zugang dazu ist nur wenigen Besatzungsmitgliedern gestattet. Selbst ich bin dort nicht unbedingt erwünscht.«
»Techniker und Maschinisten sind eine Sorte für sich, Capitaine. Es mag ja Ihr Schiff sein, aber die Maschinen gehören ihnen.«
Weston lachte. »Das ist nur allzu wahr, Milla.«
Inzwischen waren die drei an einem der Schiffsaufzüge angelangt. »Zum Hangar«, befahl Weston, nachdem sie die kleine Kapsel betreten hatten.
Als sich der Aufzug surrend in Bewegung setzte, sah sich Milla darin um.
»Hier, ziehen Sie die an.«
Milla zuckte zusammen und griff nach kurzem Zögern zu dem, was der Captain ihr reichte. »Was ist das?«
»Das sind Magnetstiefel. Der Hangar liegt unterhalb der anderen Decks und außerhalb der Habitate, in denen die Rotation für Schwerkraft sorgt.«
»Aha.«
Wieso zeigt er mir das alles?, fragte sich Milla, während sich die Schwerkraft im Aufzug so verringerte, dass ihr das Haar zu Berge stand. Ich gehöre doch gar nicht zu seinen Leuten.
Auf dem Flugzeugträgerdeck angekommen, glitt der Aufzug zischend auf und gab den Blick auf die riesige Fläche des Hangars frei. Verwirrt blickte Milla von oben nach unten und von rechts nach links.
»Manche der Raumfähren dienen dem Flug durch Atmosphären und verlangen sehr viel Platz für Steuerelemente«, erklärte Weston, als er Millas leicht eingeschüchterte Miene bemerkte. »Außerdem benutzen wir sie auch zum Transport großer Objekte.«
Das laute Klirren der Magnetstiefel im Hangar zog die Aufmerksamkeit mehrerer Besatzungsmitglieder auf sich, aber nur einer traute sich, zu den Neuankömmlingen hinüberzugehen.
»Hallo, Cap«, sagte Stephanos, wie üblich gut gelaunt, konzentrierte sich aber sofort auf Milla. »Schönen guten Tag! Wen haben wir denn hier?«
Stephanos hatte Milla nicht gesehen, als man sie von der Rettungsfähre aufs Schiff gebracht hatte. Damals war er zu sehr damit beschäftigt gewesen, das eigene Kampfflugzeug wieder sicher im Hangar zu landen. Seine Kameraden hatten allerdings mitbekommen, wie das Notfallteam sie ins medizinische Labor gerollt hatte. Später hatten sich alle möglichen Gerüchte über die Bergungsaktion verbreitet, deshalb nahm er an, dass die Frau, die er vor sich hatte, trotz ihrer Standarduniform nicht zur Besatzung gehörte.
»Ist das die junge Dame, die wir vor Kurzem aufgegabelt haben?«, fragte er – vor allem, um sich mal wieder in den Vordergrund zu spielen.
Als Weston lachte, fragte sich Milla, ob ihr Headset ihr eine korrekte Übersetzung übermittelt hatte. Ihr kam es nämlich so vor, als verhielte sich der Mann gegenüber dem Capitaine reichlich respektlos.
»Ja, das hier ist Ithan Milla Chans. Und das hier, Milla, ist Commander Stephen Michaels, aber wir nennen ihn Steph. Milla hat als Offizier auf einem der Schiffe Dienst getan, die wir da draußen gefunden haben, Steph.«
Milla zuckte bei der Übersetzung dieser Bemerkung zusammen. Als sie den jungen Mann vor sich genauso zusammenschrecken sah, machte sie große Augen.
»Mein herzliches Beileid, Ma’am.« Sofort wurde er ernst. Es verbot sich, über den Tod von Kameraden zu scherzen, daran hielt sich jeder im Militärdienst.
Milla nahm seine Beileidsbekundung ziemlich ungerührt entgegen und verbarg
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