Odyssey 01 - In die Dunkelheit
einsetzen wollte, basiert auf dem der Gravitation entgegenwirkenden System, das wir in den Maschinen der Archangels verwenden. Es ist keine Schwerkraft im eigentlichen Sinne, sondern nur eine Art Simulation. Diese Technologie wurde aber nur in der Bauphase der Odyssey in diesem Schiffsbereich eingesetzt. Soweit ich weiß, haben die Arbeiter diese Ebene des Schiffs als Freizeitbereich benutzt.«
»Das kann ich gut verstehen. Es ist ja auch wunderschön hier. Aber wenn diese Technologie so viel Energie verbraucht hat, wieso hat man sie dann überhaupt eingesetzt?«
Stephanos zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich, weil damals nur der Reaktor, aber keines der anderen Systeme arbeitete – außer den lebenswichtigen. Der Reaktor der Odyssey erzeugt fortwährend Energie, und wenn sie nicht genutzt wird, verpufft sie sozusagen. Sicher hat man den Arbeitern gern erlaubt, sie hier zu nutzen.«
»Verstehe. Wie schön für sie«, bemerkte Milla gedankenverloren, denn sie konzentrierte sich immer noch auf die Aussicht.
»Stimmt. Damals war das hier die einzige Station überhaupt in der Umlaufbahn, die über ein Schwerkraftfeld verfügte. Die Konstruktion der Odyssey stützte sich auf die alte internationale Raumstation, und zugleich entstanden neue Plattformen in der Umlaufbahn.«
Milla lächelte. »Und wegen des Schwerkraftfelds fühlten sich die Bauarbeiter hier sicher wie zu Hause. Ist schon lange her, dass unsere Schiffe ohne Schwerkraft auskommen mussten. Selbst unsere winzigen Kampfflugzeuge haben Schwerkraftfelder.«
»Ach ja? Ich hätte gedacht, dass Schwerkraftfelder die Reaktionszeit eines Kampfjägers verzögern. Wir nutzen das Feld, das uns mit Antigravitation versorgt, auch dazu, unsere eigene Masse und die der Kampfflugzeuge zu eliminieren. Ohne Masse gibt es auch keine Massenträgheit. Und sobald die Massenträgheit aufgehoben ist, hat die Schwerkraft keine Konsequenzen mehr.«
Milla zuckte die Achseln. Auf Schiffskonstruktion war sie eigentlich nicht spezialisiert.
Da Steph merkte, dass sie über dieses Thema nicht weiter reden wollte, wandte er sich um und blickte zu den Rotationswalzen der Haupthabitate hinüber.
Eine Weile später zuckten beide zusammen, als plötzlich die Sprechanlage des Schiffs losdröhnte.
»Ithan Chans, falls Sie sich während des Übergangs auf der Brücke aufhalten möchten, sollten Sie jetzt kommen.«
Stephanos blickte auf. »Alles klar, Commander Roberts, wir kommen sofort.«
»Gut, Lieutenant. Der Captain wartet schon auf Sie.«
Stephanos beendete das Gespräch. »Im Klartext heißt das: Setzt eure Hinterteile unverzüglich in Bewegung.«
11
Als Milla und Stephanos auf der Brücke ankamen, war Weston gerade dabei, die Langstrecken-Scans des Zielsystems anzufordern.
»Tachyonen-Scanner aktiviert, Captain. In wenigen Sekunden müssten vorläufige Messdaten eintreffen,« erklärte ein Unteroffizier.
»Ausgezeichnet. Leiten Sie die Informationen sofort ans Navigationsteam weiter.«
»Ja, Sir.«
Weston drehte sich um und sah zu den beiden Neuankömmlingen hinüber. »Ah, Milla, nochmals herzlich willkommen auf der Brücke.« Er wandte sich Stephanos zu. »Wir verlassen dieses System in wenigen Minuten. Dir bleibt gerade noch genügend Zeit, in den Hangar zurückzukehren. Die übrigen Angels hab ich dort schon zusammengerufen.«
Stephanos nahm stramme Haltung an, salutierte, drehte sich auf der Ferse um und verließ die Brücke mit großen Schritten.
Milla sah ihm hinterher. »Sie bereiten Ihre Kampfjäger also auf einen Start vor? Wieso?«, fragte sie Weston.
»Ithan Chans, wer oder was auch immer Ihre Leute angegriffen hat: Es war ein bemerkenswert erfolgreicher Schlag. Wir wissen noch immer nicht, wieso Sie überlebt haben, ja nicht einmal, was die Angreifer Ihrer restlichen Flotte da draußen angetan haben. Ich werde mit meiner Mannschaft kein unnötiges Risiko eingehen.«
Milla nickte. Seine Einstellung war verständlich, sie konnte sie schwerlich kritisieren, selbst wenn sie das Recht dazu gehabt hätte – was nicht der Fall war.
Während die Messdaten der Tachyonen hereinströmten, gingen die hastigen Vorbereitungen auf der Brücke weiter. Jemand wies Milla einen Klappsitz an der hinteren Wand zu und gurtete sie fest. Nach und nach ebbte das hektische Treiben ab. Als alle nötigen Vorkehrungen getroffen waren, lehnte sich der Captain abwartend zurück.
»Stephanos, bei der Brücke melden«, rief er schließlich über die Sprechanlage und beugte sich vor,
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