Odyssey 01 - In die Dunkelheit
ihre Gefühle, indem sie sich im Hangar umsah. In der Nähe entdeckte sie eine Raumfähre, die nach Westons Beschreibung wohl für transatmosphärische Flüge konstruiert sein musste. Weit schnittiger waren die Raumfahrzeuge, die am anderen Ende des Hangars dicht nebeneinander standen. Dort schwirrten mehrere Männer herum, die offenbar Dringendes zu erledigen hatten.
»Was tun die Leute da drüben bei den Shuttles?«, fragte sie Weston neugierig.
Weston, Steph und Palin sahen sich ratlos um. »Was? Wo?«, fragte Steph verwirrt.
»Da drüben.« Milla deutete auf die schnittigen Maschinen.
Plötzlich lachten Weston und Steph. »Ach so, das nennen Sie Shuttles ?«, fragte Steph schließlich mit breitem Grinsen. Bei jedem anderen hätte er diese Bezeichnung als Kampfansage aufgefasst, aber Millas verständnislose Miene besänftigte ihn sofort. Langsam werde ich ein echtes Weichei. Ich hab schon für geringfügigere Beleidigungen Zweizentnerkerle zusammengeschlagen.
Steph sah zu Weston hinüber, der seine Belustigung mühsam verbarg. »Mit deiner Erlaubnis, Cap?«
Während Weston einen Moment überlegte, musste er erneut lachen. »Also gut, Steph. Die normale Tour für Ehrengäste. Nichts weiter, wenn du verstehst, was ich meine.«
»Ja, Sir, allerdings.« Steph grinste frech und salutierte so, dass die Geste vorschriftsmäßig und trotzdem ironisch wirkte.
Weston schüttelte den Kopf. Irgendwann muss ich herauskriegen, wie er das anstellt.
Steph ging mit Milla zu den »Shuttles« hinüber – jenem Kontingent der Archangels-Maschinen, der startklar war. Als sie sich den Kampfflugzeugen näherten, kamen mehrere Piloten herüber, um ihren Kommandanten zu begrüßen – was für einige nur einen Vorwand darstellte, um einen Blick auf Milla zu werfen. Steph schickte sie sofort weg.
»Das hier ist ein Kampfflugzeug des Typs Archangel, Milla. Hat überhaupt nichts mit irgendwelchen Shuttles gemein, die Sie im Hangar sicher noch sehen werden.« Steph strich liebevoll über die glatte Armierung des schnittigen Fliegers.
»Ein Kampfflugzeug?« Milla sprach das Wort sehr langsam aus, als wollte sie jede Silbe erst ausprobieren. Das Flugzeug vor ihr war also das Gegenstück der Odyssey zu den kleinen Fliegern, die in den letzten Momenten des Gefechts mit den Drasins von der Carlache aus gestartet waren.
Er hat ja recht , wurde ihr klar, als sie das Kampfflugzeug musterte. Unsere Kampfflugzeuge hätte ich als Shuttles bezeichnet, denn das waren sie ja auch, im Unterschied zu diesen. Die hier wurden speziell für Gefechte konstruiert, da wurde kein Platz verschwendet, alles ist durch und durch funktional, anders als bei unseren umgerüsteten Frachtern.
Es war ein Aha-Erlebnis, das Milla zwang, ihre Ansichten bezüglich der Kontroverse zu revidieren, die kurz vor ihrem Aufbruch mit der Calache auf ihrem Heimatplaneten getobt hatte. Seinerzeit hatten viele Menschen, auch sie selbst, die Aufrüstung – den Bau von Kriegsschiffen – für überflüssig gehalten, da die umgerüstete Flotte doch über die nötige Abwehrkraft zu verfügen schien. Mittlerweile war sie eines Besseren belehrt worden.
Gut, dass es ihr nie etwas ausmachte, einen Irrtum zuzugeben. Na ja, jedenfalls nicht viel.
»Das beste Kampfflugzeug für transatmosphärische Flüge«, schwallte Steph weiter. »Die ursprüngliche Konstruktion ist mehr als achtundzwanzig Jahre alt, aber in den letzten fünfundzwanzig Jahren wurden die meisten Systeme immer wieder auf den neuesten Stand gebracht. Spezielle Systeme für Manöver im Raum wurden beispielsweise erst vor zwei Jahren hinzugefügt. Wir hatten nie viel Verwendung dafür, mal abgesehen von ein, zwei verrückten Angriffsvorhaben während des Krieges. Bis die Odyssey auf den Reißbrettern entworfen wurde.«
Bei Raummanövern musste man bis an die Grenze seines Könnens gehen, und für einen Piloten wie Steph war so etwas das Größte überhaupt, denn dabei konnte er alles zeigen, was er drauf hatte.
»Sogar die Flugwerke haben wir dreimal ausgetauscht. Deshalb sehen diese Maschinen eigentlich nur noch äußerlich den ursprünglichen Archangels ähnlich.«
»Sie haben die Kampfflugzeuge in der Atmosphäre Ihrer Welt eingesetzt?« Für Milla eine entsetzliche Vorstellung. »Gegen die eigenen Leute?«
Man hat uns ja beigebracht, dass die Anderen häufig Kriege gegeneinander geführt haben … Aber wenn man den Beweis so vor sich sieht … Milla schauderte es bei dem Gedanken, dass diese prächtige
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